idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.03.2021 11:08

RWI: Rasche wirtschaftliche Erholung nur bei Eindämmung der Corona-Pandemie möglich

Sabine Weiler Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senkt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 auf 3,6 Prozent, für 2022 erwartet es 3 Prozent. Taktgeber für die wirtschaftliche Erholung ist die Binnennachfrage. Die Arbeitslosenquote dürfte 2021 bei 5,4 Prozent, 2022 bei 5 Prozent liegen. Das staatliche Budgetdefizit dürfte im laufenden Jahr auf 151 Milliarden Euro steigen. Im Jahr 2022 dürfte das Minus durch das Zurückfahren von Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen sowie steigende Steuereinnahmen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung auf knapp 104 Milliarden Euro sinken.

    Insgesamt wird die Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der Weltwirtschaft weiter durch die Corona-Pandemie geprägt.

    Das Wichtigste in Kürze:

    • Das RWI senkt aufgrund der Auswirkungen der Corona-/COVID-19-Pandemie seine Prognose des deutschen Wirtschaftswachstums für 2021 gegenüber Dezember vergangenen Jahres von 4,9 auf 3,6 Prozent. Für 2022 erwartet es nun 3 statt 2,8 Prozent.

    • Die Prognose beruht auf der Annahme, dass der gegenwärtige Anstieg der Corona-Neuinfektionen und damit auch die Zahl der schweren Krankheitsverläufe begrenzt bleibt. Unter dieser Annahme dürfte der im März von der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder beschlossene Stufenplan bis zum Sommer greifen und der Lockdown nach und nach aufgehoben werden. Taktgeber für die wirtschaftliche Erholung ist die Binnennachfrage.

    • Der Arbeitsmarkt bleibt von der Pandemie gezeichnet, die Lage bessert sich nur allmählich. Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt im ersten Halbjahr 2021 nochmals gegenüber dem Vorjahreswert und erholt sich im Laufe des Prognosezeitraums wohl nur langsam. Grund für den anhaltenden Rückgang der Beschäftigung dürften die seit November infolge der gestiegenen Infektionszahlen wieder verstärkten Infektionsschutzmaßnahmen sein, die in einigen Wirtschaftszweigen die Möglichkeit zur Berufsausübung massiv einschränken. Seit März werden diese Maßnahmen wieder schrittweise gelockert, deshalb dürfte die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen in den Folgemonaten wieder leicht steigen. Die Arbeitslosenquote dürfte 5,4 Prozent in diesem und 5 Prozent im nächsten Jahr betragen.

    • Die Inflation dürfte sich 2021 und 2022 moderat entwickeln und in diesem Jahr bei 1,7 Prozent, im nächsten bei 1,4 Prozent liegen. Es besteht allerdings das Risiko, dass sie stärker steigt, weil die Konsumnachfrage nach Ende der Infektionsschutzmaßnahmen stärker zunimmt als in der Prognose unterstellt. In diesem Fall könnte die Notenbank gezwungen sein, die Zinsen früher und schneller anzuheben, was wiederum die konjunkturelle Erholung dämpfen würde.

    • Das staatliche Budgetdefizit dürfte von knapp 140 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 151 im laufenden Jahr steigen. Im Jahr 2022 werden das Zurückfahren von Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen sowie steigende Steuereinnahmen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung dazu beitragen, das Minus auf knapp 104 Milliarden Euro zu senken. Im vergangenen Jahr ist die Staatsverschuldung nach Maastricht-Abgrenzung relativ zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 60 auf rund 70 Prozent gestiegen. Der starke Anstieg ergab sich unter anderem durch das hohe Finanzierungsdefizit und die Aufstockung von Haushalten durch Kredite. In diesem Jahr dürfte die Schuldenstandsquote in etwa konstant bleiben und 2022 auf knapp 69 Prozent zurückgehen.

    • Die Entwicklung der Weltwirtschaft wird weiterhin durch die Corona-Pandemie geprägt. Steigende Infektionszahlen und damit verbundene verschärfte Eindämmungsmaßnahmen belasten vielerorts weiterhin viele Dienstleistungsbereiche. Die globale Industrieproduktion und der Warenhandel haben hingegen bereits zum Jahresende das Vorkrisenniveau wieder übertroffen, insbesondere durch die starke Entwicklung der chinesischen Volkwirtschaft. Insgesamt dürfte die Weltproduktion in diesem Jahr um 6 Prozent steigen. Im kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum mit der fortschreitenden Erholung normalisieren und bei 3,9 Prozent liegen.

    Zu den weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Das größte Risiko für die wirtschaftliche Erholung ist der weitere Verlauf der Corona-Pandemie. Bei vielen Unternehmen scheinen die Liquiditätspuffer aufgebraucht zu sein. Verzögert der gegenwärtige erneute Anstieg der Neuinfektionen die schrittweisen Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen, könnte eine größere Zahl an Unternehmen gezwungen sein, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten einzustellen. Das würde nicht nur kurzfristig die wirtschaftliche Erholung verlangsamen, sondern hätte auch längerfristig negative Folgen für die Gesamtwirtschaft.“

    (veröffentlicht in „RWI Konjunkturberichte“, Heft 1/2021)

    ---------------------------

    Ihre Ansprechpartner/in dazu:
    Prof. Dr. Torsten Schmidt, Tel. (0201) 81 49-287
    Sabine Weiler (Pressestelle), Tel. (0201) 81 49-213


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Torsten Schmidt, Tel. (0201) 81 49-287


    Originalpublikation:

    https://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/431/


    Weitere Informationen:

    https://www.rwi-essen.de/kb - Hier finden Sie die RWI-Konjunkturberichte auf der RWI-Homepage.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).