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01.03.2004 10:14

Hertz-erquickende Trauer-Bühne

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Barocke Embleme zur Passion Christi in einem Buch des Augsburger Verlegers J. Chr. Kolb aus dem Jahr 1708 - Ausstellung in der Zentralbibliothek der UB Augsburg vom 3.3. bis zum 22.4.2004 ---

    Ab dem 3. März 2004 zeigt die Universitätsbibliothek Augsburg bis zum 22. April in der Ausstellungshalle der Zentralbibliothek (Universitätsstraße 22) die Ausstellung " Hertz-erquickende Trauer-Bühne - Barocke Embleme zur Passion Christi". Die Ausstellung ist einem Buch gewidmet, das der Augsburger Verleger Johann Christoph Kolb im Jahr 1708 veröffentlichte. Das vorzüglich erhaltene Exemplar dieses reich illustrierten Werkes in der Universitätsbibliothek Augsburg (Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek, 02/XIII.6.2.87) besteht aus ungebundenen Lagen, so dass sich die seltene Gelegenheit bietet, alle 29 Kupferstiche nebeneinander zu präsentieren.

    Hinter dem wortreichen barocken Doppeltitel "Cor laetificans Castrum Doloris Christo redemtoris Oder Hertz-erquickende Trauer-Bühne Dem Erlöser Menschlichen Geschlechts Christo Jesu" verbirgt sich eine Folge von Emblemen, mit erläuternden Texten versehene Sinnbilder, die die Passion Christi vom Letzten Abendmahl bis zur Grablegung vergegenwärtigen. Der Titel erklärt sich daher, dass Embleme häufig als Schmuck an so genannten "Castra doloris" oder "Trauergerüsten" angebracht wurden. Es waren dies pompöse Aufbauten, die aus Anlass des Todes hochgestellter Persönlichkeiten insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert häufig in Kirchen errichtet wurden; zumeist aus leichten Materialien wie Brettern, Pappe und Tuch, da solche Ensembles rasch aufgebaut werden mussten und ohnehin nicht für dauerhafte Aufstellung bestimmt waren. Die Embleme des vorliegenden Buches könnte man also, wie der Titel sagt, als Schmuck eines zu Ehren Christi errichteten Castrum doloris verwenden. Freilich wird dieses Castrum doloris für Christus im Buch nie als Ganzes dargestellt: Es bleibt rein imaginär bzw. wird nur "in dem Hertzens-Tempel andächtiger Christen" (so die Titelseite) errichtet.

    Die bildliche Umsetzung der von einem nicht namentlich genannten "hochgelehrten Herrn und Patron" konzipierten Embleme erfolgte durch den Goldschmied und Grafiker Johann Andreas Thelott (1655-1734), der einer namhaften, ursprünglich aus Dijon stammenden Künstlerfamilie angehörte, die seit 1585 in Augsburg nachweisbar ist. Paul von Stetten nannte ihn in seiner Kunst-, Gewerb- und Handwerks-Geschichte der Reichs-Stadt Augsburg (1779) sogar den "berühmtesten Augsburger Künstler in getriebener Arbeit". Die qualitätvollen Kupferstiche nach Thelotts Vorlagen fertigten der Verleger Johann Christoph Kolb und sein bislang wenig bekannter Schwager Johann Böcklin.

    Kolb verfolgte, wie aus der Vorrede hervorgeht, mit diesem Werk nicht nur erbauliche Absichten: Er hoffte, das Werk werde auch "die Kunst-aestimirende hochgeneigte Liebhaber / sie seyen gelehrt oder ungelehrt / wegen seiner Trefflichkeit gewiß ungemein contentieren". Wer die Druckgraphik des Barock zu "aestimiren" weiß, kann an der Hertz-erquickenden Trauer-Bühne auch heute noch Gefallen finden, selbst wenn uns Frömmigkeit und Gedankenwelt der damaligen Zeit inzwischen fern gerückt sind.

    Die Ausstellung umfasst neben den 29 Kupfertafeln (27 Embleme, Titelkupfer, Porträt des Widmungsträgers, Kaiser Josephs I.) einige ausgewählte Textseiten des Buches sowie eine Vitrine, die den Kontext (Emblem, Castrum doloris) erläutert. Knappe Erklärungen stellen sicher, dass die Embleme auch für diejenigen verständlich sind, die mit barocker Bildersprache oder der Passionsgeschichte nur bedingt vertraut sind.

    Die Ausstellung in der Zentralbibliothek der UB Augsburg (Universitätsstraße 22) läuft bis zum 22. April. Sie ist montags bis freitags von 8.30 bis 22.00 Uhr und samstags von 8.30 bis 16.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Dr. Peter Stoll
    Universitätsbibliothek Augsburg
    86135 Augsburg
    Tel.: 0821-598-5372
    Fax: 0821-598-5354
    peter.stoll@bibliothek.uni-augsburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     


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