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01.03.2004 13:15

Kristalline Ordnung in Schnee, SARS-Virus und Hightech-Bauteil

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Gemeinsame Jahrestagung deutscher Kristallographenverbände vom 15.-19.3. an der Universität Jena

    Jena (01.03.04) Bei Temperaturen unter 0 °C wandeln sich fallende Regentropfen in Schneekristalle um. Dazu ordnen sich die Wassermoleküle regelmäßig und symmetrisch zueinander an - im so genannten Kristallgitter. Lockere Flocken bestehen aus vielen zusammengeketteten "Kriställchen". Bei tiefen Temperaturen gibt es Eisnadeln oder -plättchen. Die kurzlebigen kalten Glitzersternchen stehen ihren ewigen Kollegen, den Diamanten, beim regelmäßigen Aufbau in nichts nach. Seit jeher faszinieren die vielfältigen und regelmäßigen Formen der Kristalle die Menschen. Vom 15.-19. März treffen sich Deutschlands Kristallographen und Kristallzüchter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Schon jetzt liegen uns 600 Anmeldungen vor", berichtet Prof. Dr. Eckhart Förster. Der Röntgenoptik-Experte von der Universität Jena hat zusammen mit Kollegen von Schott Lithotec sowie Innovent die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kristallographie e. V. (DGK) sowie der Deutschen Gesellschaft für Kristallwachstum und Kristallzüchtung e. V. (DGKK) organisiert.

    Nicht von ungefähr ist dem Physiker diese Aufgabe übertragen worden. In Försters Abteilung "Röntgenoptik" werden speziell gebogene Kristalle hergestellt, mit deren Hilfe man Atomen quasi beim Schwingen zusehen kann. "Solche Kristalle sind Bauteile komplizierter Apparaturen, die die Bewegung von Atomen mit Hilfe sehr kurzer Zeitimpulse messen können", berichtet Förster. Doch Kristalle sind nicht nur Anliegen der Grundlagenforschung, sondern wesentlicher Teil unseres Alltags: Ohne sie piept kein Handy, bleibt der Flachbildschirm des Laptops schwarz und das Laser-Skalpell stumpf. Sie erfreuen als Edelstein, versüßen als Kandis den Tee und sind die Taktgeber in der Quarzuhr. Für technische Anwendungen werden in der Industrie und im Labor Kristalle mit speziellen Eigenschaften gezüchtet. Biochemiker kristallisieren ihre Eiweiße, um deren Struktur aufzuklären und ihre Funktion zu verstehen.

    Daher kommen auf der Tagung Experten aus allen Fachgebieten zu Wort. Die Vortragsthemen reichen von der Herstellung und Anwendung industrieller optischer Kristalle über die Strukturaufklärung des SARS-Virus mittels Röntgenstrukturanalyse bis hin zu Computerprogrammen, mit denen sich Kristallwachstum auf atomarer Ebene simulieren lässt.

    "Die Kristallzüchtung und die Kristallographie sind heute Forschungsgebiete mit deutlich interdisziplinärem Charakter", so Förster. Ursprünglich untersuchten Mineralogen Gesteinsproben auf ihre innere räumliche Ordnung. Denn die Bausteine, ihre Art der Anordnung und die Art der Bindung bestimmen das äußere Erscheinungsbild und die Eigenschaften eines Kristalls: etwa seine Festigkeit, bevorzugte Spaltrichtungen und Leitfähigkeit von Licht oder Strom. Je tiefer man in den Kristall hineinschaut, desto mathematischer wird es. Da gibt es Gitterkonstanten und Symmetrien, oktaedrische und tetragonale Lücken in raumzentrierten Gittern. Das alles war bereits dem Universalgenie Goethe etwas zuviel. Der passionierte Sammler von Mineralien appellierte seinerzeit an die Kristallographen, über ihre Betrachtungen der Flächen, Winkel und Symmetrien nicht die Schönheit der Kristalle aus den Augen zu verlieren.

    Eine extra anlässlich der Tagung konzipierte Ausstellung der Mineralogischen Sammlung der Jenaer Universität (Sellierstr. 6) soll die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer von ihrer abstrakten Wissenschaft auf das Faszinosum Kristall leiten. Die Ausstellung ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich und wird am 10. März (18.00 Uhr)eröffnet. Wer noch mehr über die Entwicklung der Kristallographie als Wissenschaft in Jena von Goethe bis heute erfahren will, sollte den populären Festvortrag "Die Kristallographie als Wissenschaft betrachtet" besuchen. Der Jenaer Mineraloge Prof. Dr. Klaus Heide spricht am 15. März, 18.30 Uhr in der Aula der Universität (Fürstengraben 1) zum gleichnamigen Zitat Johann Wolfgang von Goethes. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

    Weitere Information zu Tagungsprogramm und Tagungsinhalten finden sich im Internet unter: http://www.conventus.de/kristalle.

    Hinweis für die Medien:
    Es ist eine Pressekonferenz geplant. Zur Eröffnung der Sonderausstellung findet diese am 10. März um 10.00 Uhr in der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena (Sellierstr. 6) statt. Ab 11 Uhr können die Vertreter der Medien vorab die Ausstellung besichtigen und die anwesenden Experten befragen. Vom 11.-14. März findet ein Praktischer Kurs zur "Kristallisation biologischer Makromoleküle" statt. Unter Aufsicht internationaler Experten werden Nachwuchswissenschaftler selbst mitgebrachte Eiweiße oder Enzyme für röntgenographische Untersuchungen aufbereiten. Es besteht Gelegenheit für Foto- bzw. Filmaufnahmen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Eckhart Förster
    Institut für Optik und Quantenelektronik der Universität Jena
    Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 947260
    E-Mail: foerster@ioq.uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.conventus.de/kristalle


    Bilder

    Manche Salze mögens heiß: Erst bei 300 Grad bildet sich dieser Borazitkristall.(Foto: Uni-Jena)
    Manche Salze mögens heiß: Erst bei 300 Grad bildet sich dieser Borazitkristall.(Foto: Uni-Jena)

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    Botschafter aus der Erdfrühzeit ist dieser 3,3 Milliarden alte Olivinkristall (Foto: Uni Jena)
    Botschafter aus der Erdfrühzeit ist dieser 3,3 Milliarden alte Olivinkristall (Foto: Uni Jena)

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Manche Salze mögens heiß: Erst bei 300 Grad bildet sich dieser Borazitkristall.(Foto: Uni-Jena)


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