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29.03.2021 13:22

Wie erneuert sich die Natur? Eine Forschungsgruppe unter Leitung der TU Darmstadt sucht nach Antworten

Claudia Staub Stabsstelle Kommunikation und Medien
Technische Universität Darmstadt

    Darmstadt, 29. März 2021. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird in den kommenden vier Jahren ein Konsortium finanzieren, das wissen will, wie sich die Natur selbst erneuert. Dabei geht es um nichts weniger als um das Drehbuch für die natürliche Regeneration des Regenwalds und wie sich dieser Prozess von außen stärken lässt.

    Zu jeder Zeit in der Geschichte unseres Planeten sind Ökosysteme vernichtet und anschließend von der Natur zurückerobert worden. Allerdings hat sich die Lage inzwischen zugespitzt. Regenwälder verschwinden heute in rasantem Tempo und mit großen Kahlschlägen. Die Rate, mit der Lebewesen aussterben, hat sich in den vergangenen hundert Jahren verdreifacht. „Angesichts dieser Entwicklungen drängt sich die Frage auf, ob wir auf die komplexe Regeneration unseres Planeten vorbereitet sind“, sagt Nico Blüthgen, Professor für Ökologische Netzwerke an der TU Darmstadt und Leiter des Konsortiums. „Denn nur komplexe Ökosysteme sind letztlich auch resilient. Artenvielfalt allein genügt nicht. Es kommt auch auf die vielfältigen und engmaschigen Beziehungen innerhalb eines Ökosystems an. Wir wissen nicht, wie und in welchem Tempo die Natur diese Beziehungen knüpft.“

    Blüthgen und 24 weitere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus zwölf Universitäten und Stiftungen werden deshalb in den kommenden vier bis acht Jahren die natürliche Regeneration im Chocó Tieflandregenwald in Ecuador untersuchen. Welche Arten kommen als erstes wieder zurück? Wie lange dauert die natürliche Regeneration? Wird die alte Artenvielfalt wieder erreicht? Werden alle komplexen Beziehungen wieder aufgenommen? Wie nahe kommt der neue Regenwald an die Funktionalität des alten Regenwalds heran? Blüthgen und den Teams geht es nicht um eine bloße Inventur, sondern um das Vermessen von Komplexität in den Tiefen des wieder aufkeimenden Ökosystems.

    Dafür wird das Konsortium mit der gemeinnützigen Stiftung Fundación Jocotoco und zwei Universitäten Ecuadors zusammenarbeiten. Der Geschäftsführer der Stiftung, der Evolutionsbiologe Martin Schaefer, hat das Projekt zusammen mit Blüthgen konzipiert und leitet es auch zusammen mit ihm. Die Fundación Jocotoco kauft seit 20 Jahren Flächen in der Region. Viele Areale wurden als Weideland genutzt, andere für den Kakaoanbau. Einige Flächen regenerieren seit Jahrzehnten ohne äußeres Zutun, andere stehen erst am Anfang.

    Die Forschenden werden wichtige Prozesse in den Blick nehmen: die Beziehungen zwischen Räuber und Beute, zwischen Bäumen und Bestäubern, zwischen Säugern, Samen und Dungkäfern und zwischen Ameisen, Termiten und Totholz – um nur einige zu nennen. Diese Prozesse spielen für die natürliche Regeneration des Waldes eine entscheidende Rolle. Ein Teil der Fördersumme wird auch in die Ausbildung von ecuadorianischen Studierenden und den Aufbau lokaler Strukturen fließen, die dann dauerhaft genutzt werden können.

    Blüthgen und die Teams werden zudem über gezielte Störungsexperimente prüfen, wie die neu entstandenen Netzwerke das Ökosystem stabilisieren. „Wir schauen dabei nicht auf die Komplexität an sich, sondern auf das Wechselspiel zwischen den Netzwerken und dem Erholungsprozess nach einer kleinräumigen Störung. Es ist ein Blick auf die Resilienz anhand zweier Skalen: der Regeneration ganzer Waldflächen und der Reparatur innerhalb des Waldes.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drängen zur Eile: „Letztlich hängt unser eigenes Überleben vom Überleben der globalen Ökosysteme ab. Wir brauchen mehr Informationen, wenn wir den natürlichen Erneuerungsprozess gezielt stärken wollen."

    Über die TU Darmstadt
    Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland. Sie verbindet vielfältige Wissenschaftskulturen zu einem charakteristischen Profil. Ingenieur- und Naturwissenschaften bilden den Schwerpunkt und kooperieren eng mit prägnanten Geistes- und Sozialwissenschaften. Drei Forschungsfelder prägen das Profil der TU Darmstadt: I+I (Information and Intelligence), E+E (Energy and Environment) sowie M+M (Matter and Materials). Wir entwickeln unser Portfolio in Forschung und Lehre, Innovation und Transfer dynamisch, um der Gesellschaft kontinuierlich wichtige Zukunftschancen zu eröffnen. Daran arbeiten unsere 312 Professorinnen und Professoren, rund 4.500 wissenschaftlichen und administrativ-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 25.400 Studierenden. Im Netzwerk Unite!, das Universitäten aus sieben europäischen Ländern vereint, treibt die TU Darmstadt die Idee der europäischen Universität voran. Mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bildet die TU Darmstadt die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten.

    www.tu-darmstadt.de

    MI-Nr. 21/2021, Hildegard Kaulen


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Nico Blüthgen
    Ecological Networks Lab
    Department of Biology
    Schnittspahnstr. 3, 64287 Darmstadt
    bluethgen@bio.tu-darmstadt.de
    +49 6151 16-75411


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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