idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.03.2021 14:00

Fische auf Wanderschaft: Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Rifffischen im tropischen Ostpazifik

Andrea Daschner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

    In einem neuen Forschungsprojekt am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen wollen Wissenschaftler:innen herausfinden, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Verbreitung von Rifffischen im tropischen Ostpazifik hat. Das Projekt EASMO („Eastern Tropical Pacific reef fish on the move – biodiversity reorganisation and societal consequences“) unter Leitung der Riffökologin Dr. Sonia Bejarano wird im Rahmen des europäischen Forschungsnetzwerks BiodivERsA für drei Jahre mit rund 900.000 Euro gefördert.

    Die Erwärmung und zunehmende Versauerung der Ozeane zwingt Fischpopulationen in Regionen mit vorteilhafteren Bedingungen abzuwandern. Laut aktueller Prognosen werden in den nächsten Jahrzehnten mindestens 70 Länder neue Fischarten in ihren Gewässern vorfinden, wenn die Treibhausgasemissionen auf ihrem derzeitigen Niveau bleiben.

    Ein internationales Team um Dr. Sonia Bejarano, Leiterin der Arbeitsgruppe Riffsysteme am ZMT, will nun wissen, wie sich Rifffische im tropischen Ostpazifik in den kommenden Jahrzehnten neu verbreiten werden. Die Forschenden beschäftigen unter anderem folgende Fragen: Werden sich Rifffische an den Klimawandel anpassen oder durch ihn verdrängt? Siedeln sich Fische aus tieferen Riffen in flacheren Lebensräumen an? Können die Fische noch die gleichen wichtigen Ökosystemfunktionen erfüllen abseits ihrer gewohnten Heimatriffe? Wie werden die Menschen reagieren, wenn wichtige Speisefische aus den Fischereizonen ihrer Länder in die anderer Staaten abwandern? Reichen die aktuellen Gesetze aus, um diese dynamischen Ressourcen zu schützen?

    Folgen für Ökologie, Nahrungssicherheit, Fischereimanagement und Politik

    In den vergangenen Jahrzehnten sind Wanderungsbewegungen in den Ozeanen vier Mal schneller vorangeschritten als an Land, was sich stark auf Ökosysteme auswirkt und Fischereiressourcen über Grenzen hinweg neu verteilt. Das hat weitreichende Folgen für Ökologie, Nahrungssicherheit, Fischereimanagement und Politik.

    „Weltweit nehmen drei Milliarden Menschen 15 Prozent ihrer tierischen Proteine und essenziellen Nährstoffe durch den Verzehr von Fischen auf und vermeiden damit Mangelernährung“, so Projektleiterin Dr. Sonia Bejarano vom ZMT. „Angesichts dieser Zahlen ist es besonders besorgniserregend, wenn Fischbestände abwandern.“

    „Bisherige Studien fokussierten sich vor allem auf die wohlhabenderen Regionen der Welt“, erklärt die Riffökologin. In den Ländern des Globalen Südens hingegen sei noch wenig untersucht worden, wie sich Fischverbreitungsgebiete als Folge des Klimawandels verändern.

    „Deshalb wollen wir nun erforschen, welche Folgen der Klimawandel auf die Verbreitung von Rifffischen entlang der lateinamerikanischen Küste hat – vom Golf von Kalifornien bis zu den Galápagos-Inseln. Uns interessiert besonders, was das für die Biodiversität, die Ökosystemfunktionen und den Nutzen der Riffe für den Menschen heißt“, erklärt Bejarano. „Aber wir werden auch untersuchen, was für Rückkopplungen es auf das Klima und das sozio-ökonomische Wohlergehen der lokalen Bevölkerung geben wird.“

    Küstenökosysteme effektiv managen und Fischerei sichern

    Mit ihrer Forschung geht es Bejarano nicht nur darum, Daten zu sammeln und daraus Rückschlüsse auf sich verändernde Fischverbreitungsgebiete zu ziehen. Die Wissenschaftlerin möchte lernen, was für lokale Stakeholder wichtig ist, und den politischen Verantwortlichen vor Ort helfen, das Beste aus den Forschungsergebnissen herauszuholen.

    Im Fokus steht auch die Frage, wie angesichts dieser Herausforderungen das Management von sozio-ökologischen Küstensystemen effektiv angepasst werden kann, um Fischerei sowie menschliches Wohlergehen zu sichern. „Wir wollen die Riffe identifizieren, die zukünftig ergiebige Fänge von gesunden Fischen und florierende sozial-ökologische Systeme im Ostpazifik unterstützen können“, sagt Bejarano.

    Die Wissenschaftlerin hält die bisherigen Untersuchungen für nicht ausreichend, um dieses Ziel zu erreichen. „Die meisten Studien, die Veränderungen in der Artenverbreitung dokumentieren, haben deren gesellschaftliche Auswirkungen oder ihre Kaskadeneffekte auf Biodiversität, Ökosystemleistungen und die Rückkopplungen auf das Klima nicht untersucht“, erklärt die Forscherin. „Außerdem sind in den Zukunftsprojektionen zu erwartende Fänge und Einkünfte aus der Fischerei nur global und mit grober Auflösung abgebildet und können daher lokale oder regionale Entscheidungen nicht richtig unterstützen.“

    Über das Projekt EASMO (Eastern Tropical Pacific reef fish on the move –biodiversity reorganisation and societal consequences):

    Das dreijährige Projekt EASMO wird im Rahmen des europäischen BiodivERsA-Netzwerks durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Als weitere Partner des Netzwerks unterstützen der Swedish Research Council for Sustainable Development (FORMAS, Schweden), der Research Council of Norway (RCN, Norwegen) und Fundação para a Ciência e Tecnologia (FCT, Portugal) das Projekt. Der Förderumfang beträgt rund 900.000 Euro, das Projekt startet Anfang April.
    Dr. Sonia Bejarano arbeitet in dem Projekt mit 13 Partnerinstitutionen aus zehn Ländern zusammen, darunter Forschungseinrichtungen, NGOs und Universitäten aus Australien, Costa Rica, Ecuador, Großbritannien, Kolumbien, Mexiko, Norwegen, Portugal, Schweden und den Vereinigten Staaten.

    Partnerinstitutionen (in alphabetischer Reihenfolge):

    Centro de Investigación en Ciencias del Mar y Limnología (CIMAR), Universidad de
    Costa Rica, Costa Rica

    Fundación ECOMARES, Kolumbien

    Fundación MarViva, Costa Rica, Panama, Kolumbien

    Instituto NAZCA de Investigaciones Marinas, Ecuador

    Lancaster University, Großbritannien

    Norwegian Research Centre (NORCE), Norwegen

    Stockholm Resilience Centre, Schweden

    Universidad Autónoma de Baja California Sur, Mexiko

    Universidad del Valle, Kolumbien

    University of Hawaiʻi, USA

    Universidade NOVA de Lisboa, Portugal

    University of New South Wales, Australien

    University of Tasmania, Australien


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Sonia Bejarano | AG Riffsysteme | Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)
    E-Mail: sonia.bejarano@leibniz-zmt.de


    Bilder

    Tropische Rifffische wie der Schnapper Lutjanus viridis – hier fotografiert vor der Insel Gorgona (Kolumbien) – könnten aufgrund des Klimawandels in andere Regionen abwandern.
    Tropische Rifffische wie der Schnapper Lutjanus viridis – hier fotografiert vor der Insel Gorgona (K ...

    Raul Navas Camacho, Investigaciones Marinas y Costeras (INVEMAR)

    Grunzer (Microlepidotus brevipinnis) im tropischen Ostpazifik vor der Küste Costa Ricas
    Grunzer (Microlepidotus brevipinnis) im tropischen Ostpazifik vor der Küste Costa Ricas

    Ines Stuhldreier, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Tropische Rifffische wie der Schnapper Lutjanus viridis – hier fotografiert vor der Insel Gorgona (Kolumbien) – könnten aufgrund des Klimawandels in andere Regionen abwandern.


    Zum Download

    x

    Grunzer (Microlepidotus brevipinnis) im tropischen Ostpazifik vor der Küste Costa Ricas


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).