JLU-Insektenforscher an European Venom Network beteiligt
Tiergifte sind in allen größeren Tiergruppen und Lebensräumen mehr als 100 Mal unabhängig voneinander entstanden. Die zum Teil sehr komplexen Gifte bestehen insbesondere aus kurzen Peptiden und Proteinen, die über mehr oder weniger ausgeklügelte Giftapparate in andere Organismen injiziert werden. In Hunderten Millionen Jahren wurde die Wirkung der Toxine im Giftcocktail zur Verteidigung oder Beutejagd angepasst. Viele agieren neurotoxisch oder als Zellgifte. Die spezifischen Aktivitäten der Toxine bergen ein enormes Potential für die angewandte Forschung. Wie die verschiedenen Giftkompositionen und Toxine entstehen, ist noch weitgehend unklar. Nur wenige klassische Gifttiere wurden bislang eingehend von der Wissenschaft untersucht (z.B. Schlangen, Skorpione, Spinnen), während insbesondere viele wirbellose Arten noch unbekannt sind.
Ein neues europäisches Forschungsnetzwerk will diese Lücke schließen. Im COST Action European Venom Network (EUVEN CA19144) haben sich die europäischen Tiergift-Forscherinnen und -Forscher zusammengeschlossen, um Protokolle und Methoden zu entwickeln, technologische Verfahren und Tiermodelle zu etablieren und bisher unbekannte giftige Tierarten und die Wirkweise ihrer Gifte zu erforschen. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, denn die Anwendung der neuen Erkenntnisse unter anderem für biomedizinische, diagnostische und agrochemische Zwecke ist ein wichtiges Ziel. Um die Biodiversität und Evolution von giftigen Tieren besser zu verstehen, werden nzudem Naturhistorische Museen sowie Vereine und Gesellschaften eingebunden.
Einer der Vertreter für Deutschland in der EUVEN COST Action ist Dr. Björn M. von Reumont, der am Institut für Insektenbiotechnologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) als Wissenschaftler die Gruppe Tiergifte im LOEWE-Zentrum Translationale Biodiversitätsgenomik koordiniert. Als molekularer Evolutionsbiologe forscht er seit zehn Jahren im Bereich der Tiergifte und ist insbesondere an der Entstehung und Evolution von Giftgenen interessiert. Im Rahmen des LOEWE-Zentrums und in Anbindung an den Gießener Geschäftsbereich Bioressourcen des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und angewandte Ökologie untersucht er auch das Anwendungspotential von interessanten Toxinkandidaten.
COST (European Cooperation in Science and Technology) ist eine wissenschaftliche Plattform, um die Vernetzung von wissenschaftlicher und technologischer Expertise in Europa zu stärken. Ein besonderer Fokus in COST Actions (den einzelnen Forschungsprojekten) liegt auch in der Integration von Wissenschaft und Industrie.
Dr. habil. Björn M. von Reumont, Institut für Insektenbiotechnologie
Heinrich-Bufff Ring 26-32, 35392 Gießen
E-Mail: Bjoern.Von-Reumont@agrar.uni-giessen.de
The new COST Action European Venom Network (EUVEN)—synergy and future perspectives of modern venomics“, Modica etal. 2021, GigaScience. https://doi.org/10.1093/gigascience/giab019.
https://www.cost.dlr.de/ - Deutsche Koordinationsstelle für COST
https://euven-network.eu – COST Action European Venom Network
Zwei gelbbindige Furchenbienen. Ihre Giftkomposition wird zusammen mit anderen Arten im Rahmen eines ...
Foto: Björn von Reumont
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
Zwei gelbbindige Furchenbienen. Ihre Giftkomposition wird zusammen mit anderen Arten im Rahmen eines ...
Foto: Björn von Reumont
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