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14.04.2021 09:00

Keine virale Hirnhautentzündung bei Säuglingen im Pandemiejahr im Universitätsspital Bern

Marcel Wyler Wissenschaftskommunikation
Universitätsspital Bern

    Ein Forschungsteam des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universität Bern publizierte am 8. April eine überraschende Entdeckung: Während der Covid-19-Pandemie gab es im Versorgungsgebiet des Universitätsspitals keinen einzigen Fall einer enteroviralen Hirnhautentzündung bei Säuglingen (bis 1 Jahr). Die Pandemiemassnahmen wirkten sich demnach auf eine Krankheit aus, die normalerweise fäkal-oral übertragen wird.

    Enterovirale Hirnhautentzündungen bei Säuglingen und Kindern werden hauptsächlich fäkal-oral übertragen. Schweizweit werden jährlich geschätzt mehrere hundert Fälle verzeichnet. Das Berner Universitätsspital betreut als Zentrum ein Einzugsgebiet von 1.5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Aufgrund der Werte aus den Jahren 2010-2019 waren für 2020 gut 20 Säuglinge (0-1 Jahre) mit einer enteroviralen Hirnhautentzündung zu erwarten.

    Enterovirale Meningitis: Kein einziger Säugling positiv
    Zur Überraschung der Forschenden wurde im Pandemiejahr 2020 kein einziger positiver Befund bei einem Säugling ermittelt. Auch bei Kindern im Alter von 1 bis 16 Jahren wurde ein drastischer Rückgang verzeichnet. Es ist anzunehmen, dass die Pandemiemassnahmen für diesen Effekt verantwortlich sind. Dies erstaunt umso mehr, als während des Sommers die Mehrzahl der Pandemiemassnahmen zurückgefahren oder aufgehoben worden waren.

    Wirkung der Pandemiemassnahmen
    Schon bekannt war, dass Pandemiemassnahmen zur Einschränkung von SARS-CoV-2 auch Auswirkungen auf das Auftreten anderer viraler Atemwegserkrankungen haben. Die bisher bekannten positiven Auswirkungen bezogen sich vorwiegend auf Viren, die über die Atemluft via Tröpfcheninfektion übertragen werden. Erstautorin Larissa Stoffel erläutert: «Das beobachtete vollständige Ausbleiben von enteroviralen Hirnhautentzündungen bei Säuglingen weist nun darauf hin, dass auch Viren, die normalerweise fäkal-oral übertragen werden, mit den Pandemiemassnahmen an der Ausbreitung gehindert werden.» Besonders interessant ist dabei der Umstand, dass während des Sommers nur zwei Massnahmen durchwegs aufrechterhalten wurden: Die Händehygiene und das Social Distancing. Dagegen waren die Kinderhorte ebenso wie die Schulen geöffnet.

    Ausblick
    Die vorliegenden Daten beziehen sich nur auf das Einzugsgebiet des Inselspitals. Eine umfangreichere Stichprobe und zusätzliche Tests wären hilfreich zur Bestimmung genauerer Werte.
    «Bereits heute können wir aber festhalten», betont Prof. Christoph Aebi, «dass die einfachen Pandemiemassnahmen das Auftreten von enteroviraler Hirnhautentzündung bei Kindern drastisch einschränken können. Sie sind deshalb als langfristige Präventionsmassnahmen zur Eindämmung von viralen Hirnhautentzündungen bei Kindern genauer zu studieren.»


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    - Prof. Dr. med. Christoph Aebi, Chefarzt Infektiologie Kinderklinik, Inselspital, Universitätsspital Bern
    - Larissa Stoffel, Doktorandin, Kinderklinik, Inselspital, Universitätsspital Bern
    - PD Dr. med. Philipp KA Agyeman, Kinderklinik, Inselspital, Universitätsspital Bern


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1093/ofid/ofab115 Striking Decrease of Enteroviral Meningitis in Children During the COVID-19 Pandemic | Open Forum Infectious Diseases | Oxford Academic (oup.com)


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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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