Internationale Expertentagung zur Grünalge "Chlamydomonas" vom 5.-7. März an der Universität Jena
Jena (03.03.04) Auf den ersten Blick mag man sie übersehen, denn immerhin ist "Chlamydomonas reinhardtii" nur 8-22 Mikrometer lang. Dennoch übt die einzellige Grünalge, die im Süßwasser und feuchten Boden vorkommt, eine große Anziehungskraft auf Pflanzenforscher und Genetiker aus. Sogar Mediziner interessieren sich für sie. Denn ihre zwei langen Geißeln bestehen genau aus dem "Stoff", aus dem auch die Schwänze menschlicher Spermien sind. Eine seltene Krankheit beim Menschen, bei der das Herz auf der rechten Seite sitzt, ist auf ein defektes Gen in den schwanzbildenden Eiweißen zurückzuführen. "Diese große Ähnlichkeit, hätte man von einer Grünalge kaum erwartet", sagt Prof. Dr. Maria Mittag. Die Botanikerin von der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordiniert die Aktivitäten einer Chlamydomonas-Forschergruppe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Die Koordinatorin hat deutsche und internationale Experten vom 5.-7. März nach Jena geladen. Die Forscher aus den USA, Japan, Schweiz, Frankreich und Deutschland wollen ihre neuesten Erkenntnisse über die Prozesse in der Grünalge zu diskutieren.
Die Jenaer Botanikerin ist voll des Lobes für den Einzeller. Einfach zu züchten und zu halten sei die Alge und im Gegensatz zu Pflanzenzellen habe sie nur einen einzigen Chloroplasten mit dem sie Photosynthese betreibt. "Chlamydomonas ist ein einfaches Modellsystem", so Prof. Mittag. Außerdem ist ihr Genom vollständig entschlüsselt. Das macht sie zum idealen Haustier der Genetiker. Mittag selbst studiert die rhythmischen Schwankungen der Eiweiße der Alge. Kurz bevor die Sonne aufgeht, bereitet sich Chlamydomonas auf ihr Tagewerk vor. "Sie stellt beispielsweise bestimmte Enzyme bereit, die sie für ihren Stoffwechsel braucht", berichtet die Jenaer Expertin. Durch eine innere Uhr gesteuert laufen diese Prozesse ab und ermöglichen es der Alge, effizient die sonnigen Zeiten zur Energiegewinnung mittels Photosynthese zu nutzen.
Diese Tag-Nacht-Rhythmen sowie die Vorgänge im Chloroplasten und natürlich der Aufbau der Geißeln, die Alge und Sperma gleichermaßen zur Fortbewegung dienen, sind Thema der wissenschaftlichen Vorträge. Im Rahmen der Jenaer Expertentagung werden Wissenschaftler aus den USA auch eine Methode präsentieren, mit der bestimmte Eiweiße ihren codierenden Abschnitten in der Erbinformation zugeordnet werden können. Das Verfahren dient letztendlich dazu, interessante Algen-Proteine, die z. B. eine hohe Ähnlichkeit mit menschlichen Eiweißen aufweisen, schneller zu identifizieren.
Kontakt:
Prof. Dr. Maria Mittag
Institut für Allgemeine Botanik der Universität Jena
Am Planetarium 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949201
E-Mail: m.mittag@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Informationstechnik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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