Bochum/Dresden, März 2004 - Durch gezielte Gabe von Hormonen kann die Sterblichkeit von Patienten auf der Intensivstation deutlich reduziert werden. Studien haben gezeigt, dass die Mortalität von Herzinfarktpatienten um rund 30 Prozent gesenkt werden kann, wenn diese in den ersten Stunden das Hormon Insulin erhalten. Denn etwa die Hälfte aller Patienten mit Herzinfarkt hat bei Aufnahme einen erhöhten Blutzuckerspiegel.
"Erhöhte Blutzuckerspiegel treten häufig bei Schwerkranken auf, auch wenn zuvor kein Diabetes mellitus bestanden hat", erläutert Privatdozent Dr. med. Steffen Hering auf dem 48. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), das vom 3. bis 6. März 2004 in Dresden stattfindet. Bis vor etwa zehn Jahren sei man davon ausgegangen, dass dies ein sinnvoller Mechanismus ist, um im Rahmen einer auftretenden "Stresssituation" eine ausreichende Glukoseversorgung des Körpers zu gewährleisten. "Neuere Untersuchungen zeigten jedoch, dass anhaltend erhöhte Blutzuckerspiegel zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate führen. Die Studien ergaben auch, dass die Mortalität gesenkt werden kann, wenn man den Blutzuckerspiegel normalisiert", betont der Bochumer Endokrinologe.
Auch bei chirurgischen Intensivpatienten konnte der Vorteil einer Therapie mit Insulin nachgewiesen werden. Die Sterblichkeit wurde durch die Hormongabe nahezu halbiert. Die Zahl weiterer Komplikationen wie Infektionen oder Nierenversagen ging ebenfalls deutlich zurück. Ähnliche Effekte sind auch bei anderen intensivmedizinischen Erkrankungen zu erwarten.
Nicht nur Insulin, auch andere Hormone werden erfolgreich in der Intensivmedizin eingesetzt. So werden die in der Nebenniere gebildeten Kortikoide bereits seit mehreren Jahren bei Patienten mit septischem Schock angewandt. Ob dies einen positiven Effekt auf die Heilung hat, wurde allerdings kontrovers diskutiert. Erst kürzlich konnte eine französische Studie nachweisen, dass die Gabe von Kortikoiden die Sterblichkeit der Patienten senkt. Derzeit diskutiert wird auch der Einsatz von Schilddrüsenhormonen nach herzchirurgischen Eingriffen und bei Patienten mit eingeschränkter Herzfunktion. Erste Untersuchungen konnten positive Effekte dieser Therapie aufzeigen.
Neue Konzepte für eine strukturierte Behandlung mit Hormonen bei intensivmedizinisch betreuten Patienten sind in der Entwicklung. Sinnvoll ist dieses Vorhaben auf jeden Fall: Noch immer versterben rund 20 Prozent aller kritisch kranken Intensivpatienten in Deutschland.
Kontakt für Rückfragen:
Pressestelle DGE
Anna Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel +49 (0) 711 89 31 552, Vor Ort: 0351 463 38823
Fax +49 (0) 711 89 31 566
E-Mail: info@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).