Was ist der „richtige“ Gewinn? Diese Frage bewegt gegenwärtig die BWL. Als roter Faden zieht sich durch die Diskussion, wie mit Externalitäten im Zusammenhang mit Gewinnverständnis, Unternehmenshandeln sowie Einfluss auf Unternehmenshandeln umgegangen werden sollte. Dabei ist eine differenzierte und klare Definition der Begrifflichkeiten wichtig. Vor Nachhaltigkeits-lackiertem Gewinn ist zu warnen, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Hutzschenreuter, Inhaber des Lehrstuhls für Strategisches und Internationales Management an der TU München.
Die Grenzen des Unternehmens und die Grenzen des Gewinnkonzeptes
Wo beginnt, wo endet das Unternehmen? Das Unternehmen endet dort, wo die hierarchische Koordination seitens der Führungskräfte ihre Grenze hat. Das Verständnis des Unternehmens als einzelwirtschaftliche Institution, die Grenzen des Unternehmens und die Definition von Gewinn bilden ein konsistentes Bündel. Ein Gewinnkonzept, das Externalitäten außen vorlässt, ist eine folgerichtige finanzielle Abbildung der realwirtschaftlichen Dimension des Unternehmenshandelns.
Die Ausrichtung des Unternehmenshandelns
Es entspricht der Natur des Unternehmens, sich auf die Interessen und Ziele derjenigen Personen, die zur Zielvorgabe und zu entsprechenden Entscheidungen legitimiert sind, auszurichten. Dabei werden die Wirkungen, die das Unternehmenshandeln auf die Erreichung dieser Ziele hat, einbezogen. Es gibt damit kein universelles Unternehmensziel, von dem die BWL ausgehen könnte. Wirkungen des Unternehmenshandelns auf Entitäten und Akteure außerhalb des Unternehmens stellen dann Externalitäten dar, wenn sie sich nicht ohnehin auf das Unternehmen auswirken. Ist es gesellschaftlich gewollt, bei dem einzelwirtschaftlichen Streben der Unternehmen nach Gewinn diese Externalitäten zu berücksichtigen, so muss eine Internalisierung dieser Wirkungen durch entsprechend wirksame Instrumente herbeigeführt werden.
Die Internalisierung externer Effekte
Gegenwärtig werden große Hoffnungen in Transparenzpflichten anhand von nachhaltigen, sogenannten ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen (ESG-) Kriterien gesetzt. Die Diskussion zeigt bislang folgende Befunde: Es ist nicht klar, was Nachhaltigkeit genau ist. Es ist nicht klar, ob die ESG-Kriterien Nachhaltigkeit tatsächlich abbilden. Es besteht keine eineindeutige Beziehung zwischen dem Unternehmensverhalten und den ESG-Kriterien. Hieraus resultieren erhebliche Gefahren. Gewinne, denen das Label der Nachhaltigkeit auf Basis von Kriterien angeheftet wird, die mit fundamentalen Problemen behaftet sind, sind somit keine nachhaltigen Gewinne, sondern es sind Nachhaltigkeits-lackierte Gewinne. Hiervor ist zu warnen.
Professor Hutzschenreuter ist einer von über 170 VHB experts des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB). Mit rund 2.800 Mitgliedern ist der Verband eine wachsende, lebendige Plattform für wissenschaftlichen Austausch, Vernetzung und Nachwuchsförderung in allen Bereichen der BWL und darüber hinaus.
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Univ.-Prof. Dr. Thomas Hutzschenreuter, Inhaber des Lehrstuhls für Strategisches und Internationales Management an der TU München
th.sim@tum.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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