idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.06.2021 10:07

Synthese-Baustein mit alternativem Profil

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Zyklische hypervalente Brom-Verbindungen agieren als Arin-Vorstufen

    Diaryl-λ3-Bromane sind eine seltene und noch recht unerforschte Verbindungsklasse. Ein effizientes, mildes Protokoll liefert jetzt eine breite Palette dieser interessanten Bausteine für die organische Synthese. Wie ein französisches Forschungsteam in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichtet, zeigen diese eine höhere Reaktivität und eine andere Selektivität als die entsprechenden Iodan-Verbindungen.

    Halogenatome haben üblicherweise eine Oxidationsstufe von −1 und nur einen Bindungspartner. Vor allem Iod und Brom können aber auch Oxidationsstufen von +3 oder +5 annehmen und dann mehrere Bindungen eingehen. Sie werden dann als hypervalent bezeichnet. In der organischen Synthese spielt insbesondere hypervalentes Iod eine wichtige Rolle. So sind Diaryl-λ3-Iodane (ein positiv geladenes Iod-Atom, an das zwei aromatische Kohlenstoff-Sechsringe gebunden sind) interessante Bausteine, um komplexe Moleküle aufzubauen, vor allem über Metall-katalysierte Reaktionen.

    Obwohl sie eine stärkere oder andersartige Reaktivität erwarten lassen, stehen die entsprechenden hypervalenten Brom-Verbindungen deutlich weniger im Fokus. Ein Grund ist die schwierigere Herstellung von Diaryl-λ3-Bromanen, die bisher meist mehrere Stufen unter harschen Reaktionsbedingungen oder extrem korrosive und toxische Reagenzien benötigten und nur geringe Ausbeuten lieferten.

    Das Team um Joanna Wencel-Delord von der Université de Strasbourg/Université de Haute Alsace (Straßburg, Frankreich) hat jetzt eine vielseitige Synthesestrategie mit hoher Ausbeute entwickelt, die Zugang zu einer breiten Palette stabiler, luftunempfindlicher zyklischer Diaryl-λ3-Bromane eröffnet. Schlüsselschritt ist ein Ringschluss, bei dem ein System aus zwei aromatischen Sechsringen entsteht, die über einen Fünfring verknüpft sind. Die „Spitze“ des Fünfrings bildet das hypervalente, positiv geladene Bromatom. Das Team stellte eine ganze Reihe verschiedener Varianten mit unterschiedlichen Seitengruppen und Gegenionen her.

    Die zyklischen Bromane erweisen sich als interessante Synthesebausteine, die in Gegenwart einer schwachen Base unter Öffnung des Fünfrings C-O- und C-N-Kupplungen ermöglichen – sogar ohne Metall-Katalysator. Interessanterweise werden die C-O- und C-N-Bindungen an der unerwarteten meta-Position des Sechsrings gebildet. Diese Reaktivität kann nicht mit den entsprechenden Diaryl-Iodanen erreicht werden, sodass sich diese beiden hypervalenten Spezies ergänzen.

    Ursache für die differierende Selektivität ist ein anderer Reaktionsmechanismus: Im Fall der Iodane in Anwesenheit eines Metall-Katalysators führt der Angriff des Reaktionspartners zur Spaltung der Kohlenstoff-Iod-Bindung, die sich in ortho-Stellung befindet, und zur Kupplung an eben dieses ortho-Kohlenstoffatom unter Ringöffnung. Im Falle der Bromane ist dagegen der erste Reaktionsschritt die Entfernung eines Wasserstoff-Ions des aromatischen Rings und die Spaltung einer der Kohlenstoff-Brom-Bindungen unter Bildung eines Arins, d.h. einer Dreifachbindung innerhalb des aromatischen Sechsrings zwischen ortho- und meta-Kohlenstoffatom. Greift im folgenden Reaktionsschritt das Kupplungsreagenz diese Dreifachbindung an, erfolgt dies bevorzugt am Kohlenstoffatom in meta-Stellung, aufgrund elektronischer und räumlicher Effekte.

    Link zum Bild:
    https://application.wiley-vch.de/vch/journals/2001/press/202115press.gif

    Angewandte Chemie: Presseinfo 15/2021

    Autor/-in: Joanna Wencel-Delord, Université de Strasbourg (France), mailto:wenceldelord@unistra.fr

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1002/ange.202103625


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Chemie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).