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10.03.2004 15:31

Frauen riskieren Spätschäden/Deutsche Herzstiftung rät zu kritischem Umgang mit Hormonen

Pierre König Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

    (Frankfurt am Main, 10. März 2004) Wer unter Wechseljahrsbeschwerden leidet, kann mit einer Hormon-Therapie oft deutliche Linderung erzielen. Was sich bei vielen Frauen aber noch nicht herum gesprochen hat: Wissenschaftliche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Hormon-Einnahme zu Brustkrebs, Schlaganfällen, Thrombosen und Herzinfarkten führen kann. Die Deutsche Herzstiftung ruft deshalb dazu auf, die Präparate nur unter strenger Prüfung von Nutzen und Risiko einzunehmen.

    Millionen Frauen nehmen Hormonpräparate gegen Schweißausbrüche, Hitzewallungen und andere unangenehme Folgen der körpereigenen Hormonumstellung. Auch zum Schutz gegen Herzkrankheiten und vor Osteoporose und zur Behandlung von Depressionen in den Wechseljahren werden die Hormone eingesetzt.

    Wissenschaftliche Studien haben jetzt die Gefahr der Hormon-Therapie gezeigt: Sie ist umso größer, je länger die Dauer der Anwendung ist. Auf 166 Frauen, die Östrogen-Gestagenpräparate eingenommen hatten, kam ein zusätzlicher Brustkrebsfall (The Million Women Study, 2003). Hatten sie die Präparate zehn Jahre lang eingenommen, war diese Zahl verdreifacht. Wurden die Hormonpräparate abgesetzt, sank das Risiko und war nach fünf Jahren wieder auf durchschnittlichem Niveau. Auch bei der alleinigen Einnahme von Östrogenen treten acht mehr Schlaganfälle bei 10 000 Frauen pro Jahr auf. "Hormone sollten deshalb nur noch bei schweren Wechseljahrsbeschwerden zum Einsatz kommen", erklärte Oberärztin Dr. med. Christa Gohlke-Bärwolf vom Herz-Zentrum Bad Krozingen, die dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung angehört. "Immer muss der Nutzen der Hormon-Therapie sorgfältig gegen die Risiken abgewogen werden. Frauen, die bisher Hormonpräparate eingenommen haben, sollten den Versuch machen, die Hormone über zwei Monate ausschleichend abzusetzen."

    Vor Bekanntwerden der neuen Studien hatte man geglaubt, eine Hormon-Therapie könne einen Schutz vor Herzkrankheiten bieten. "Weder für gesunde noch für herzkranke Frauen wird heute eine Hormon-Therapie als Herzschutz empfohlen", erklärt die Herzspezialistin. Für eine wirkungsvolle Herzinfarkt-Vorbeugung empfiehlt sie stattdessen, die klassischen Risikofaktoren in Angriff zu nehmen: also zum Beispiel ungünstige Cholesterinwerte, erhöhte Blutzuckerspiegel, Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck. Wichtig ist es, sich ausreichend körperlich zu betätigen und auf eine gesundheitsfördernde Ernährung zu achten. Ideal ist die Mittelmeerkost, die viel Wert auf Obst und Gemüse legt. Wer einen solchen Lebensstil pflegt, ist nach Ansicht von Dr. Gohlke-Bärwolf auf einem guten Weg. "Denn mit einer konsequenten Therapie der Risikofaktoren lassen sich 80 % der Herzinfarkte vermeiden."

    Auch zum Schutz vor Osteoporose wird die Hormon-Therapie wegen der großen Risiken nicht mehr empfohlen. Dasselbe gilt für die Behandlung von Depressionen. Depressionen in und nach den Wechseljahren sollten mit den sonst üblichen Methoden behandelt werden.

    Weitere Informationen zur Hormon-Therapie gibt es in der Broschüre "Herzinfarkt bei Frauen - das unterschätzte Risiko". Interessierte können sie gegen Einsendung von EUR 1,44 in Briefmarken beziehen bei der Deutschen Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt.

    Studien:
    Women's Health Initiative (WHI), JAMA, 2002; 288: 321-333.
    The Million Women Study, Beral V. et al., Lancet 2003; 362: 419-27.
    HABITS, Lancet 2004; 363: 453.
    Internet - Mitteilung: WHI Estrogen-Alone Study Update, National Institute of Health,
    März 2, 2004.

    2/2004

    Informationen:
    Deutsche Herzstiftung e.V.
    Pressestelle
    Tel. (0 69) 95 51 28-115
    Fax (0 69) 95 51 28-313
    E-Mail: vestweber@herzstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.herzstiftung.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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