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15.06.2021 11:26

Wie sich Waldmanagement weiterentwickeln könnte – Ergebnisse aus dem Projekt InnoForESt

Corinna Hartwig Hochschulkommunikation
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

    Das von der EU geförderte Projekt InnoForESt, bei dem die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) die Projektleitung innehatte, wurde erfolgreich abgeschlossen. Das Ziel des Vorhabens, an dem insgesamt 16 Partnerorganisationen beteiligt waren, lag darin, eine Transformation des europäischen Forstsektors anzustoßen, indem Innovationen für die nachhaltige Bereitstellung und Finanzierung von Waldökosystemleistungen stimuliert werden.

    Hintergrund des Projektes

    Wälder sind das Rückgrat unserer Umwelt und unsere Lebensgrundlage. Sie sind Lebensraum zahlreicher Pflanzen- und Tierarten, Ort der Erholung und Anziehungspunkt für den Tourismus. Wälder filtern Luft und Wasser, verhindern Lawinen und Erdrutsche. Sie speichern Kohlenstoff in Bäumen und Böden und schützen so unser Klima. Und nicht zuletzt liefern sie wertvolles Holz als nachhaltigen nachwachsenden Rohstoff. In der Wissenschaft werden diese Vorteile als „Waldökosystemleistungen“ bezeichnet. Ihre Bereitstellung künftig zu sichern, erfordert neue und unkonventionelle Ansätze in der Waldbewirtschaftung.

    In ganz Europa gehen forstliche Akteure neue Wege, um die Bereitstellung von diesen Waldökosystemleistungen mit gesellschaftlichen Anforderungen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen. Sechs europäische Initiativen dienten dem Projekt als erfolgreiche Praxisbeispiele, als Netzwerkpartner*innen für den Austausch und als Fallstudien für die wissenschaftliche Analyse, die zugleich mehrere biogeographische Regionen Europas repräsentieren.

    Das Projekt mit dem Titel „Innovative Politik- und Geschäftsmodelle, Entscheidungsgrundlagen und finanzielle Anreizmechanismen für die nachhaltige Bereitstellung von Waldökosystemleistungen“ (InnoForESt) wurde im Horizon 2020 Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union gefördert. Das Budget betrug 4,019 Mio. Euro. Die Projektlaufzeit verlief von November 2017 bis Dezember 2020. Die HNEE war dabei für die Projektkoordination zuständig und arbeitete inhaltlich in engem Austausch mit dem Leibniz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung aus Müncheberg zusammen.

    Detaillierte Projektbeschreibung

    Das übergeordnete Ziel war es, unterschiedliche Arten der Bereitstellung von Waldökosystemdienstleistungen zu untersuchen und zur Entwicklung von innovativen Lösungen in den Bereichen Politik, Management und Unternehmen beizutragen. Darüber hinaus sollte das Potenzial des Innovationstransfers in andere Regionen oder Länder in ganz Europa ausgelotet und Einflussfaktoren sowie Rahmenbedingungen für eine verlässliche Etablierung der Innovationen identifiziert werden.

    Um diese Ziele zu erreichen wurden innovative Politik- und Geschäftsmodelle zusammengestellt und deren Erfolgsfaktoren klassifiziert. Ebenso waren vielversprechende Governance-Ansätze und Rahmenbedingungen, die eine Verbreitung erfolgreicher Politik- und Geschäftsmodelle unterstützen, zu identifizieren, um auf dieser Basis wissensbasierte Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

    Am Ende sollten die Ergebnisse zu einer besser koordinierten, effizienten und nachhaltigen Steuerung und Finanzierung von Waldökosystemdienstleistungen in Europa beitragen. Konkret bedeutet dies, Anreize für Waldbesitzer*innen und Verwaltungsmitarbeiter*innen zu setzen, Waldökosystemleistungen nachhaltig bereitzustellen sowie forstpolitische und -wirtschaftliche Maßnahmen zu entwickeln, welche die gesellschaftliche Lebensqualität verbessern. Weiterhin war die Koordination politischer Maßnahmen zu verbessern und damit Lücken im Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Praxis zu überwinden.

    Projektverlauf und Ergebnisse

    Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie mussten seit Februar 2020 viele gemeinsame Treffen des Projektkonsortiums, öffentliche Events sowie die Abschlusskonferenz, welche in Brüssel stattfinden sollte, abgesagt oder online durchgeführt werden. Diese Umstände haben dazu geführt, dass das Projekt um zwei Monate verlängert wurde und viele persönliche Kontakte nicht stattfanden. Der persönliche Austausch, der in so einem Projekt und vor allem für die Weiterentwicklung wichtiger innovativer Waldmanagement-Ansätze essenziell ist, fehlten daher. Jedoch brachte die Verlagerung der Kommunikation in den digitalen Raum auch eine gewisse Flexibilität und Kostensenkung mit sich.

    Auch der Sturm „Vaia“ im Jahr 2018 wirbelte sowohl eine der Generalversammlungen des Projektes in Trento, Italien, als auch die ganze Region Trentino durcheinander, in der eines der Fallbeispiele des Projektes verortet ist. Diese wurde dadurch stark in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und weite Teile der Wälder zerstört, womit die lokalen Forstverwaltungen und Waldbesitzer*innen noch heute zu kämpfen haben. „Hier konnte man die Auswirkungen des Klimawandels direkt erfahren und auch, welche Folgen dies für Wald und Mensch haben kann. Die Projektergebnisse und die innovativen Ansätze aus den beteiligten europäischen Regionen helfen in Zukunft auch, besser auf solche Einflüsse vorbereitet zu sein.“, resümiert Stefan Sorge, Projektmitarbeiter und Promotionsstudent an der HNEE. Weiterhin fasst er zusammen: „Ein wichtiges Ergebnis, das wir im Projekt InnoForESt erzielt haben, ist, dass wir Waldbesitzer*innen und politische Entscheidungsträger*innen eine Informationsbasis zu innovativen Ansätzen in der Forstwirtschaft liefern können. Waldumbau, Aufforstung sowie Waldmanagement kann damit nachhaltiger gestaltet und an den Klimawandel angepasst werden. Auch weitere wichtige Ökosystemleistungen können wir damit auf die Agenda setzen“. Das bedeutet, dass neben dem Rohstoff Holz Aspekte wie CO2 Kompensation, Wasserspeicherung und -filterung oder der Wald als Erholungsort für Touristen, bei Entscheidungen berücksichtigt und in die wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten integriert, anerkannt und vergütet werden können.

    Trotz oder gerade aufgrund der Heterogenität und Internationalität des Projektkonsortiums konnten gemeinsam Lösungen für sehr tiefgreifende Probleme in europäischen Wäldern erarbeitet werden, die nun in Form von innovativen Ansätzen in der Forstwirtschaft und beteiligten Sektoren gefördert und verbreitet werden können.
    Weitere detaillierte Beschreibungen zu Methoden, Ergebnissen sowie Infografiken finden Sie hier: https://innoforest.eu/enabling-innovation/#tab-de5814dc16e93a6dc5e

    Die Projektpartner

    Das Projekt brachte 16 Partnerorganisationen aus neun EU-Ländern zusammen. Das Konsortium umfasste Forst- und Umweltverwaltungen, Holzverarbeitungs- und Beratungsunternehmen, Jagdverbände, Forstbetriebe, Landbesitzer und andere Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie europäische Universitäten und Forschungsinstitute.

    Alle Partner sind erfahren in der Erforschung und Entwicklung neuartiger Politik- und Geschäftsmodelle für Waldökosystemleistungen. Durch das enge Zusammenspiel von Forschung und Praxis konnten vielversprechende Beispiele für die Bereitstellung vielfältiger Waldökosystemleistungen analysiert werden, um von ihnen zu lernen und ihre Chancen sowie Grenzen auszuloten.

    Das Projektkonsortium bestand aus:

    Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., ZALF, Deutschland
    Suomen ympäristökeskus, SYKE, Finnland
    Università degli Studi di Trento, UNITN, Italien
    Centrum transdisciplinarnych studiicetio N.O., CETIP SK, Slowakei
    Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, FVA, Deutschland
    Universiteit Twente, UT, Niederlande
    Lunds Universitet, ULUND, Schweden
    Universität Innsbruck, UIBK, Österreich
    European Landowners Organization, ELO ASBL, Belgien
    Studienzentrum für internationale Analysen (STUDIA), Österreich
    Suomen metsäkeskus – Finlands skogscentral, FFC, Finnland
    Stiftung Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern, ANE, Deutschland
    Provincia autonoma di Trento, PAT, Italien
    IREAS, Institut pro Strukturalni Politiku OPS, IREAS CZ, Tschechische Republik
    Universeum AB, Universeum, Schweden
    Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, HNEE, Deutschland

    Für Rückfragen stehen Ihnen gern zur Verfügung:

    Fachkontakt
    Prof. Dr. Carsten Mann
    Prodekan am Fachbereich für Wald und Umwelt
    Projektkoordinator
    Tel.: +49 3334 657-194
    carsten.mann@hnee.de

    Pressekontakt
    Corinna Hartwig
    Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation
    Tel.: +49 3334 657-227
    presse@hnee.de

    Über die HNEE
    Die HNEE ist national wie international Impulsgeberin für nachhaltige Entwicklung. Rund 2.300 Studierende aus 57 Ländern studieren und mehr als 350 Beschäftigte forschen, lehren und arbeiten an der modernen Campushochschule inmitten einer ausgedehnten Naturlandschaft vor den Toren Berlins. An den vier Fachbereichen Wald und Umwelt, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Holzingenieurwesen und Nachhaltige Wirtschaft können in aktuell 20 und zum Teil deutschlandweit einzigartigen Studiengängen Kompetenzen in den Bereichen Naturschutz, Forstwirtschaft, Ökolandbau, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Wirtschaft, Holzbau und nachhaltiges Tourismusmanagement erworben werden.


    Weitere Informationen:

    - Erklärvideo zum Projekt (Englisch)
    http://www.innoforest.eu/
    https://twitter.com/InnoForESt


    Bilder

    Auswirkungen des Sturms "Vaia" in Italien vom 26. bis 30. Oktober 2018. Insgesamt 28 Menschen verloren ihr Leben und viele Waldbesitzer*innen großen Flächen Wald. Fiera di Primiero, Italien
    Auswirkungen des Sturms "Vaia" in Italien vom 26. bis 30. Oktober 2018. Insgesamt 28 Menschen verlor ...
    Stefan Sorge


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Auswirkungen des Sturms "Vaia" in Italien vom 26. bis 30. Oktober 2018. Insgesamt 28 Menschen verloren ihr Leben und viele Waldbesitzer*innen großen Flächen Wald. Fiera di Primiero, Italien


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