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11.03.2004 09:56

Grippe-Pandemie: Experten fordern jetzt Vorbereitungen

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Weltweite Versorgung mit Pandemie-Impfstoff nicht gesichert

    (Mainz, 11. März 2004, lei) Experten befürchten, dass es schon bald zu einer weltweiten Grippe-Epidemie von enormem Ausmaß kommen könnte, und fordern jetzt entsprechende Vorkehrungen einzuleiten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einer der nächsten Grippewellen zu einer Pandemie kommt, ist ausgesprochen hoch", erklärte Prof. Dr. Heinz-J. Schmitt von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zusammen mit den SIEVE-Mitgliedern Prof. Dr. Heikki Peltola (Finnland), David Fedson (Frankreich) und Prof. Dr. Robert Booy (England) in einer Stellungnahme. Schmitt ist Leiter der Pädiatrischen Infektiologie in der Kinderklinik und Kinderpoliklinik und Generalsekretär der "Summits of Independent European Vaccination Experts" (SIEVE), einer Einrichtung der Stiftung Präventive Pädiatrie an der Universität Mainz. "Wir müssen die notwendigen Vorbereitungen zur Herstel-lung von Pandemie-Impfstoffen umgehend aufnehmen", fordern die SIEVE-Experten. Nach Auffassung der Impf-Experten könnte eine Influenza-Pandemie heute 150 bis 300 Millionen Todesfälle verursachen. Medikamente gegen das Virus können, so die Mediziner, das Problem allein nicht lösen.

    Wie kann die Welt schnell genug mit Impfstoff versorgt werden, falls ein potenzielles "Pandemie-Virus" sich ausbreitet? Trotz erhöhter Besorgnis sei seit 1997 bis heute kein Impfstoff gegen die so genannte Vogelgrippe für eine Massenproduktion entwickelt worden, heißt es in der Stellungnahme weiter. Der Grund: Vogel-Influenza-Viren lassen sich nicht adäquat in Hühnereiern anzüchten. Mit dem neuen Verfahren der reversen Genetik sei dieses Problem nun lösbar. Innerhalb weniger Wochen könne ein Impfvirus für die Produktion verfügbar sein.

    Theoretisch sei es möglich, mehr als drei bis sechs Milliarden Dosen Impfstoff herzustellen. Allerdings müssten zuvor noch einige Voraussetzungen für den Einsatz der reversen Genetik geschaffen werden. Denn im Pandemie-Fall bliebe dazu keine Zeit... Beispielsweise gilt es Fragen des Patentrechts und der Lizenzgebühren zu klären. Nach Auffassung der SIEVE-Experten wäre dazu die Gründung zweier internationaler Pools - jeweils für die Patenthalter und die Patentnutzer bzw. Impfstoffhersteller - als Verhandlungsplattform geeignet. Eine öffentliche Dis-kussion über den Einsatz von Impfstoffen, die mit Hilfe reverser Genetik hergestellt wurden, müsse ebenfalls im Vorfeld geführt werden. Auch wären langwierige Zulassungsverfahren im Falle einer Pandemie kontraproduktiv. Deshalb empfehlen die Experten, die Zulassung eines solchen Impfstoffs schon jetzt in Angriff zu nehmen, so dass später ein Standardverfahren für Produktion und Anwendung vorliegt.

    Außerdem fordern die Experten eine Diskussion über die weltweite Verteilung eines solchen Impfstoffs, so dass auch Länder ohne eigene Produktion versorgt werden. Schließlich müsste die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erheblich mehr Geld für ihr Influenza-Programm erhalten - einer zukünftigen Pandemie ohne Impfstoff und schlagkräftigem Impfprogramm entgegen zu treten, wäre ungleich teurer.

    Kontakt und Informationen:
    Kinderklinik und Kinderpoliklinik
    Prof. Dr. Heinz-J. Schmitt
    Tel. 06131 17-5033
    E-Mail: schmittj@kinder.klinik.uni-mainz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.stiftung-praeventive-paediatrie.de/projekt4.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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