Eine Studie der Universität Trier hat ergeben, dass Frauen ohne hormonelle Verhütung einfühlsamer sind und häufiger mit anderen teilen.
Während zur Pille generell bereits viel geforscht wurde, weiß man immer noch wenig zu ihren Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Diese Wissenslücke zu schließen, hat sich die Abteilung Biologische und Klinische Psychologie der Universität Trier zum Ziel gesetzt. In einer gerade veröffentlichten Studie, die in Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz entstanden ist, konnten die Forschenden erste Anhaltspunkte dafür finden, dass die Pille Sozialverhalten beeinflusst. Konkret wurden das Erkennen und Mitfühlen von Emotionen anderer sowie die Bereitschaft, mit anderen zu teilen, untersucht.
„Uns geht es bei unserer Forschung nicht darum, Frauen davon abzuraten, die Pille zu nehmen. Vielmehr wollen wir wissenschaftlich basierte Kenntnisse liefern, die bei der Entscheidung für oder gegen die Pille helfen“, sagt Dr. Bernadette von Dawans.
Im Rahmen der Studie führten die Forschenden Experimente durch, an denen 83 Frauen teilnahmen. Ein Teil der Probandinnen verhütete mit der Pille, der andere Teil ohne Pille oder andere hormonelle Methoden. Bei einem Spiel mussten die Probandinnen entscheiden, ob sie einer anderen Person genug vertrauen, um ihr Geld zu geben. Dabei stellte sich heraus, dass nicht-hormonell verhütende Frauen eher dazu bereit waren zu teilen als Frauen, die mit der Pille verhüten. Auch in einem weiteren Test verhielten sich die nicht-hormonell verhütenden Frauen prosozialer.
Bei einem zweiten Experiment wurden den Frauen Bilder von Personen in unterschiedlichen Stimmungslagen gezeigt. Beide Gruppen an Probandinnen erkannten gleich gut die Emotionen. Einen Unterschied gab es jedoch beim Miterleben der Emotionen: Probandinnen, die ohne die Pille verhüten, gaben an, die Emotionen stärker mitzufühlen.
Als Ursache für die Unterschiede vermuten die Trierer Forschenden den durch die Pille erzeugten veränderten Hormonspiegel. „Auch wenn wir andere Einflussfaktoren probiert haben auszuschließen, ist es schwer, mit Sicherheit zu sagen, dass diese Unterschiede nur auf der Einnahme der Pille beruhen“, erklärt von Dawans. Auch während des weiblichen Zyklus werden Hormone gebildet, die in der Pille enthalten sind.
In einer aktuell laufenden Studie wollen die Forschenden daher diese Zyklusphasen und Sozialverhalten beleuchten. Dafür ist die Abteilung fortlaufend auf der Suche nach gesunden Frauen, die mit Pille verhüten oder keine hormonellen Verhütungsmittel einnehmen und zwischen 18 und 35 Jahre alt sind. Interessierte, die an der Online-Studie teilnehmen wollen, können sich unter dem Betreff „019 Online Studie zu Hormonen und sozialen Entscheidungen“ an die Mailadresse biostudien@uni-trier.de wenden.
Dr. Bernadette von Dawans
Biologische und Klinische Psychologie
Mail: vondawans@uni-trier.de
Julia Strojny, Gregor Domes, Urs Fischbacher, Bernadette von Dawans: The modulation of social behavior and empathy via oral contraceptives and female sex hormones. In: Psychoneuroendocrinology 131 (2021). https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2021.105250
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).