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24.06.2021 22:37

Wenn der Muskel „zumacht“ oder reißt: Muskelverletzungen im Profi-Sport

Kathrin Reisinger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

    Eine Therapie von Muskelverletzungen bei Sportlern kann meist konservativ erfolgen. Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Erstbehandlung. „Die Therapie beginnt in der ersten Minute beim Arzt am Spielfeldrand“, sagt Prof. Dr. Anja Hirschmüller, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie am Altius Swiss Sportmed Center Rheinfelden. Extrem wichtig ist eine sofortige Kompression für 20 Minuten, und eine Eiswasser-Kühlung, um Einblutungen und Ödem-Bildung zu vermeiden. So kann die Rekonvaleszenz gekürzt und schneller in den Sport zurückgekehrt werden. Zu diesem und vielen anderen spannenden Themen treffen sich am 1. und 2. Juli Hunderte Ärzte aus Europa auf dem 36. GOTS-Kongress.

    Muskelverletzungen werden in verschiedene Arten und Schweregrade eingeteilt, wovon die Therapie und vor allem die Ausfalldauer im Wesentlichen abhängt. Zum einen gibt es „direkte“ Verletzungen, zum Beispiel durch gegnerischen Anprall, die zwar oft Einblutungen verursachen aber aufgrund der intakten Muskelfasern besser heilen als die „indirekten“ Verletzungen.

    Diese entstehen ohne Gegnereinwirkung z.B. aus dem Sprint heraus. Sie werden wiederum in strukturelle und ultrastrukturelle Verletzungen unterteilt. Erstere ohne Faser-Ruptur, im Sinne einer neurogenen Muskelverhärtung oder einer „Zerrung“. Die Athleten sprechen häufig davon, dass „der Muskel zugemacht“ hat. Die Strukturellen Verletzungen unterteilen sich in Faserriss, Bündelriss und Komplettruptur.

    Natürlich ist die Ausfallzeit eines Spielers länger, je schwerer die Verletzung ist. Mit einem Ertasten von Lücken in der Muskulatur und einem Ultraschallgerät kann der Arzt sich sofort ein Bild der Lage machen. Zusätzlich kann der Unfallhergang oft noch einmal im Video geschaut werden und wichtige Hinweise auf das Ausmaß der Verletzung liefern.
    Bei der Untersuchung ist es auch wichtig auf Dehnungs- oder Anspannungsschmerz zu achten. Ist ein Dehnen eher angenehm, weist dies auf leichtere Verletzungen hin. Ist der Spieler mit messerstichartigem Schmerz direkt zu Boden gegangen und hat einen Anspannungsschmerz, ist von einer größeren Verletzung auszugehen.

    Bei Fußballern sind häufig Oberschenkelrückseite und Wade betroffen. Im Kraftsport wiederum Bizeps und Trizeps-Muskel.

    „Operative Therapien sind zum Glück sehr selten nötig, nur bei Komplett-Abriss oder sehnigen Ausrissen an der Ansatzstelle“, sagt Prof. Hirschmüller, die auch leitende Ärztin des Deutschen Behindertensportverbandes und Chief medical Officer des Team Deutschland bei den Paralympics ist.

    Da ein Muskel gut durchblutet ist, heilt er auch gut. Hier hat die konservative Therapie eine sehr gute Prognose. Selbst Faserrisse und Bündelrisse heilen in aller Regel in 6-8 Wochen aus. Währenddessen kann der Sportler bereits mit einem aeroben Training anfangen, zum Beispiel auf dem Fahrradergometer oder dem Laufband. Kompressionsstrümpfe und moderne Kompressionsbandagen werden bei kleineren Verletzungen während der ersten zwei Wochen empfohlen, bei größeren auch länger. Und hinterher zum Schutz beim Wiedereinstieg in den Sport. Pflanzliche entzündungshemmenden Medikamente werden ebenfalls empfohlen wohingegen entzündungshemmende Schmerzmittel nur kurzzeitig zum Einsatz kommen sollten.

    Im professionellen Sport werden häufig auch Spritzen eingesetzt, um die Spannung aus dem verhärteten Muskel zu nehmen (Betäubungsmittel und pflanzliche Präparate) und die Heilung zu beschleunigen. „Das Einspritzen von Blutplasma ist jedoch noch umstritten“, so Hirschmüller. Hier sei die Datenlage noch nicht abschließend geklärt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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