idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.06.2021 10:52

Sportmedizin / Das Sideline-Dilemma: Wenn Ärzte auf dem Spielfeld entscheiden müssen

Kathrin Reisinger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

    Wenn Ärzte Profifußballer auf dem Spielfeld untersuchen und behandeln müssen, geraten sie häufig in eine Situation, die PD Dr. Raymond Best, Chefarzt der Sportklinik Stuttgart, als „Sideline-Dilemma“ bezeichnet. In kürzester Zeit muss entschieden werden, ob eine Verletzung schwerwiegend ist oder nicht, ob ein Spieler raus muss oder weiterspielen kann. „Dabei bewegen wir uns zwischen Medizin, Ethik und Sport“, berichtet der Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart. Da dies oft eine Zwickmühle ist, wird das Thema auf dem großen GOTS-Kongress am 1. und 2. Juli aktuell diskutiert.

    Ärzte müssen medizinisch-ethisch agieren, vor allem wenn eine Verletzung zu stark ist, um weiterzuspielen zu können. Sie müssen in Grenzfällen aber auch berücksichtigen, dass ein Spieler eine eventuell maßgebliche Position in der aktuellen Spielsituation einnimmt, oder sie müssen den Willen des Spielers berücksichtigen, wenn dieser weitermachen will.

    Einprägsames Beispiel war 2014 Nationalspieler Christoph Kramer, der von der Schulter eines anderen Spielers am Kopf getroffen wurde. Er wurde gecheckt, sagte, er fühle sich fit und spielte weiter. Erst mit Verzögerung wurde er ausgewechselt. Später konnte er sich an den verbliebenen Spielverlauf und die Zeit danach nicht mehr erinnern.

    Für die vielen Verletzungen an den Gelenken, am Rücken oder sogar am Kopf gibt es kein Handbuch, wie in welcher Situation vorzugehen ist. Eines steht fest: bei Kopfverletzungen bekommt ein Arzt mehr Zeit, um genauer zu untersuchen. Bei anderen Verletzungen aber hat der Arzt in der Regel schnell den Schiedsrichter neben sich, der daran interessiert ist, dass der Spielbetrieb möglichst wenig unterbrochen wird.

    Doch perfekt und schnell schließt sich oft aus. Denn während 2-3 Minuten Untersuchungszeit, kann ein Mannschaftsarzt keinen Ultraschall machen und kein MRT veranlassen. Was bleibt, sind „das Sehen“ des Unfalls, die Erfahrung, ein Ertasten von Verletzungen und die Mittel der ersten Hilfe. Oft ist es mit „Eis-Spray rauf und weiter“ aber nicht getan.

    Bei Gehirnerschütterungen kann es richtig gefährlich werden. Nicht jede Kopfverletzung ist sofort zu erkennen und nicht jede ist einem Spieler anzumerken. Studien in amerikanischen Football-Ligen berichten sogar von bleibenden Wesensveränderungen ehemaliger Spieler nach dem Sport.

    „Fest steht“, so Dr. Best, der Facharzt für Orthopädie, Chirurgie, Unfallchirurgie, Notfallmedizin und Sportmedizin ist, „dass nach einer – auch kurzen – Bewusstlosigkeit ein Fußballer auf keinen Fall mehr weiterspielen sollte.“

    Aber auch bei der Diagnose verschiedenster Schulterverletzungen oder Bänderrissen am Knie muss man große Sorgfalt walten lassen. Da kommt es auf eine professionelle Zusammenarbeit von Schiedsrichter und Arzt an. Best: „Ein guter Schiedsrichter erkennt, ob mit einer Bagatelle nur Zeit geschunden werden soll, oder ob hier wirklich etwas mehr Zeit zur Sicherung der Gesundheit des Patienten nötig ist.“


    Weitere Informationen:

    https://www.gots.org/blog/2021/06/27/das-sideline-dilemma-wenn-aerzte-auf-dem-sp...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).