Seit 2011 sind rund 800.000 Menschen aus Syrien nach Deutschland gekommen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte. Darunter gibt es Regimegegner und -unterstützer, Gebildete und Ungelernte, Opfer und Täter, Kosmopoliten und solche, die ihr Land zum ersten Mal verlassen haben. Wie leben ihre Erfahrungen und Erinnerungen in Deutschland weiter? Wie prägen sie Ankommen und Neuanfang? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Online-Ausstellung „Anfänge und Erinnerungen – Verbindungen und Begegnungen zwischen Syrien und Deutschland“. Die Eröffnung findet am 13.7.2021 von 17 bis 18 Uhr über Zoom statt. Neben einem Einführungsvortrag gibt es die Möglichkeit, an einer virtuellen Führung teilzunehmen.
Geflüchtete aus Syrien haben seit ihrer Ankunft in Deutschland Wege durch den Behördendschungel gefunden, mussten Papiere vorlegen oder eine eigene Wohnung finden und haben häufig Veränderungen ihres sozialen Status erfahren. Vor dem Hintergrund früherer Erfahrungen und Fähigkeiten aus Syrien konnten sie das Ankommen in Deutschland beurteilen und einordnen. Gleichzeitig fühlen sich viele nach wie vor mit den Ereignissen in Syrien eng verbunden, machen sich Sorgen um zurückgelassene Verwandte und Freund*innen und beobachten täglich die politische, wirtschaftliche und militärische Entwicklung in ihren Heimatorten. Eins wird deutlich: Die Verbindungen nach Syrien bleiben auch nach der Flucht nach Deutschland in vielerlei Hinsicht bestehen. Eine klare Trennung dieser beiden Lebenswelten ist nicht möglich; sie hängen selbst in Bereichen zusammen, in denen man zuerst nicht damit rechnet.
In der deutschen Öffentlichkeit ist allerdings fast nichts über diese Erfahrungen und über den Alltag in Syrien, gerade in der Zeit vor 2011, bekannt. Hier erscheinen die Menschen vor allem als "Flüchtlinge", deren Leben vor der Einreise nach Europa unsichtbar bleibt, ja oft scheinbar keine Rolle spielt. Das Forschungprojekt „Normalität und Krise: Die Erinnerung an den Alltag in Syrien als Chance für den Neuanfang in Deutschland“ am Leibniz-Zentrum Moderner Orient (2018-2021), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat daher seit 2018 eben jene Alltagserfahrungen in Syrien und ihr „Weiterleben“ in Deutschland untersucht. Hieraus sind die virtuelle Ausstellung und ein zugehöriger kurzer Animationsfilm entstanden, die auf unterhaltsame und spannende Art und Weise in das Thema einführen und vor allem einen Anstoß zum Erfahrungsaustausch und Gespräch bieten. Thematisiert werden beispielsweise, wie bürokratische Prozesse in Deutschland syrischen staatlichen Dokumenten neues Leben einhauchen; wie die politischen Umwälzungen in Syrien seit 2011 sich bis in die Familie auswirken, und warum sich manche syrische Geflüchtete nicht als „arm“ bezeichnen, selbst wenn sie Hartz IV beziehen.
Untenstehend finden Sie einen Link und ein Passwort zur Ausstellung. Wir bitten Sie, diese Daten vor dem 13. Juli nicht weiterzugeben. Zur Vereinbarung eines Interviewtermins und zur Anmeldung für die Veranstaltung wenden Sie sich bitte an Lena Herzog unter presse@zmo.de.
PD Dr. Katharina Lange: katharina.lange@zmo.de
http://Ausstellungswebseite: http://anfaenge-erinnerungen.zmo.de (Benutzername: rb, Passwort: normalitaet);
http://Animationsfilm ‘Blickwechsel’: https://youtu.be/n2nN5S2yzBw;
http://Veranstaltungsinformationen: https://www.zmo.de/veranstaltungen/ausstellungseroeffnung-anfaenge-erinnerungen;
http://Forschungsprojekt: https://www.zmo.de/forschung/ergaenzende-forschung/normalitaet-und-krise
Erinnerung an Syrien
Illustration: 123comics, CC BY-NC-ND
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, jedermann
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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