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13.07.2021 09:52

Verbund gegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Vivian Upmann Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

    Interdisziplinäres Konsortium von Forschenden der Universität zu Lübeck, der Universität Hohenheim und dem Forschungszentrum Borstel, Leibniz-Lungenzentrum, erhält rund 3 Millionen € vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

    Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören zu den häufigsten Leiden weltweit und sind mit einer Vielzahl von Einschränkungen für die Betroffenen verbunden. Gerade die Unter-scheidung von Nahrungsmittelintoleranz und Nahrungsmittelallergie in Abgrenzung zum sogenannten Reizdarmsyndrom bereitet im Alltag große Schwierigkeiten. Entsprechend ungenau und damit ineffektiv sind die derzeitig verfügbaren diagnostischen und therapeutischen Ansätze. Dies führt zu einer großen Frustration sowohl bei Patientinnen und Patienten, als auch bei Behandelnden.

    Unter dem Titel INDICATE-FH (ImproviNg DIagnostiCs And ThErapy of Food Hypersensiti-vity) haben sich kürzlich Forschende aus den Bereichen Allergologie, Gastroenterologie, Ernährungsmedizin, Naturwissenschaften und Informatik zu einem interdisziplinären Konsortium zusammengeschlossen. „Aus der Lübecker Sicht freut es mich insbesondere, dass es uns gelungen ist, alle drei Sektionen der Universität in diesem Antrag zu verei-nen.“, lobt Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Präsidentin der Universität zu Lübeck, das Vorhaben. Gemeinsam soll die Diagnostik von Patientinnen und Patienten mit insbeson-dere Weizen-vermittelten Nahrungsmittelintoleranzen in Abgrenzung zum Reizdarmsyndrom verbessert werden. Dieser Verbund wird seit dem 1.7.2021 durch das BMBF mit annährend 3 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre gefördert. „Für unsere Patientinnen und Patienten erwarten wir erheblichen Mehrwert in der Krankenversorgung“, sagt Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, „mit vereinter Expertise wird der Kampf gegen Nahrungsmittel-Unverträglichkeit aufgenommen.“

    Mit vereinter Expertise sollen Nahrungsmittelintoleranz und Nahrungsmittelallergie erforscht werden

    „Ich freue mich sehr über die Förderung, die uns erlaubt, ein häufiges und medizinisch äußerst relevantes Problem - welches in der Forschung bisher unterrepräsentiert war - nun interdisziplinär umfassend zu untersuchen“, sagt der Koordinator des Vorhabens, Prof. Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Universität zu Lübeck. Unterstützt wird er in seinem Institut von Dr. Anna Kordowski, die seit Jahren auf dem Gebiet der molekularen Ursachen von Allergien forscht und deren Stelle nun über das neue genehmigte Projekt finanziert wird.

    Stellvertretender Koordinator ist Prof. Stephan C. Bischoff vom Institut für Ernährungsme-dizin, Universität Hohenheim: „Es ist erschreckend, dass inzwischen etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung über Nahrungsmittelunverträglichkeiten klagt, wobei oft un-klar ist, was dahintersteckt. Das interdisziplinäre Konsortium kann nun dank der großzü-gigen Unterstützung durch das BMBF dazu beitragen, Licht ins Dunkel zu bringen“, resü-miert der Gastroenterologe und Allergologe Prof. Stephan C. Bischoff.

    Das Vorhaben ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt: als Projektleiter sind außer den beiden oben Genannten für das Forschungszentrum Borstel Frau Prof. Uta Jappe, für die Universi-tät Hohenheim Prof. Florian Fricke und auf Lübecker Seite Prof. Inke König (Institut für Medizinische Statistik und Biometrie) und Prof. Marcin Grzegorzek (Institut für Medizini-sche Informatik) beteiligt. Ferner sind auch die Medizinische Klinik I (Direktor Prof. Jens Marquardt) und das Institut für Chemie und Metabolomics der Universität zu Lübeck (Di-rektor Prof. Thomas Peters) im Rahmen von konfokaler Laserendomikroskopie bzw. NMR-Metabolomics Analysen eingebunden.

    Die Standorte und ihre Expertisen

    Forschungsschwerpunkte in Lübeck soll vor allem die klinische Phänotypisierung von Pa-tientinnen und Patienten mit Getreideallergien und –intoleranzen sein. Modernste endo-skopisch bildgebende Verfahren und KI-assistierte Bilderkennung, sowie Ansätze zur digi-talen Ernährungstherapie sollen am Standort in Lübeck angewandt werden.
    An der Universität Hohenheim sollen vor allem neue Biomarker anhand von Patienten-spezifischen Organoiden identifiziert werden. Weiterhin steht die Rolle des Dünndarm-mikrobioms bei der Nicht-Zöliakie-basierten Weizenhypersensitivität im Fokus.
    Am Leibniz Forschungszentrum in Borstel (FZB) geht es um die Identifikation der moleku-laren Strukturen, die an der Entstehung der Weizenunverträglichkeit beteiligt sind. Diese allergenen Moleküle werden zur Entwicklung und Optimierung von Allergie-Diagnostik-Tests sowie zur Aufklärung der Krankheitsentstehung eingesetzt. Zusätzlich sollen mit Hil-fe der Pathologie des FZB (Prof. Goldmann) mögliche Allergen-unabhängige Biomarker identifiziert werden.
    “Die Förderung dieses Verbundvorhabens erlaubt es, mit Hilfe der unterschiedlichen und sich ergänzenden Expertisen der drei Standorte die Ursachenaufklärung der verschiede-nen Weizen-bedingten Erkrankungen gezielt anzugehen. Dieses Verständnis wird einen entscheidenden Beitrag zur Präzisionsmedizin leisten“, freut sich die Allergologin des FZB, Prof. Uta Jappe. Sie leitet am FZB die Forschungsgruppe Klinische und Molekulare Allergologie und die Interdisziplinäre Allergie-Ambulanz an der Medizinischen Klinik III in Lübeck und arbeitet seit vielen Jahren am FZB an der Identifikation neuer Allergene, der Aufklärung der Sensibilisierungswege und der Pathogenese von Nahrungsmittel- und Atemwegsallergien.

    Neben den akademischen Partnern ist das Lübecker Startup Perfood beteiligt, welches 2017 aus dem Institut für Ernährungsmedizin ausgegründet wurde und sich auf ernäh-rungsbasierte digitale Gesundheitsanwendungen spezialisiert hat. Die Interessen von Be-troffenen werden durch der Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) vertreten, der eben-falls Teil des Konsortiums ist.

    Pressekontakte:
    Universität zu Lübeck: Vivian Upmann, Pressesprecherin, Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck, Tel.: 0451-31011072, Mail: Vivian.Upmann@uni-luebeck.de
    Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck: Oliver Grieve, Pressesprecher, Maria-Goeppert-Str. 7 b, 23562 Lübeck, Tel.: 0451 500-10 700, Mail: Oliver.Grieve@uksh.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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