idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.07.2021 12:20

Die Meilensteine aus 20 Jahren Alterstraumatologie – Keynote-Lecture von Ulrich Christoph Liener auf dem DGG-Kongress

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

    Rund 800.000 alterstraumatologische osteoporotische Verletzungen und 170.000 hüftgelenksnahe Frakturen bei vornehmlich älteren Menschen wurden allein im letzten Jahr in Deutschland verzeichnet. Diese Zahlen werden aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Sie sind nur ein Indikator dafür, wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Unfallchirurgen und Geriatern für eine gute Patientenversorgung ist. Prof. Dr. med. Ulrich Christoph Liener, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital Stuttgart, ist einer der führenden Mediziner im Bereich Alterstraumatologie mit über 20 Jahren Erfahrung.

    Prof. Liener hat unter anderem das erste Weißbuch Alterstraumatologie miterstellt, dessen zweite Ausgabe derzeit in Arbeit ist. Beim Online-Jahreskongress 2021 der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) vom 2. bis 4. September 2021 stellt er in seiner Keynote „Unfallchirurgie beim geriatrischen Patienten – modernes Handwerk mit Grips und Technik“ Meilensteine aus zwei Jahrzehnten Alterstraumatologie vor.

    Meilenstein 1: Ausbau zur interprofessionellen Alterstraumatologie

    „Ein wissenschaftlich und klinisch internationaler Meilenstein der letzten beiden Jahrzehnte ist sicherlich der Ausbau von der interdisziplinären hin zu einer auch interprofessionellen Zusammenarbeit in der Alterstraumatologie“, sagt Liener. Denn um die Funktionsfähigkeit der Patienten wiederherzustellen und gleichzeitig die Reintegration ins soziale Umfeld zu ermöglichen, muss über Abteilungs- und Berufsgrenzen hinausgedacht und gehandelt werden: Unfallchirurgische und geriatrische Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Sozialdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Physiotherapeuten müssen dafür an einem Strang ziehen – mit niedrigschwelliger Kommunikation auf Augenhöhe gemeinsam im Team. „Dieser holistische Handlungsansatz reicht vom Assessment des Patienten über die Therapie von Begleiterkrankungen bis hin zur Delir-Erkennung und -Prophylaxe.“ Diese interprofessionelle Zusammenarbeit betrachtet er als Blaupause für die Art und Weise, wie in den kommenden Jahrzehnten die zunehmend multimorbiden älteren Patienten grundsätzlich im Gesundheitssystem versorgt werden sollten.

    Meilenstein 2: Den richtigen OP-Zeitpunkt finden

    Wenn eine OP beim geriatrischen Trauma-Patienten zu spät durchgeführt wird, kann das mannigfaltige Auswirkungen auf seinen Organismus und seine Prognose haben. „Es gibt mittlerweile hervorragende Daten, die die Folgen eines späten OP-Zeitpunkts nachweisen können“, erklärt Liener. Durch die immer bessere Datenlage habe sich in der Unfallchirurgie ein stärkeres Bewusstsein entwickelt, welche Komplikationen sich durch die richtige und rechtzeitige Operation vermeiden lassen. „Das ist für mich ein weiterer Meilenstein in der Alterstraumatologie der letzten 20 Jahre, von dem die Patienten direkt profitieren können.“ Ein Meilenstein, den er in seiner Keynote ebenfalls umfassend dokumentieren und analysieren wird.

    Meilenstein 3: Winkelstabile Implantate und minimalinvasive Implantationstechnik

    Der dritte Meilenstein, mit dem sich der Keynote-Speaker befasst, sind die Fortschritte in der Implantationstechnik. Mussten Metallplatten früher noch fest auf den betreffenden Knochen aufgepresst werden, sorgen heutzutage sogenannte winkelstabile Implantate dafür, dass Implantate selbst in osteoporotischen Knochen ein sehr stabiles Konstrukt ergeben und somit eine unmittelbare postoperative Vollbelastung gestatten. „Diese ist essenziell, um einem Muskelabbau durch Immobilisation vorzubeugen“, weiß Liener. Die winkelstabilen Implantate lassen sich überwiegend über kleine Schnitte minimalinvasiv einbringen und verringern so deutlich das chirurgische Weichteiltrauma. Zusätzlich kann man auch die Knochenschrauben mit Zement einbringen, was für noch mehr Festigkeit und Stabilität sorgt. „Das ist insbesondere bei Wirbelkörperfrakturen ein riesiger Schritt nach vorne“, so Liener.

    Meilenstein 4: Frakturendoprothetik großer Gelenke schützt vor Immobilisation

    Als einen weiteren großen Meilenstein der letzten zwei Jahrzehnte betrachtet der Unfallchirurg die dramatische Weiterentwicklung der Prothetik bei älteren Menschen. „Während man früher lediglich Gelenkprothesen bei Arthrose eingesetzt hat, können wir heutzutage nahezu jedes gebrochene Gelenk durch eine Gelenkprothese rekonstruieren. Der Gelenkersatz erlaubt hierbei den raschen Einsatz der Extremität, was ja für ein selbständige Lebensführung häufig essenziell ist.“ Das betrifft in erster Linie Trümmerfrakturen an Schulter- und Ellengelenk und natürlich den standardmäßigen Einsatz von Hüftprothesen bei Schenkelhalsfrakturen. Anhand konkreter Beispiele zeigt Liener, was die Frakturendoprothetik mittlerweile leisten kann.

    Zur Person:

    Prof. Dr. med. Ulrich Christoph Liener ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital Stuttgart. Dort leitet er unter anderem das Zentrum für Alterstraumatologie und das zertifizierte Endoprothetikzentrum. Er hat zusammen mit Prof. Clemens Becker die erste Auflage des Weißbuchs „Alterstraumatologie“ editiert und in seiner Funktion als Leiter der Sektion Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Entwicklung der Zertifizierung für Alterstraumatologische Zentren entscheidend begleitet.

    Termin:

    Donnerstag
    02.09.21, 16:45 Uhr
    Referent: Prof. Dr. med. U. C. Liener, Stuttgart
    Unfallchirurgie beim geriatrischen Patienten – modernes Handwerk mit Grips und Technik
    Moderation: Prof. Hans-Jürgen Heppner, Witten-Herdecke


    Weitere Informationen:

    https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen


    Bilder

    Prof. Dr. med. Ulrich Christoph Liener
    Prof. Dr. med. Ulrich Christoph Liener
    privat


    Anhang
    attachment icon Die Meilensteine aus 20 Jahren Alterstraumatologie – Keynote-Lecture Ulrich Christoph Liener auf dem DGG-Kongress

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. med. Ulrich Christoph Liener


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).