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16.07.2021 12:29

30 Jahre Satelliten an der TU Berlin

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Am 17. Juli 2021 jährt sich der Start des ersten Satelliten der TU Berlin zum dreißigsten Mal. Nach TUBSAT-A wurden noch 26 weitere künstliche Erdtrabanten ins All geschossen. Der jüngste erst vor zwei Wochen.

    Es war erst der vierte Satellit weltweit, der an einer Universität gebaut wurde. Am 17. Juli 1991 startete TUBSAT-A mit einer Ariane-4-Rakete vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana. Er hatte an technischer Ausstattung eine Sternenkamera zur Orientierung, Gallium-Arsenid-Solarzellen sowie eine VHF-Funkanlage an Bord. Trotz der spartanischen Ausstattung ergab sich für ihn bereits eine wichtige Aufgabe: als Kommunikationsverbindung für eine Polarexpedition des Abenteurers Arved Fuchs.

    Konstruiert von einem Team um Professor Udo Renner, hatte TUBSAT-A zwei Ziele: Einerseits die Demonstration von technologischen Neuentwicklungen, die Konzepte von größeren Satelliten auf die noch neuen Mikrosatelliten übertrugen. TUBSAT-A hatte nämlich nur die Größe einer Kiste Mineralwasser und wog 35 Kilogramm; Instrumente für die Kontrolle der Fluglage und die Kommunikationseinrichtung mussten darauf angepasst werden. Gleichzeitig sollte der erste Satellit der TU Berlin – wie auch alle seine Nachfolger – eine Möglichkeit für Student*innen bieten, an echten Weltraummissionen mitarbeiten zu können. So können sie nicht nur Praxiserfahrung sammeln, sondern werden auch zusätzlich für ihr Studium motiviert.

    Mikrosatellit als Briefkasten
    Zu den Alleinstellungsmerkmalen von TUBSAT-A gehörte, dass die Kommunikation mit ihm über einen kleinen Funksender, nicht größer als ein Walkie-Talkie, möglich war. So konnten zwei Personen an unterschiedlichen Orten auf der Welt den Satelliten als Briefkasten für Text- oder auch Sprachnachrichten benutzen. Die Kommunikation musste zeitversetzt erfolgen, weil der Satellit nur zu unterschiedlichen Zeiten und für wenigen Minuten für die Personen erreichbar war. Eine sehr nützliche Funktion zu einer Zeit, in der sich Satelliten-Telefone noch in der Entwicklung befanden. „Wir konnten so eine Expedition des Polarforschers Arved Fuchs unterstützen“, erzählt Udo Renner. Der war im Zuge einer Umseglung des Nordpols 1991 bis 1994 mit einem Sendeempfänger ausgestattet worden. Auch die Expedition des Russen Mischa Malakow und des Kanadiers Richard Weber hatte solch einen Handsender dabei. Die beiden legten den Hin- und Rückweg zum Nordpol auf Skiern zurück und verließen sich auf TUBSAT-A als einzige Kommunikation mit der Außenwelt.

    Schnell lernen und umsetzen
    „Wir wussten beim Start von TUBSAT-A noch gar nicht, dass wir die Sende-Empfänger-Einheit auf solch ein kleines Maß werden reduzieren können“, sagt der heute 81-jährige Renner. Das sei typisch gewesen für die Arbeitsweise an einer Universität. Es habe eine große Freiheit gegeben, um Dinge einfach auszuprobieren. Und durch die einfachere Bauweise der Satelliten kleinere Innovationszyklen: „Wir konnten schnell lernen und unsere Erfahrungen gleich beim nächsten Kleinsatelliten umsetzen.“

    Lange Lebensdauer
    TUBSAT-A blieb für die erstaunlich lange Zeit von 16 Jahren funktionsfähig. Seine Kommunikationsfähigkeiten kamen auch beim Tracking von Hirschen im Harz zum Einsatz, die ihre per GPS-Halsband ermittelten Positionen an TUBSAT-A funkten, oder für das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, dessen Forschungsteams in der Antarktis teilweise über den Satelliten miteinander kommunizierten.

    Schwärme von Nanosatelliten
    Nach der Erfolgsgeschichte von TUBSAT-A folgten weitere Satelliten, so etwa DLR-TUBSAT, der erste Satellit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der 1999 gestartet wurde, sowie der erste Satellit Marokkos (MAROC-TUBSAT) 2001 und der erste Indonesiens 2007 (LAPAN-TUBSAT). Sie alle wurden in Zusammenarbeit und mit Förderung der jeweiligen Auftraggeber an der TU Berlin entworfen und gebaut. Später unter Leitung von Professor Klaus Brieß gab es dann eine nochmalige Miniaturisierung hin zu Nanosatelliten, die unter zehn Kilogramm wiegen. Hier steht die Vision im Vordergrund, ganze Schwärme solcher Himmelskörper auszusetzen, die verschiedene Daten gleichzeitig aufnehmen und untereinander kommunizieren.

    Reif für interdisziplinäre Zusammenarbeit
    Am 30. Juni dieses Jahres startete der Mikrosatellit TUBIN. Neben der Erprobung von technologischen Neuerungen wird er zur Beobachtung von Großfeuern wie zum Beispiel Waldbränden eingesetzt werden. „Wir sind jetzt soweit, dass wir auf andere Fachgebiete zugehen können und sagen ‚Wir haben diese funktionierenden Satellitenplattformen, was können wir damit zusammen erforschen?‘“, erklärt der seit Februar 2021 amtierende Leiter des Fachgebiets Raumfahrttechnik, Professor Enrico Stoll. Gerade mit der Erdbeobachtung und der Atmosphärenforschung ergäben sich hier vielfältige Möglichkeiten für Kooperationen.

    Die TU Berlin wird das Satellitenjubiläum in der kommenden Woche in einem größeren Webfeature würdigen: https://www.tu.berlin/

    TUBSAT-A:
    https://www.raumfahrttechnik.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekt...

    Mikrosatellit TUBIN:
    https://www.tu.berlin/ueber-die-tu-berlin/profil/pressemitteilungen-nachrichten/...

    TUBSAT-Missionen:
    https://www.raumfahrttechnik.tu-berlin.de/tubsat/

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
    Prof. Dr.-Ing. Enrico Stoll
    Tel.: +49 30 314-21339
    E-Mail: e.stoll@tu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Physik / Astronomie, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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