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21.07.2021 14:01

Würdige Wohnverhältnisse für Wohnungslose: Start des Modellprojektes „Housing First Hannover”

Christiane Schwausch Referat Hochschulkommunikation
Alice Salomon Hochschule Berlin

    Stiftung Ein ZUHAUSE schafft würdige Wohnverhältnisse für Wohnungslose, Alice Salomon Hochschule Berlin übernimmt wissenschaftliche Begleitung

    Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. lag die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland 2018 – ohne wohnungslose anerkannte Geflüchtete – bei gut 237.000. Als wohnungslos gelten Menschen, wenn sie nicht über mietvertraglich abgesicherten Wohnraum oder Eigentum verfügen. Sie leben in Notunterkünften, in Wohnheimen, Hostels, betreuten Unterkünften freigemeinnütziger Träger, kommunalen Einrichtungen, bei Freund_innen oder übernachten im öffentlichen Raum. Prof. Dr. Susanne Gerull, Professorin für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin), erforscht u. a., wie wohnungslose Menschen in für sie konzipierten Angeboten besser mitbestimmen können. Nun übernimmt sie die wissenschaftliche Begleitung des Anfang Juli 2021 gestarteten Modellprojektes „Housing First Hannover“ der Stiftung EIN ZUHAUSE.

    In Hannover hat die Stiftung EIN ZUHAUSE ein Gebäude mit 15 Wohnungen im Karl-Imhoff-Weg errichtet. Das „Housing First“-Projekt soll im Rahmen einer auf drei Jahre angelegten Evaluation von der ASH Berlin wissenschaftlich begleitet werden. Die Stiftung EIN ZUHAUSE fördert die wissenschaftliche Begleitung mit einer Zuwendung in Höhe von 30.000 Euro. Die Mittel wurden der Stiftung vom evangelischen Fachverband Wohnen und Existenzsicherung e.V. (EFWE) zur Verfügung gestellt.

    „In Deutschland haben Politik und Wohlfahrtsverbände lange gezögert, den Paradigmenwechsel von der Überprüfung einer sogenannten Wohnfähigkeit Hilfesuchender zur Umsetzung eines Menschenrechts auf Wohnen bei gleichzeitigem bedingungslosen Unterstützungsangebot vorzunehmen. Mit unseren beiden seit knapp drei Jahren evaluierten Berliner Modellprojekten „Housing First Berlin“ und „Housing First für Frauen Berlin“ scheint der Bann gebrochen. Wir freuen uns, dass inzwischen in vielen anderen Städten und Regionen mit Verweis auf Berlin weitere Modellprojekte geplant oder schon umgesetzt werden“, sagt Prof. Dr. Susanne Gerull.

    „Eine eigene Wohnung ist die Basis und das zentrale Element für eine erfolgreiche Lebensbewältigung. Wir sehen Housing First als wirkungsvollen und effizienten Ansatz, wohnungslose Menschen mit diesem wichtigsten Instrument ‚Ein Zuhause‘ zu versorgen. Auch gehen wir als Stiftung EIN ZUHAUSE davon aus, dass Housing First nicht nur für die betroffenen Personen heilsamer, d.h. wirkungsvoller ist, sondern unterm Strich auch die öffentlichen Finanzen entlasten könnte, wenn es zum allgemeingültigen Prinzip der Sozialhilfe erhoben würde“, so Prof. Dr. Eckart Güldenberg, Vorsitzender der Stiftung EIN ZUHAUSE.

    Das Konzept „Housing First“

    „Housing First“ hat seine Ursprünge in den USA und wird bereits in Finnland, Österreich, und anderen europäischen Ländern erfolgreich umgesetzt. Berlin hatte Ende 2018 als erste Stadt in Deutschland zwei Modellprojekte „Housing First“ eingerichtet, die von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gefördert und von Susanne Gerull wissenschaftlich begleitet werden. Wie der Name nahelegt, wird Wohnen dabei als Ausgangspunkt und nicht als Endziel gesehen. Denn wer sich nicht täglich aufs Neue um eine Übernachtungsmöglichkeit sorgen muss, kann sich stattdessen um sich selbst kümmern. In der Praxis funktioniert es folgendermaßen: Wohnungslose Menschen erhalten zum einen ein normales Mietverhältnis, zum anderen ein spezielles Unterstützungsangebot, das sie – anders als häufig in der klassischen Wohnungslosenhilfe – nutzen können, aber nicht müssen.

    In Forschung und Lehre leistet die ASH Berlin einen Beitrag dazu, die breite Öffentlichkeit für das Thema Wohnungslosigkeit zu sensibilisieren und Lösungen zu erarbeiten. Eine Aufgabe, die angesichts wachsender Städte und zunehmender Gentrifizierung immer dringlicher wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Kontakt Alice Salomon Hochschule Berlin

    Prof. Dr. Susanne Gerull
    E-Mail: mail@susannegerull.de
    www.susannegerull.de

    Kontakt Stiftung EIN ZUHAUSE

    Prof. Dr. Eckart Güldenberg
    E-Mail: eckart.gueldenberg@web.de
    Mobil: 0163-7443810

    Andreas Sonnenberg
    E-Mail: sonnenberg@werkheim.de
    Tel: 0511-3585610


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Politik, Psychologie
    regional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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