Das vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) betriebene Forschungsschiff wird vom 16. Oktober bis 15. Dezember in der Lloydwerft, Bremerhaven gründlich überholt.
Nicht eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
"Polarstern" für umfangreiche Modernisierung im Trockendock
"Polarstern" einmal ganz anders: Das vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) betriebene Forschungsschiff liegt derzeit auf dem Trockenen. Grund dafür ist die erste Etappe einer Generalüberholung, die vom 16. Oktober bis 15. Dezember in der Lloydwerft, Bremerhaven stattfindet. Die wissenschaftlichen Erfolge und die hohe internationale Nachfrage zur Nutzung des größten deutschen Forschungsschiffs haben den Eigentümer des Schiffes, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), bewogen, einer Grundüberholung zuzustimmen.
Die zahlreichen und oft schwierigen Einsätze der "Polarstern" in den eisbedeckten Polarmeeren haben das Schiff stark beansprucht. Viele Anlagen und Geräte sind nach 16-jähriger intensiver Nutzung trotz Wartung und Pflege am Ende ihrer technischen und wirtschaftlichen Lebenszeit angekommen. Hinzu kommt, daß sich seit der Indienststellung der "Polarstern" viele schiffs- und umwelttechnische Vorschriften geändert haben. Ziel der Umbaumaßnahmen ist, das Schiff auf einem hohen wissenschaftlichen, technischen und nautischen Stand zu halten und einen störungsfreien, sicheren und umweltschonenden Einsatz für weitere 15 Jahre zu garantieren.
Die Modernisierung wird in drei Etappen zwischen 1998 und 2000 durchgeführt. Das gegenwärtige jährliche "Polarstern"-Budget von rund 27 Millionen DM wurde von den Zuwendungsgebern, dem BMBF sowie den Ländern Bremen, Brandenburg und Schleswig-Holstein, für 1998 um 5 Millionen DM erhöht, so daß der Umbau jetzt begonnen werden konnte. Die Generalüberholung, für die pro Jahr eine Werftzeit von zwei Monaten geplant ist, wird von der Reederei F. Laeisz GmbH gemeinsam mit der Logistik des AWI koordiniert.
"Polarstern" wird unter Berücksichtigung der Regelwerke der International Maritime Organization (IMO), insbesondere des Polar Code (Schiffsbetrieb in Arktis und Antarktis) und des Umweltschutzprotokolls der Antarktisvertragsstaaten modernisiert. Dazu gehört unter anderem der Einbau einer neuen Müllverbrennungsanlage. Verbesserungen der Sicherheitsausrüstung des Schiffes stehen ebenfalls an: Ein neues Eisradar soll die Navigation bei Eisfahrten ebenso erleichtern wie neue und größere Fenster auf der Brücke. Nach 16-jährigem Dauerbetrieb für die Verpflegung von täglich bis zu 124 Personen ist auch eine Erneuerung der Kombüse notwendig geworden.
Auf dem Vorschiff werden technische Verbesserungen realisiert, damit "Polarstern" ihre Aufgabe als Versorgungsschiff besser erfüllen kann. Die Laderaumluke wird vergrößert, so daß mehr Container gestaut werden können. Der alte 25-Tonnen Kran wird durch einen neuen Kran mit größerem Ausleger, mehr Hebekraft und schnellerer Bewegungsmöglichkeit ersetzt, um ein leichteres Entladen an der Schelfeiskante in der Antarktis zu gewährleisten.
Der Umbau umfaßt auch die Installation neuer Forschungsgeräte und die Modernisierung der wissenschaftlichen Ausstattung. Beispielsweise werden die technischen Vorausetzungen für den Einsatz eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs geschaffen, mit dem der Meeresboden in einer Tiefe von 6000 Metern untersucht werden kann. Derartige Experimente sind für die Polarmeere neu. Wissenschaftler des AWI planen, das in Frankreich entwickelte Unterwasserfahrzeug "Victor 6000" im Sommer 1999 erstmals in der Arktis einzusetzen.
Am 9. Dezember 1982 ist die "Polarstern" als eisbrechendes Forschungsschiff in Dienst gestellt worden. Seitdem hat die "Polarstern" auf 15 Reisen in die Antarktis und 14 Reisen in die Arktis fast 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das entspricht etwa 40 Reisen um die Welt. Im Mittel befindet sich das Schiff 320 Tage auf See. Rund 5000 Wissenschaftler und Techniker unterschiedlicher Disziplinen - wie Geologie, Geophysik, Biologie, Chemie und Ozeanographie - haben bisher an Bord gearbeitet. Ein Viertel von ihnen waren ausländische Gäste aus 33 Ländern und von 220 verschiedenen Forschungseinrichtungen, Instituten und Universitäten. Aus Deutschland haben neben dem AWI als Hauptnutzer weitere 62 Forschungseinrichtungen ihre Arbeitsgruppen an Bord geschickt.
Mit ihren Forschungsreisen in die Polarmeere hat die "Polarstern" weltweit hohe wissenschaftliche Reputation erlangt. Sie bietet als polar-marine Forschungsplattform ungewöhnlich günstige Bedingungen. Die Hauptarbeitsgebiete liegen im Südatlantik zwischen Südafrika und Südamerika, insbesondere im Weddellmeer und an der Antarktischen Halbinsel. Im Norden liegen die Fahrtziele an der Ostküste Grönlands und im zentralen arktischen Becken. Höhepunkte der bisherigen Expeditionen waren die drei Winterreisen in die Antarktis, die Erreichung des Nordpols am 7. September 1991 und im Juli 1998 die schwere Eisfahrt zusammen mit dem russischen Eisbrecher "Arktika" zum kaum erforschten Alpharücken jenseits des Nordpols.
http://www.awi-bremerhaven.de/AWI/KAH97/Weeklyreports/Polarstern/polarstern-d.ht...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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