idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.07.2021 14:01

Keynote-Lecture Natalie van der Velde: Falls in older persons – does medication play a role?

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

    Stürze sind die Hauptursache für Verletzungen und verletzungsbedingte Todesfälle bei älteren Menschen – maßgeblichen Anteil daran haben auch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente: Rund 90 Prozent aller Sturz-Patienten nehmen sogenannte „Fall risk increasing drugs“, kurz FRIDs, ein, die zum Beispiel zur Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen oder Depressionen verschrieben wurden. Die Gründe dafür, warum FRIDs im klinischen Alltag dennoch zu selten abgesetzt bzw. ihre Einnahme nicht modifiziert wird, sind vielfältig: Zum Beispiel Unwissenheit über FRIDs sowie die Neigung, positive Effekte bei Medikamenten zu überschätzen, aber auch negative Effekte zu unterschätzen.

    Und vor allem: fehlende Leitlinien zu diesem Thema. Zudem sind medikamentöse Nebenwirkungen höchst individuell. Klare und strukturierte Guidelines und Vorhersagemodelle für den klinischen Alltag zu schaffen, die sturzgefährdete ältere Menschen identifizieren helfen und individuelle Sturzprophylaxe ermöglichen – das ist das Forschungsziel von Prof. Nathalie von der Velde, Geriaterin am Amsterdam University Medical Center (AMC). Als Leiterin der Task & Finish Group on FRIDs der Europäischen Gesellschaft für Geriatrische Medizin (EuGMS) hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, diese wichtige Forschung auch europaweit zu fördern, zu optimieren und zu harmonisieren. Das Deprescribing Tool STOPPFalls, eine der aktuellen Errungenschaften dieser Forschungsgruppe, kann Geriatern im Alltag eine wertvolle Entscheidungshilfe zur Medikation von Patienten bieten. Dieses Tool sowie weitere spannende Resultate und Erfahrungen aus ihrer Forschungsarbeit wird van der Velde ihm Rahmen ihrer Keynote-Lecture beim Online-Jahreskongress 2021 der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) vom 2. bis 4. September 2021 vorstellen.

    STOPPFalls wurde über einen umfassenden Delphi-Prozess mit europäischen Expertinnen und Experten erstellt und führte zu einer Liste von 14 FRIDs, darunter vor allem psychotrope und kardiovaskuläre Medikamente. Außerdem wurden 18 pharmakologische Unterklassen in Bezug auf sturzrisikoerhöhende Eigenschaften identifiziert. Um all diese Informationen anwendbar für den Geriater-Alltag zu machen, hat die Forschergruppe sie online in Übersichtstabellen zusammengefasst, die mithilfe von Entscheidungsbäumen pro Medikamentengruppe leicht interpretierbar sind. „Dieses Tool hilft dabei, ganz individuell bei einem Patienten oder einer Patientin abwägen zu können, ob ein bestimmtes Medikament abgesetzt werden soll oder nicht. Es geht also darum, im Hinblick auf die Sturzprophylaxe die sichersten Medikamente zu wählen“, so van der Velde. Zum Beispiel listet das Tool für alle Medikamentengruppen auf, welche Symptome das Absetzen veranlassen sollten und auch, welche Symptome nach dem Absetzen überwacht werden müssen. Die Auflistung von entsprechenden Leitlinien, evidenzbasierten Empfehlungen und Literatur-Links untermauert die Aussagen des Tools.

    Auch der ältere Mensch muss mit einbezogen werden: Shared decision making

    Sehr wichtig sei es, bei der Abwägung und Entscheidungsfindung zur optimalen Medikation auch die Patienten mit einzubeziehen, denn deren persönliche Ziele können sehr unterschiedlich sein: Während dem einen Menschen zum Beispiel die größtmögliche Unabhängigkeit wichtig ist, ist es für den anderen die Reduktion von Schmerzen. „Wir sollten wirklich vorsichtig sein, wenn wir Medikamente verschreiben. Tun wir das, weil es mit dem Ziel des Patienten übereinstimmt, oder tun wir es, weil die Leitlinien es sagen? Als Geriater sollten wir in meinen Augen mit den Patienten reden, ihren Kontext berücksichtigen und die Entscheidungsfindung teilen“, sagt van der Velde. Mit ihrem Forscherteam möchte sie nun in einem zweiten Schritt die Effektivität der Sturzprophylaxe durch STOPPFalls bewerten und das Tool validieren, idealerweise in einer europäischen, multizentrischen und länderübergreifenden randomisierten kontrollierten Studie.

    Über Prof. Nathalie van der Velde

    Nathalie van der Velde ist seit 2010 praktizierende Geriaterin und leitete von Juni 2014 bis Juni 2017 die Geriatrieabteilung des Amsterdam UMC, Standort Academic Medical Center (AMC). Derzeit ist sie Principal Investigator und Leiterin der Forschungslinie Falls & Fracture Prevention am AMC. 2019 wurde sie zur ordentlichen Professorin ernannt. Außerdem ist sie Co-Vorsitzende des Forschungsprogramms „Aging and Later Life“ der Amsterdam Public Health Institutions. Seit 2021 ist sie Sprecherin der Arbeitsgruppe „Falls & Fracture prevention“ der European Geriatric Medicine Society (EuGMS). Außerdem wurde sie zur Co-Vorsitzenden der Task Force der World Falls Prevention Guidelines ernannt. Seit 2021 ist sie auch stellvertretende Herausgeberin einer Fachzeitschrift für Altersmedizin mit dem Titel Age & Ageing.

    Termin

    Samstag, 04.09.21, 9:45 Uhr
    Referent: Prof. Nathalie van der Velde
    Falls in older persons – does medication play a role?
    Moderation: Prof. Clemens Becker, Stuttgart


    Weitere Informationen:

    https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/1802-pm-keynote-lecture-natali...


    Bilder

    Prof. Nathalie von der Velde
    Prof. Nathalie von der Velde
    Foto: Dirk Gillissen


    Anhang
    attachment icon Keynote-Lecture Natalie van der Velde: Falls in older persons – does medication play a role?

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Nathalie von der Velde


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).