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02.08.2021 11:32

Digitale Sequenzinformationen müssen frei verfügbar bleiben

Dr. Manuela Schüngel Stabsstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

    Mikrobiologe Jörg Overmann macht sich mit 430 Forschenden aus Europa für Open DSI stark

    (Braunschweig – 2. August 2021): „Globale Probleme wie Artensterben und Rückgang der biologischen Vielfalt, Klimawandel, Pandemien und Hunger können nur bei freiem Zugang zu digitalen Sequenzinformationen gelöst werden!“, macht Prof. Dr. Jörg Overmann, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, deutlich. „Ohne den freien Zugang auf digitale Sequenzinformationen (DSI) funktioniert Wissenschaft national, europäisch und international nicht und daher müssen digitalen Sequenzinformationen als Gemeingut erhalten bleiben.“, so Professor Overmann weiter. Der Mikrobiologe gehört zu den Unterzeichnern des Positionspapiers des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität. Die Stellungnahme setzt sich für den Erhalt der digitalen Sequenzinformationen als freies öffentliches Gut ein und ist unter anderem an die zuständigen Direktorate der EU Kommission gerichtet. Das Positionspapier trägt die Unterschriften von 430 Forschenden aus zehn EU-Mitgliedsstaaten. Sprecher des Netzwerkes sind die Wissenschaftler Jörg Overmann (DSMZ), Kirsten Thonicke (PIK) und Johannes Vogel (MfN).

    Erhalt der biologischen Vielfalt (Biodiversität) durch Open DSI
    Die biologische Vielfalt lässt sich nur bei frei verfügbaren digitalen Sequenzinformationen (Open DSI) erhalten. Ohne offenen Zugang wären Forschende handlungsunfähig und wissenschaftliche Entwicklungen langsamer oder sogar unmöglich. „Das wissenschaftliche Leitprinzip von Open Data und Open Science muss erhalten bleiben.“, fordert Jörg Overmann. Wie wichtig die freie Datenverfügbarkeit ist, machen beispielsweise die COVID-19-Pandemie und die Antibiotikakrise deutlich: Um die Antibiotikakrise zu beherrschen, nutzt die Forschung digitale Sequenzinformationen mit deren Hilfe sie Vorhersagen darüber erstellt, ob ein Mikroorganismus in der Lage ist, Antibiotika zu produzieren oder andererseits Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt hat. Diese in silico-Experimente können Forschende nur durchführen, wenn sie uneingeschränkt Zugriff auf digitale Sequenzinformationen haben. Open DSI bedeutet, dass auch Geninformationen von bisher unkultivierbaren Mikroorganismen ausgelesen und genutzt werden können. Gibt es eine vielversprechende Vorhersage, können bestimmte Abschnitte der Erbinformation in einen anderen Mikroorganismus überführt werden. Dieser kann dann das gewünschte Antibiotikum produzieren.

    Open DSI essentiell für globale SARS-CoV-2-Forschung
    Hätten die Forschenden global nur eingeschränkten Zugriff auf die SARS-CoV-2-Sequenzinformationen, wäre beispielsweise die Identifizierung der Delta-Variante als neue vorherrschende Virusvariante erst viel später erfolgt. Die Charakterisierung hinsichtlich Ansteckungsrisiko und Schweregrad der Erkrankung hätten Forschende in den einzelnen Ländern der Welt mühsam erforschen müssen. Dies hätte höchstwahrscheinlich ein deutlich gefährlicheres Infektionsgeschehen zur Folge gehabt. Mit dem freien Zugriff auf die digitalen Sequenzinformationen des Coronavirus konnten Forschende global eng zusammenarbeiten, so dass Gegenmaßnahmen rasch und länderübergreifend eingeleitet werden konnten. „Internationales freies Datensharing ist für die Lösung komplexer Probleme zwingend notwendig!“, fasst Professor Jörg Overmann abschließend zusammen.


    DSMZ-Pressekontakt:
    PhDr. Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
    Tel.: 0531/2616-300
    Email: press@dsmz.de

    Über das Leibniz-Institut DSMZ
    Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 75.000 Kulturen sowie Biomaterialien und hat knapp 200 Beschäftigte. www.dsmz.de

    Über die Leibniz-Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de


    Bilder

    Prof. Dr. Jörg Overmann, Wissenschaftlicher Direktor Leibniz-Institut DSMZ
    Prof. Dr. Jörg Overmann, Wissenschaftlicher Direktor Leibniz-Institut DSMZ

    DSMZ

    Hauptgebäude des Leibniz-Institut DSMZ
    Hauptgebäude des Leibniz-Institut DSMZ

    DSMZ


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Medizin, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Jörg Overmann, Wissenschaftlicher Direktor Leibniz-Institut DSMZ


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