idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.08.2021 17:00

Weniger Hochwasseropfer durch Gefahrenbewusstsein

Sarah Link PR und Marketing
Technische Universität Wien

    Welche Faktoren führen zu katastrophalen Überschwemmungen? Günter Blöschl und sein Team stellen die neuesten Erkenntnisse in Nature Reviews Earth & Environment zusammen.

    Die Hochwasser im Westen Deutschlands und Österreichs sind vorüber. Was jedoch bleibt, ist die Zerstörung, vor der ganze Städte stehen, wie zum Beispiel Hallein in Salzburg. Das Verheerende: Die Bürger_innen erfahren oft zu spät von den drohenden Unwettern und sind nicht auf die mögliche Gefahr vorbereitet. Ereignisse wie das diesjährige Hochwasser treten meist lokal auf, jedoch mit zunehmender Häufigkeit. Denn Klima und Gesellschaft verändern sich.

    Gemeinsam mit internationalen Kolleg_innen untersuchte Prof. Günter Blöschl von der TU Wien die Ursachen von Überschwemmungen mit desaströsen Konsequenzen und stellte Prognosen für die Zukunft auf. Die zusammenfassende Analyse veröffentlichten die Wissenschaftler_innen am 10. August in der Fachzeitschrift Nature Reviews Earth & Environment.

    Gefährliche Konstellationen

    Aus der Vergangenheit lernen funktioniert auch im Fall der Hochwasserforschung. Daher betrachteten Günter Blöschl und sein Team sowohl kleinere Hochwasserereignisse aus der Vergangenheit als auch katastrophale Überschwemmungen an Flüssen. „Vergleichen wir diese zwei Arten von Hochwasser, fällt direkt auf, dass sich die Mechanismen grundlegend unterscheiden“, sagt Blöschl. „Verheerende Hochwasser entstehen oft durch ein Zusammentreffen ungünstiger Faktoren, wie etwa nasse Böden und Starkregen oder lokale Gewitter und regionaler Niederschlag“. Führen nun zwei Flüsse zur gleichen Zeit Hochwasser, steigt auch die Zerstörungsgewalt der Wassermassen.

    Da sich das komplexe Zusammenspiel dieser Faktoren nur schwer vorhersagen lässt, werden Hochwasserschutzbeauftragte und die Zivilbevölkerung oft vom Hochwasser überrascht. Die Schäden sind in der Konsequenz hoch und auch Leib und Leben sind in Gefahr.

    Zunehmende Hochwassergefahr

    Betrachtet man weltweit vergangene Hochwasserereignisse, so zeigt sich ein komplexes Bild: Je nach Region steigt oder sinkt die Hochwassergefahr. Dennoch sind sich die Expert_innen einig: Die Hochwassergefahr wird voraussichtlich für viele Regionen zunehmen – vor allem in Nordwesteuropa und in Teilen Asiens und Afrikas. „Die Ursache für diese unterschiedlichen Tendenzen sind sowohl Veränderungen verschiedener klimatischer und hydrologischer Bedingungen, als auch sozioökonomischer Faktoren, die miteinander interagieren“, erklärt Blöschl. Trends zeigen, dass sich das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auf die Wahrscheinlichkeit von katastrophalen Hochwasserereignissen auswirken und zu einem weit verbreiteten Anstieg führen werden.

    Schutz durch Gefahrenbewusstsein

    Was ein Blick in die Vergangenheit ebenfalls verrät, ist, dass die Zahl der Todesopfer und der vom Hochwasser betroffenen Menschen seit Mitte der 1990er Jahre zurückgegangen ist. Grund dafür sind gezielte Maßnahmen des Hochwasserrisikomanagements. „Eine wirksame Risikominderung erfordert ein Verständnis der ursächlichen Prozesse, sowie das Schaffen eines Gefahrenbewusstseins“, erklärt Blöschl. Auch haben bauliche Vorkehrungen wesentlich zum Hochwasserschutz beigetragen. Um das Überraschungspotenzial von Hochwasser weiter zu verringern und Risiken besser einschätzen zu können, ist ein interdisziplinärer Austausch zwischen Naturwissenschaftler_innen, Ingenieur_innen und Sozialwissenschaftler_innen erforderlich.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Günter Blöschl
    Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie
    Technische Universität Wien
    +43 1 58801 22315
    bloeschl@hydro.tuwien.ac.at


    Originalpublikation:

    B. Merz, G. Blöschl et al., Causes, impacts and changes of disastrous river floods, Nature Reviews Earth & Environment, 2021.
    https://doi.org/10.1038/s43017-021-00195-3


    Bilder

    Sturzflut am Fluss Daral in Bahrain.
    Sturzflut am Fluss Daral in Bahrain.

    Manzoor Ahmad

    Günter Blöschl ist Hydrologe an der TU Wien.
    Günter Blöschl ist Hydrologe an der TU Wien.

    Foto Wilke


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Sturzflut am Fluss Daral in Bahrain.


    Zum Download

    x

    Günter Blöschl ist Hydrologe an der TU Wien.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).