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18.03.2004 16:01

Depression im Alter: häufig wird die behandelbare Erkrankung nicht erkannt

Anke Schlee Pressereferat
Kompetenznetz Depression

    Oft wird sie schlichtweg übersehen: eine Depression im Alter. Die Erkrankung kommt bei älteren Menschen zwar nicht öfter vor als bei jüngeren, doch ist sie noch schwieriger zu erkennen. Allzu häufig wird mangelnde Energie und Hoffnungslosigkeit bei betagten Menschen mit dem natürlichen Alterungsprozess erklärt. Zu wenig Betroffene und zu wenig Menschen in ihrer Umgebung erkennen hinter körperlichen und psychischen Beschwerden eine depressive Erkrankung. Damit erfolgt keine angemessene Therapie, und das obwohl eine Depression gut behandelbar ist.

    Die Depression gehört neben der Demenz zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Alter: Unter den über 65jährigen leiden circa fünf Prozent an einer behandlungsbedürftigen Depression. Menschen, die aufgrund ihres körperlichen und seelischen Gesundheitszustandes in Alten- und Pflegeheimen leben, haben sogar ein Risiko von mehr als zehn Prozent, an einer Depression zu erkranken.

    Die Lebenserwartung steigt in unseren Breitengraden kontinuierlich an. Im Alter von 65 Jahren haben Menschen oft noch ein ganzes Drittel ihres Lebens vor sich. Für viele ist es nicht einfach, alt zu werden: Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, körperliche Beschwerden häufen sich und es wird zunehmend schwieriger, im gewohnten Tempo des Alltags mitzuhalten. Trotzdem behalten sie in der Regel die Fähigkeit, ihr Leben selbständig und interessant zu gestalten.

    Die Erkrankung Depression hat nichts mit vorübergehender schlechter Stimmung zu tun, die wir alle kennen. Symptome wie anhaltende Interesse- und Hoffnungslosigkeit, ein herabgesetztes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Antriebs- und Energielosigkeit sowie Suizidgedanken sind Warnzeichen einer Depression. Hinzu kommen körperliche Symptome wie Magen- und Rückenschmerzen oder Schlaf- und Appetitlosigkeit. Gerade die vielfältigen körperlichen Symptome im Alter erschweren eine korrekte Diagnose. Wird die Depression nicht erkannt und behandelt, kann dies neben dem persönlichen Leid und zunehmender sozialer Isolierung zu vermehrtem Auftreten weiterer körperlicher Erkrankungen und zu erhöhter Mortalität führen. Das Suizidrisiko ist bei älteren Menschen und ganz besonders bei alten Männern deutlich erhöht.

    "Dabei sind Depressionen auch bei älteren Menschen gut behandelbar", weiß Prof. Ulrich Hegerl, Psychiater an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Sprecher des "Kompetenznetzes Depression, Suizidalität". Studien konnten die Wirksamkeit von medikamentösen Therapien und psychotherapeutischen Behandlungsverfahren bei der Altersdepression belegen.

    Um die Versorgung alter Menschen in Alten- und Pflegeheimen zu verbessern, führt das "Bündnis gegen Depression" zusammen mit der Präventionsinitiative "Bayern aktiv" des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz und in Kooperation mit dem "Kompetenznetz Depression, Suizidalität" bayernweit aktuell 300 eigens entwickelte Schulungen für Altenpflegekräfte durch. Altenpflegekräfte haben oft eine entscheidende Vermittlerfunktion zwischen Bewohner, Arzt und Angehörigem. Ziel der vierstündigen Schulungen ist es, Altenpflegekräfte stärker für das Thema zu sensibilisieren, damit sie eine Depression besser erkennen. Außerdem soll die Kommunikation mit den behandelnden Ärzten verbessert werden.

    In Deutschland leiden aktuell ca. vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Nur ein Drittel der Betroffenen sucht medizinische Hilfe, nur zehn Prozent von ihnen erhält eine ausreichende Behandlung. Unbehandelte Depressionen sind eine der Hauptursachen von Suiziden: 15 Prozent der Patienten, die an einer Depression erkrankt sind, nehmen sich das Leben. 40 Prozent aller Suizide werden von Menschen über 60 Jahren verübt. Die große Mehrzahl davon sind Männer.


    Weitere Informationen:

    http://www.kompetenznetz-depression.de
    www.buendnis-depression.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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