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06.09.2021 08:05

Behinderte Eltern: Wie ergeht es ihnen in Österreich?

Dr. Romy Müller UNI Services
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

    Als „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ wollen Personen bezeichnet werden, die durch die Gesellschaft Behinderungen aufgrund von diskriminierenden Zuschreibungen, Ausgrenzung und Vorurteilen erfahren. Rahel More hat untersucht, wie es Frauen und Männern mit Lernschwierigkeiten ergeht, wenn sie in Österreich Eltern werden. Ihre Ergebnisse stellt sie nun in Buchform vor.

    „Behinderung als Abweichung von Normalitätsvorstellungen wird durch verschiedene Diskurse erzeugt. Sie ist auf den ersten Blick nicht damit vereinbar, was nach vielen Normen unter Mutter- und Vaterschaft sowie familialer Leistungs- und Funktionsfähigkeit verstanden wird“, so Rahel More, die am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Universität Klagenfurt lehrt und forscht. Die Folge daraus: „Vielen Eltern mit Lernschwierigkeiten wird zugeschrieben, dass sie unfähig seien, ihre Kinder eigenständig groß zu ziehen. Sie sind daher oft von Interventionen der Kinder- und Jugendhilfe betroffen.“

    Rahel More wendet sich diesem komplexen Thema auf mehreren Ebenen. Unter anderem basierend auf Diskussionen im Internet hat sie Erwartungen und Normen in Bezug auf Elternschaft und Behinderung analysiert. Außerdem hat sie Interviews mit Fachkräften in der Sozialen Arbeit geführt und mit einer Referenzgruppe analysiert. Darüber hinaus kamen Mütter und Väter mit Lernschwierigkeiten in Interviews zu Wort. Die nun in Buchform vorliegende Studie ist zugleich Rahel Mores Dissertationsschrift.

    „Mütter und Väter mit Lernschwierigkeiten berichten meist von Diskreditierungen. Sie werden durch diverse Barrieren behindert, vor allem im sozialen und im kulturellen Sinne“, weiß Rahel More zu berichten. Das Übereinkommen der UN über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, das auch Österreich ratifiziert hat, sieht unter anderem vor, dass die Behinderung eines Elternteils nicht der Grund für eine Trennung vom Kind sein dürfe. Viele Eltern würden aber nach wie vor diskriminierende und stigmatisierende Erfahrungen machen und erzählen von Unterschätzung und Vorurteilen gegenüber ihrer Elternrolle. Im Gegensatz zu Eltern, denen keine Behinderung zugeschrieben wird, sind Eltern mit Lernschwierigkeiten häufig davon abhängig, wie außerfamiliäre Akteur*innen handeln, so Rahel More weiter: „Für die Wahrnehmung ihrer Mutter- beziehungsweise Vaterschaft unter behindernden Bedingungen sind sowohl die Beobachtung und Kontrolle durch Fachkräfte als auch deren Unterstützung relevant. Die Möglichkeiten der elterlichen Subjektbildung sind demnach von sozialen, kulturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen, unter anderem von den jeweils (nicht) existenten systemischen Strukturen, abhängig.“ Die Unterstützung sei ein wichtiger Faktor für selbstbestimmte Elternschaft: „Eltern mit Lernschwierigkeiten haben ein Recht auf Unterstützung, jedoch mangelt es meist an passenden Angeboten für die betreffenden Familien.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Univ.-Ass.in Dr.in Rahel More, MA
    +43 463 2700 1251
    Rahel.More@aau.at


    Originalpublikation:

    Rahel More (2021). Disability, Elternschaft und Soziale Arbeit. Zur Bedeutung von Zuschreibungen, Fremdwahrnehmungen und Selbstverständnissen für Eltern mit Lernschwierigkeiten. Schriftenreihe der ÖFEB-Sektion Sozialpädagogik, Band 7. Leverkusen-Opladen: Verlag Barbara Budrich GmbH.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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