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08.09.2021 15:54

Forscher*innen der Uni Bayreuth und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften arbeiten gemeinsam an Biokleber

Anja-Maria Meister Pressestelle
Universität Bayreuth

    Die EU fördert die grenzüberschreitende Forschung an der Universität Bayreuth und am Biologischen Zentrum der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (AVČR) mit rund 670.000 Euro. Der Lehrstuhl Biomaterialien der Universität Bayreuth und das Biologische Zentrum profitieren dabei vom INTERREG Programm. Inhalt des Projekts ist die Erforschung bioadhäsiver Proteine, die von Insektenlarven in Gewässern produziert werden, um die Möglichkeiten der industriellen Fertigung dieses Bioklebers zu erkunden.

    Die Nachfrage nach biokompatiblen, biologisch abbaubaren und umweltfreundlichen Klebstoffen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die industrielle Verwendung dieser Substanzen ist jedoch nicht in Sicht. In den Mittelpunkt des Interesses rückt jetzt die Köcherfliegenlarve. Sie scheidet hochwertige klebrige Sekrete aus, die unterschiedliche Materialien unter Wasser verbinden können und nach Ausscheidung wasserunlöslich sind. Diese unterscheiden sich in ihrer Wirkungsdauer sowie in den gebundenen Materialien und funktionieren als Ein- oder Mehrkomponentenkleber. Das untersuchen jetzt Forscher aus Oberfranken und Südböhmen.

    Die bayerisch-tschechische Grenzregion gehört zu den Regionen, in denen vor allem traditionelle Industrien beheimatet sind. Doch diese sind einem massiven Strukturwandel unterworfen. Die Einführung moderner Industriezweige wie der Biotechnologie ist daher wichtig für die Zukunftsfähigkeit dieser Region. Das unterstützt die EU mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE in interregionalen Programmen, genannt INTERREG. In Oberfranken und Südböhmen kann sie dabei an hervorragende Forschungseinrichtungen anknüpfen: Expert*innen für Polymer- und Materialwissenschaften forschen an der Universität Bayreuth, auf Biowissenschaften haben sich die Forscher*innen am Biologischen Zentrum der AVČR in České Budějovice spezialisiert.

    Beide Gruppen werden jetzt gemeinsam eng an der Erforschung bioadhäsiver Proteine, die von Insektenlarven in Gewässern produziert werden, arbeiten. „Nach Identifizierung geeigneter Proteinkandidaten durch die tschechische Arbeitsgruppe, werden diese in Bayreuth biotechnologisch, d.h. ohne Köcherfliegen, in skalierbaren Fermentationsverfahren mittels Bakterien produziert und weiterverarbeitet, was eine Grundlage für eine spätere industrielle Nutzung darstellt“, sagt Prof. Dr. Thomas Scheibel, Inhaber des Lehrstuhls für Biomaterialien der Universität Bayreuth. Prof. Zurovec von der wissenschaftlichen Abteilung in Cesky Budejovice ergänzt: „Wir wollen zeigen, dass es eine riesige Auswahl an natürlichen Klebstoffen mit einer Reihe von einzigartigen Eigenschaften gibt. Das Projekt wird auch die Popularisierung der Ergebnisse und eine Foto-Ausstellung an beiden Arbeitsplätzen enthalten.“

    Im Rahmen des Projekts werden zwei gemeinsame Teams gebildet: Das erste - geleitet vom Biologische Zentrum der AVČR- ist verantwortlich für die Bereitstellung und Verarbeitung von Naturmaterial, unter anderem durch Probenentnahme in der Nähe von České Budějovice und Bayreuth (Fichtelgebirge). Das zweite Team - geleitet vom Lehrstuhl Biomaterialien in Bayreuth - wird sich auf die biotechnologische Produktion konzentrieren.

    Die EU fördert das Projekt insgesamt mit 676.200 Euro.

    Über das Biologische Zentrum der AVČR :
    Das Biologické centrum (BC) ist mit seinen sechshundert Angestellten die größte Institution der Tschechischen Akademie der Wissenschaften außerhalb von Prag. Es spezialisiert sich vor allem auf die Forschung in biotechnologischen und biologisch-ökologischen Fachbereichen, namentlich Parasitologie, Entomologie, Hydrobiologie, molekulare Biologie der Pflanzen und Bodenbiologie einschließlich zusammenhängender Disziplinen wie Biomedizin, Nanotechnologien und Elektronenmikroskopie. Die Forscher*innen sammeln Erkenntnisse über freilebende und parasitische Organismen, ihre gegenseitigen Beziehungen, ihren Einfluss auf die Ökosysteme und weitere Organismen einschließlich des Menschen, die auf dem Niveau von Molekülen, Zellen, Organismen und Ökosystemen gelten. Das BC fertigt auch Gutachten, Stellungnahmen und Empfehlungen in seinen Tätigkeitsbereichen an, organisiert wissenschaftliche Treffen und setzt sich mittels seiner eigenen Abteilung für den Transfer von Technologien in die praktische Anwendung der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung ein.

    Über den Lehrstuhl Biomaterialien der Universität Bayreuth:
    Am Lehrstuhl Biomaterialien geht es um Charakterisierung, Funktionalisierung und biotechnologische Herstellung von Strukturproteinen, sowie die Entwicklung von Verarbeitungsmethoden für technische und medizintechnische Applikationen. Ein interdisziplinäres Team bringt hier seine Expertise in Proteinanalytik, Proteindesign, rekombinanter Proteinproduktion („Weiße Biotechnologie"), Funktionalisierung und Modifikation von Proteinen, Prozesstechnik (Spinn-, Guss-, Beschichtungsverfahren, Mikrofluidik u. a.) sowie Zellbiologie ein. Als Bindeglied zwischen Industrie und (Hochschul-)Forschung werden am Lehrstuhl neuartige high-performance Materialien entwickelt und neue technische und medizinische Anwendungen erschlossen. Der Einsatzbereich erstreckt sich u. a. von Filtermaterialien zur Feinstaubfiltration über Spezialtextilien bis hin zu Kosmetikprodukten, Wundversorgung, Implantatbeschichtungen und Wirkstofftransportsystemen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Thomas Scheibel
    Lehrstuhl Biomaterialien
    Universität Bayreuth
    Prof-Rüdiger-Bormann-Str.1
    D-95447 Bayreuth
    Tel.: +49 (0)921 - 55 6700 / 01 (Sekr.)
    www.fiberlab.de

    Prof. Dr. Michal Zurovec
    Biology Centre CAS
    Institute of Entomology
    Branisovska 31
    37005 Ceske Budejovice
    Czech Republic
    Tel.: +420-387775283


    Bilder

    Die Larve der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, Yponomeuta cagnagella, erzeugt stark haftende Fasern.
    Die Larve der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, Yponomeuta cagnagella, erzeugt stark haftende Fasern.

    Biologisches Zentrum der AVČR)

    Reuse (d.h. ein Fangnetz) einer anderen Köcherfliegenart, die keine Köcher aber dafür Unterwassernetze baut, um Beute zu fangen.
    Reuse (d.h. ein Fangnetz) einer anderen Köcherfliegenart, die keine Köcher aber dafür Unterwassernet ...

    UBT


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    Die Larve der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, Yponomeuta cagnagella, erzeugt stark haftende Fasern.


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    Reuse (d.h. ein Fangnetz) einer anderen Köcherfliegenart, die keine Köcher aber dafür Unterwassernetze baut, um Beute zu fangen.


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