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15.09.2021 14:16

ZNS – Hannelore Kohl Stiftung vergibt Doktorandenstipendium an Cand. med. Clara Lamersdorf

Nicola Jung Pressestelle
ZNS - Hannelore Kohl Stiftung

    Die Standarisierung der Behandlung von Gehirnerschütterungen: Es sind Vorhaben wie diese, die die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung für besonders förderungswürdig hält. Seit 1993 unterstützt die Hilfsorganisation für Menschen mit Schädelhirntrauma (SHT) exzellente Forschung und engagierte Arbeit auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. Seit 2018 verleiht sie Doktorandenstipendien in Höhe von 10.000 Euro. 2021 geht das Stipendium an Cand. med. Clara Lamersdorf.

    Das Doktorandenstipendium der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung geht in diesem Jahr an Clara Lamersdorf, die derzeit an der Munich Medical Research School der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) promoviert. Die 25-jährige beschäftigt sich mit der Versorgung von Kindern und Jugendlichen nach einer Gehirnerschütterung. Ein Fokus liegt neben dem Akutmanagement und der Beratung der Eltern betroffener Kinder auch auf dem Erkennen von potenziellen Langzeitfolgen einer Gehirnerschütterung: „In den meisten Fällen lassen die akuten Symptome eines solchen leichten Schädelhirntraumas innerhalb von wenigen bis zu 14 Tagen nach“, erklärt sie, „aber bei etwa zehn Prozent der Betroffenen können sie bis zu drei Monaten und bei fünf Prozent bis zu einem Jahr andauern oder gar zu chronischen Leiden werden. Dann spricht man von einem Post-Concussion Syndrom (PCS).“ Lamersdorfs Ziel ist es nun, jene Patient:innen frühzeitig zu erkennen, die ein erhöhtes Risiko für ein PCS haben, um sie dann nach einheitlichen Standards genauer untersuchen und gegebenenfalls gezielt behandeln zu können. Dafür gebe es bereits verschiedene Parameter – doch an einer allgemeingültigen Richtlinie mangelt es bislang. Dabei wäre sie so wichtig, wie Lamersdorf betont: „Seit 2005 ist die Zahl der Kinder, die mit einer Gehirnerschütterung in die Klinik gebracht werden, deutlich gestiegen, vermutlich, weil die Eltern inzwischen viel besser über mögliche Komplikationen informiert sind. Das bedeutet aber auch, dass ein möglichst flächendeckend abgestimmtes Vorgehen in der Anamneseerhebung, Diagnostik, Behandlung und Beratung nach leichtem SHT erstrebenswert ist. Daher möchte ich dazu beitragen, einen so genannten Clinical Pathway zu erarbeiten, der vom Akutmanagement bis zur strukturierten Nachsorge reicht.“ Dieses Projekt wird unter der Federführung von Dr. Anne-Sophie Holler und Professor Oliver Muensterer von der Kinderchirurgischen Klinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital München durchgeführt – in der etablierten engen klinischen und wissenschaftlichen Kooperation zu Dr. Michaela Bonfert und Professor Florian Heinen, Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie im Dr. von Haunerschen Kinderspital (Modellprojekt Concussion Clinic für Kinder und Jugendliche).

    Das PCS ist dabei keine seltene Erkrankung, ganz im Gegenteil. „Wenn wir von den über 250.000 Kindern ausgehen, die mit einer Gehirnerschütterung jährlich stationär in einem Krankenhaus behandelt werden und noch die ebenso erhebliche Zahl an Patient:innen, die ausschließlich ambulant behandelt werden hinzunehmen, ergibt sich eine relevante Zahl an vom PCS betroffenen Kindern und Jugendlichen. Die Betroffenen leiden unter anderem an Kopfschmerzen, Schwindelanfällen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen oder Ängsten, häufig einer generellen Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit “, führt Lamersdorf aus. „Das konkrete Krankheitsbild ist dabei komplex, was es mitunter schwierig macht, ein PCS als solches zu erkennen. Ich denke aber, dass das Pathway-Projekt einen großen Fortschritt in der Versorgung von Kindern mit Gehirnerschütterung bedeuten könnte.“ Die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung könne dabei dank ihres großen Netzwerks an Wissenschaftlern und Ärzten in mehr als nur einer Hinsicht zum Erfolg beitragen.

    In einem ersten Schritt plant Lamersdorf eine Erhebung, um festzustellen wie Klinikmitarbeiter und niedergelassene Ärzte aus ganz Deutschland betroffene Kinder und Jugendliche auf mögliche Risikofaktoren und Warnsymptome hin untersuchen. „Wir fragen zum Beispiel, welche Kriterien für eine stationäre Überwachung oder für eine Untersuchung mit einem bildgebenden Verfahren existieren und welche Ratschläge den Eltern bei einer ambulanten Betreuung mit auf den Weg gegeben werden“, erklärt Lamersdorf. „Außerdem begutachten wir bereits bestehende Leitlinien von Fachgesellschaften aus anderen Ländern, die natürlich stets auch von den Begebenheiten vor Ort abhängig sind.“ Aus diesen Daten will Lamersdorf sodann im Austausch mit einem interdisziplinären Team von Mediziner:innen eine erste Version des Pathways extrahieren. „Ich hoffe, dass wir diese erste Phase innerhalb eines Jahres abschließen können. Unsere Arbeitsgruppe der Concussion Clinic im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München ist zu dieser Thematik bereits in regem Austausch mit Kolleg:innen aus ganz Deutschland.“

    Prof. Dr. med. Christian Gerloff, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf zu den Hintergründen bei der Auswahl: „Zunächst ist zu sagen, dass wir auch dieses Jahr wieder exzellente Bewerberinnen und Bewerber für das Stipendium hatten. Die Auswahl ist uns nicht leichtgefallen, und dennoch: Die geplanten Arbeiten zu den Folgen eines Schädelhirntraumas, für die Clara Lamersdorf das Doktorandenstipendium erhält, adressieren ein Thema, das im Herzen unserer Stiftung liegt, und können einen relevanten Beitrag zu einer besseren Versorgung des Post-Concussion-Syndroms bei Kindern führen. Ein großartiges Vorhaben, das wir gerne unterstützen.“


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