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23.09.2021 12:54

Human Friendly Automation Day: Grundrechte des Menschen im Automatisierungsprozess

Frank Seiß Öffentlichkeitsarbeit
ISF München - Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.

    Am 21. September wurde auf dem ersten Human Friendly Automation (HFA) Day die HFA-Werte-Charta der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Mehr als 100 Teilnehmende verfolgten virtuell und real im IBM Watson Center Munich die Premiere der Charta: einer ethischen Leitlinie, die den Menschen bei Automatisierungsprozessen in den Mittelpunkt stellt. Anschließend wurde diskutiert und überlegt, wie die Charta in die Betriebe und Organisationen getragen werden kann.

    Das Zeitalter der Automatisierung hat längst begonnen: „Wer kümmert sich dabei um das Thema Mensch?“, fragte Lars Schatilow, Digital Change Manager bei IBM, auf dem ersten Human Friendly Automation Day am 21. September in München. Seine Antwort: „Niemand.“ Der Weg in die Zukunft müsse aber dringend menschenfreundlich gestaltet werden. Und damit solle man jetzt beginnen. Dieser erste HFA-Day sei ein Anfang.

    Für mindestens 75 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland besteht derzeit das Risiko, dass ihre Arbeit in naher Zukunft ganz, oder zumindest in einem erheblichen Ausmaß, von intelligenten Maschinen übernommen werden könnte. Noch hat der Automatisierungsprozess in Deutschland nicht richtig an Fahrt aufgenommen, doch Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit gehen davon aus, dass 2025 die intelligente Automatisierung großflächig zur Anwendung kommen wird. Das könnte gravierende Folgen für die Volkswirtschaft und Millionen von Beschäftigten und ihre Familien haben.

    Schatilow hatte deshalb vor zwei Jahren einen branchenübergreifenden Zusammenschluss aus Experten für KI, Automation, Change und HR initiiert. IBM ist „Founding Sponsor“, das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF München) begleitet die Initiative wissenschaftlich. Das Ziel dieses HFA-Netzwerks: eine weltweit gültige Werte- und Prinzipien-Charta. Eine Charta, die sozusagen Grundrechte der Menschen im Prozess der Automatisierung sicherstellt.

    Zwei Jahre lang haben 21 Experten daran gearbeitet, um auf dem ersten HFA-Day diese einzigartige Charta zu präsentieren. Angelehnt an das berühmte „Agile Manifesto“, in dem die zentralen Werte agiler Softwareentwicklung seit 2001 festgelegt sind, setzt sich die Charta aus vier Wertepaaren zusammen und enthält dazu jeweils drei Handlungsprinzipien, zum Beispiel: „Namen, Gesichter und Geschichten sind wichtiger als Prozesse, Kennzahlen und Geschäftspläne“ oder „Gesellschaftliche Verantwortung ist wichtiger als monetärer Projekterfolg“ (siehe Anlagen zu dieser Pressemitteilung).

    Die Premiere der Werte-Charta auf dem HFA-Day soll eine Einladung an alle Interessierten sein, sich einzubringen und dazu beizutragen, dass der Mensch in Zukunft im Mittelpunkt des Automatisierungsprozesses steht. „Diese Charta ist etwas Besonderes, weil sie wirklich aus der Praxis stammt“, sagte Tobias Kämpf, Wissenschaftler im ISF, Leiter des Projektes „humAIn worklab“ (https://www.humain-worklab.de) und Teilnehmer des HFA-Netzwerkes, „denn sie wurde von Menschen erarbeitet, die täglich mit KI und Automatisierung beschäftigt sind.“ Es bahne sich ein „tiefgreifender Wandel“ an: „Wir dürfen uns dabei nicht nur von ökonomischen Kennzahlen leiten lassen“, so Kämpf.

    Oliver Suchy, beim DGB Leiter der „Abteilung Digitale Arbeitswelten“, betonte die Wichtigkeit der Mitbestimmung: „Was oft zu kurz kommt, ist die Frage der Folgenabschätzung für die Beschäftigung, die künftigen Jobprofile, Qualifizierungsbedarfe und der Umgang mit Beschäftigtendaten. Ich hoffe, dass die Charta dazu den nötigen Impuls gibt“, regte er weitere Diskussionen an.

    „Das Wertepaar ‚Entfaltung & Befähigung’ ist mir besonders wichtig, weil wir uns im Bereich Human Resources daran orientieren müssen, sodass wir unsere Mitarbeitenden weiterentwickeln, sie unterstützen zu wachsen und sich für höhere Rollen zu qualifizieren“, so Gabriele Schwarenthorer, Director des Bereichs HR in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH), IBM Deutschland GmbH.

    Stefan Latuski, CEO des IT Systemhauses der Bundesagentur für Arbeit (BA), wählte die Werte ‚Offenheit & Transparenz’ als Paar von besonderer Bedeutung aus: „Wir müssen unsere Mitarbeiter abholen und erklären, warum wir das tun“, sagte er. Auch die BA müsse automatisieren, um schneller und effizienter zu werden, schließlich auch um den demographischen Wandel zu stemmen.

    Ansprechpartner für die Presse

    Eva Meschede, Journalistin, +49 (0) 89 74664852, info@evameschede.de
    Frank Seiß, ISF München, +49 (0) 89 272921-78, frank.seiss@isf-muenchen.de, https://www.isf-muenchen.de

    Das Projekt humAIN work lab

    Das Projekt humAIn work lab (Laufzeit: 7. September 2020 bis 6. September 2023) wird im Rahmen der INQA-Förderrichtlinie „Zukunftsfähige Unternehmen und Verwaltungen im digitalen Wandel (EXPKI)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gefördert. Unter Federführung des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF München) beteiligen sich: ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, INPUT Consulting gGmbH, IBM Deutschland GmbH, Deutsche Telekom Service GmbH, MICARAA GmbH und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sowie ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft. Weitere Informationen zum Projekt unter https:///www.humain-worklab.de

    Die Initiative Neue Qualität der Arbeit

    Zukunft sichern, Arbeit gestalten. Attraktive Arbeitsbedingungen sind heute mehr denn je ein Schlüssel für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland und bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Fachkräftesicherung in Unternehmen und Verwaltungen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt daher mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) eine Plattform, auf der sich Verbände und Institutionen der Wirtschaft, Unternehmen, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungsträger, Kammern und Stiftungen gemeinsam mit der Politik für eine neue, nachhaltige Arbeitskultur einsetzen – entlang der Themenfelder Personalführung, Gesundheit, Wissen & Kompetenz sowie Chancengleichheit & Diversity. Als unabhängiges Netzwerk bietet die Initiative konkrete Beratungs-und Informationsangebote für Betriebe und Verwaltungen sowie vielfältige Austauschmöglichkeiten in zahlreichen – auch regionalen – Unternehmens- und Branchennetzwerken.
    Weitere Informationen zur Initiative Neue Qualität der Arbeit unter https://www.inqa.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Barbara Langes, ISF München, Jakob-Klar-Straße 9, 80796 München, +49 (0) 89 272921-0, barbara.langes@isf-muenchen.de
    PD Dr. Tobias Kämpf, ISF München, Jakob-Klar-Straße 9, 80796 München,
    +49 (0) 89 272921-40, tobias.kaempf@isf-muenchen.de


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    Die zwölf Prinzipien der HFA-Werte-Charta
    Die zwölf Prinzipien der HFA-Werte-Charta

    Die vier Wertepaare der HFA-Werte-Charta
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    Die zwölf Prinzipien der HFA-Werte-Charta


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