idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.09.2021 09:29

Der Geschichtswissenschaft einen Schubs geben

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Natur- und Geisteswissenschaften diskutieren das Erdzeitalter des Anthropozän, in dem die Aktivitäten des Menschen die Entwicklung des Planeten maßgeblich prägen. Die Geschichtswissenschaften haben den Begriff als intellektuelle Herausforderung aufgenommen, doch noch nicht ausreichend konsequent in die Forschung integriert, findet Prof. Dr. Sandra Maß, Inhaberin des Lehrstuhls Transnationale Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Sie befasst sich in ihrem Projekt „Clio contaminated? Geschichtswissenschaft im Anthropozän“ mit der Frage, wie sich ihre Disziplin künftig aufstellen müsste, um die wissenschaftliche und politische Debatte zu bereichern.

    Dabei wird sie von der VolkswagenStiftung ab 1. Oktober 2021 für ein Jahr im Programm „Originalitätsverdacht“ gefördert.

    Enge Verwobenheit analysieren

    Die Geschichtswissenschaft hat sich lange Zeit auf die menschengemachte Geschichte konzentriert. Viele Historiker*innen setzen jedoch den Fokus schon lange auf ein erweitertes Spektrum von Akteuren und Akteurinnen. Die Konstruktion von „Natur“ und „Kultur“, die Human-Animal-Studies oder der new materialism sind in den vergangenen Jahren in der Geschichtswissenschaft angekommen und dezentrieren den Menschen als alleinigen Akteur der Geschichte.

    „Angesichts der existenziellen Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten müssen sich Historiker*innen fragen, welche Art der Geschichtswissenschaft sie 2050 betreiben möchten“, spitzt Sandra Maß zu. „Das methodisch-theoretische Arsenal, das man braucht, um die enge Verwobenheit verschiedener Einflussfaktoren von globaler oder planetarischer Geschichte zu untersuchen, ist in der Geschichtswissenschaft durchaus vorhanden“, sagt sie. „Aber es dominiert die subdisziplinäre und regionale Abgrenzung, auch in der Institutionalisierung an der Universität. Es gibt einen intellektuellen und institutionellen Reformbedarf, wenn wir zukünftig als Wissenschaft öffentlich relevant bleiben möchten.“

    In ihrem Projekt will sie dafür einen Denkraum eröffnen, in dem sie zum Beispiel die strenge Einteilung der geschichtswissenschaftlichen Lehrstühle in Sektoren, Räume und Zeiten hinterfragt oder überlegt, welche zusätzlichen, auch naturwissenschaftlichen Kompetenzen, Historikerinnen und Historiker in Zukunft brauchen, um ihre Gegenstände auch weiterhin gegenwartsbezogen untersuchen zu können. Die einjährige Arbeit soll in ein Traktat münden, das der Disziplin Denkanstöße geben soll. Die Förderung der VolkswagenStiftung eröffnet ihr dafür die Möglichkeit: Das Projekt ist bewusst ergebnisoffen angelegt.

    Zur Person

    Sandra Maß studierte Geschichte und Soziologie an der RUB und promovierte 2004 am Europäischen Hochschulinstitut Florenz. Von 2004 bis 2011 war sie wissenschaftliche Assistentin am Arbeitsbereich Historische Politikforschung der Universität Bielefeld, wo sie 2014 mit der Untersuchung „Kinderstube des Kapitalismus? Monetäre Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert“ habilitierte.

    Nach einer Lehrstuhlvertretung an der Universität zu Köln war sie von 2015 bis 2017 stellvertretende Direktorin des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. 2017 wurde sie auf den Lehrstuhl Transnationale Geschichte der RUB berufen. Seit 2007 ist sie Mitherausgeberin und seit 2018 geschäftsführende Herausgeberin (zusammen mit Prof. Dr. Christa Hämmerle und Prof. Dr. Claudia Opitz) von „L’Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft“. Seit 2016 ist sie Auswahlkommissionsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Sandra Maß
    Transnationale Geschichte
    Fakultät für Geschichtswissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 24691
    E-Mail: transhistory@rub.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).