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27.09.2021 10:10

Doktorand will Geheimnisse von Alkoholen lüften

Martina Kaminski Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Die organische Chemie ist sein Lieblingsthema. Allerdings war das nicht immer so. Wenn sich Jack Christen zurück erinnert, dann hat die Chemie in der Schulzeit für ihn zunächst keine große Rolle gespielt. „Ich saß neben den falschen Leuten“, sagt der 26-Jährige, der jetzt am Institut für Chemie der Universität Rostock seine Doktorarbeit schreibt. Erst als eine aufmerksame Lehrerin ihn neben ein paar vorbildliche Schüler setzte, konnte er sich von der Faszination der Naturwissenschaft mitreißen lassen. „Auf einmal habe ich alles magisch verstanden. Chemie ist cool.“, sagt der gebürtige Rostocker.

    Der Weg zu dieser Erkenntnis war schwierig. Denn als der junge Mann gerade Feuer gefangen hatte, fiel seine Chemielehrerin aus – und dadurch auch der Unterricht. Und das im letzten Jahr vor dem Abitur. Jack Christen beschloss, auf eigene Faust Chemie zu lernen. Alle zwei Wochen setzte er sich mit der Lehrerin zusammen und besprach mit ihr Kapitel für Kapitel. So eignete er sich den gesamten Stoff an und schrieb als einziger des Jahrgangs das Abitur in Chemie. Damit war der Weg frei für ein Chemiestudium an der Universität Rostock.

    Das Masterstudium schloss der junge Mann, der sich überaus für Sprachen interessiert, mit sehr gut ab. Nach dem Studium suchte er lange, was er machen wollte. „Ich wusste, Doktor in seinem Fach zu werden, ist eine Option“, sagt der sportlich wirkende Jack Christen, der gerne Fahrrad fährt, schwimmt und Volleyball spielt. Heute weiß er: „Doktoranden werden oft als Elite angesehen, aber keiner weiß, wie hart es ist, zum Doktortitel zu kommen“. Am Ende war es bei ihm sein jetziger Doktorvater, Professor Peter Helmut Huy, der ihn überzeugt hat, zu promovieren. Der sagt über Jack Christen: „Er studiert im Rahmen seiner Dissertation eine neue Klasse von chemischen Verbindungen, mit denen einzigartige chemische Transformationen möglich sein könnten. Über diese Stoffe ist bisher nur wenig bekannt, die Erforschung dieser Substanzen ist daher als sehr herausfordernd einzustufen. Jack Christen geht bei seinem Promotionsvorhaben dabei sehr systematisch, gründlich und exakt vor, was für ein naturwissenschaftliches Vorhaben essentiell ist“.

    Jack will herausfinden, wie man aus Alkoholen andere Stoffe herstellen kann, beispielsweise Pharmazeutika, Industrie-Chemikalien oder reaktive Salze. Kurzum „zu den Produkten, die wir uns wünschen“. Was so einfach klingt, ist nicht unbedingt einfach. Im Labor gleicht seine Forschung einem Puzzle. „Bei jedem Schritt tauchen Probleme auf. Ich muss mir dann zusammenreimen, wie ich ans Ziel komme“, sagt Jack.

    Zu seinem Doktorthema gibt es nicht viel Literatur. Es ist Neuland. „Das macht es doppelt spannend und bei Erfolg sehr vielversprechend“. Eine Methode, um Lösungen zu finden, ist die Photochemie. Dabei lassen sich Teilchen mit Hilfe von Licht anregen und im Photoreaktor zu Reaktionen bringen. Das Ziel sei es, schwierige Alkohole, wie zum Beispiel Phenol oder Naturstoffe wie Testosteron in neue bioaktive Produkte umzuwandeln. Die sollen dann für andere Chemiker nutzbar sein oder für die Pharmazie zur Verfügung stehen, im besten Fall Krebszellen töten können.

    Jack Christen hat immer versucht, woanders Chemie zu machen, wie er sagt. Das schätzt auch sein Doktorvater, Professor Huy und sagt: „Er ist international interessiert und hat schon in seinem Studium ein Forschungsprojekt an der Ottawa University in Kanada absolviert. Im Rahmen seines Studiums sammelte er reichhaltige Erfahrungen in der chemischen Forschung. Hierzu zählen Bereiche wie die Polymerchemie, Photochemie und Meeresforschung“.

    Jack spricht englisch, russisch, und hat sich mit chinesisch, japanisch und koreanisch befasst, lernt aktuell vietnamesisch. Warum? Der Doktorand betreut eine vietnamesische Master-Studentin. Da packt ihn der Ehrgeiz, auch ihre Sprache zu verstehen. Für das Wintersemester hat er sich vorgenommen, arabisch zu lernen.

    Zeit verschwenden ist generell nicht sein Ding. Er organisiert ehrenamtlich gemeinsam mit Sarah Valesco Sobeck den Doktoranden-Stammtisch für gut 1600 junge Nachwuchswissenschaftler der Universität Rostock. „Das ist so etwas wie eine Ersatzfamilie für Doktoranden, wo man sich über alle Probleme austauschen kann“, sagt Jack.
    Die Idee sei durch Corona entstanden.

    Professor Huy würdigt zudem, dass sich Jack Christen intensiv in der Lehre wie in der Ausbildung der Bachelor- und Lehramtsstudierenden und in der Betreuung von Austauschstudenten engagiert. Beachtlich sei auch seine ehrenamtliche Initiative: Jack Christen ist viele Jahre in seinem Studium im Fachschaftsrat und Mentorenprogramm aktiv gewesen. Aktuell unterstützt er die Lokale ERASMUS Initiative (LEI) Rostock e.V. Text: Wolfgang Thiel


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Jack Christen
    Universität Rostock
    Institut für Chemie
    E-Mail: Jack.christen@uni-rostock.de


    Bilder

    Doktorand Jack Christen
    Doktorand Jack Christen
    Julia Tetzke
    ITMZ/Universität Rostock

    Aufbau des Photoreaktors im Abzug.
    Aufbau des Photoreaktors im Abzug.
    Julia Tetzke
    ITMZ/Universität Rostock


    Anhang
    attachment icon Durch Licht angeregte Reaktionslösung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Chemie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Doktorand Jack Christen


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    Aufbau des Photoreaktors im Abzug.


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