idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.09.2021 15:50

Dschihad und politische Gewalt: Unterschiedliche Vorstellungen von Dschihad beeinflussen aktuelle Debatten

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet“ veranstaltet Symposium mit der Kunsthalle Mannheim und mit Beteiligung von Künstlerinnen und Künstlern sowie interdisziplinär forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

    Die vergangenen 20 Jahre seit dem 11. September 2001 haben die Welt in vieler Hinsicht verändert. Der Begriff und das Konzept von „Dschihad“, zuvor noch kaum bekannt, ist mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch und die öffentlichen Diskussionen eingegangen. Videos, Bilder und Klänge, die in Verbindung mit dem 11. September und seinen Folgen entstanden sind, spielen für unsere Wahrnehmung und Einordnung dieser Ereignisse eine maßgebliche Rolle. Diese Zusammenhänge untersucht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet“. Als einen Höhepunkt ihres Arbeitens veranstaltet die Gruppe nun ein Symposium, das sich mit den verschiedenen Vorstellungen von Dschihad und deren Wirkungen auf gesellschaftliche Debatten befasst. „Notions of Jihad Reconsidered: Perspectives on Media, Materiality, and Political Violence" findet vom 6. bis 8. Oktober 2021 als Präsenz- und Online-Veranstaltung an der Kunsthalle Mannheim und am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der JGU statt. Das Symposium ist für alle Interessierten nach Registrierung frei zugänglich.

    Vielfältige Vorstellungen von „Dschihad“ sind auch von Bildern und Videos geprägt und wirken auf muslimische Lebenswelten

    „Bilder und Töne haben eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung der Terroranschläge und ihrer Folgen gespielt“, sagt der Leiter der Nachwuchsgruppe, Dr. Christoph Günther. Als ein Beispiel nennt der Islamwissenschaftler Osama bin Ladens Video, in dem er alle Muslime dazu aufrief, die Waffen gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten in einem als Dschihad bezeichneten heiligen Kampf zu ergreifen. „Aber das Verständnis von Dschihad, das sich in der westlichen Welt nach den Anschlägen herausgebildet hat, ist nicht einheitlich. Es unterscheidet sich in Politik, Wissenschaft, Gesetzgebung und anderen Gesellschaftsbereichen“, so Christoph Günther. Alle gesellschaftlichen Bereiche hatten wiederum einen Einfluss darauf, wie sich in den folgenden Jahren muslimisches Leben in Europa und den USA entwickelt hat.

    Zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie anderen Forschenden will die Mainzer Gruppe bei dem Symposium das Thema aus verschiedenen Perspektiven erörtern. Welche Bedeutungen von Dschihad haben sich während der vergangenen 20 Jahren entwickelt? Welche Akteure aus Politik, Theologie und anderen Bereichen haben sich des Themas angenommen? „Das sind einige offene Fragen, die wir bei dem Symposium stellen. Aber wir möchten dabei auch unsere eigene Rolle als Forschende hinterfragen“, beschreibt Günther die Zielsetzung. Als Hauptrednerin wird Prof. Dr. Christiane Gruber von der University of Michigan über Gemeinsamkeiten in der Bildsprache des sogenannten Islamischen Staats und von rechtsgerichteten politischen Gruppen in den USA und Europa, wie etwa die Alternative für Deutschland (AfD), referieren.

    Besuch der Sonderausstellung „Mindbombs – Visuelle Kulturen politischer Gewalt“ in Mannheim

    Um eine breite und vergleichende Perspektive zu bieten, wird die Veranstaltung mit einem Besuch der Sonderausstellung „Mindbombs – Visuelle Kulturen politischer Gewalt“ in der Kunsthalle Mannheim eingeleitet. Ein Teil der gezeigten Kunstwerke setzt sich explizit mit den Medien militanter muslimischer Gruppen sowie mit den Verwüstungen von Krieg und Gewalt auseinander. Zur Eröffnung des Symposiums findet in der Kunsthalle Mannheim ein Künstlergespräch statt, das künstlerische Auseinandersetzungen mit linker, rechter und islamistischer Militanz, ihren Auswirkungen und Verflechtungen mit breiteren gesellschaftlichen und politischen Prozessen thematisiert. Von diesem Artist-Talk werden Impulse für die vier thematischen Panels an den folgenden zwei Tagen in Mainz erwartet.

    Das vollständige Programm ist unter https://notions-of-jihad.uni-mainz.de/programme/ zu finden. Die Teilnahme an dem Symposium ist in Präsenz oder online für alle Interessierten nach vorheriger Registrierung unter https://notions-of-jihad.uni-mainz.de/registration/ möglich.

    Die Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet“ wird seit 2017 vom BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die Zivile Sicherheit“ der Bundesregierung gefördert. In der Gruppe arbeiten ein Informatiker und sechs Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Bereichen Ethnologie, Film- und Medienwissenschaft sowie Islamwissenschaft zusammen. Gemeinsam analysieren sie audiovisuelle Medien dschihadistischer Bewegungen und untersuchen, wie ein breites Spektrum gesellschaftlicher Akteure mit diesen Medien umgeht.

    Weiterführende Links:
    https://notions-of-jihad.uni-mainz.de/ - Veranstaltung „Notions of Jihad“
    https://www.ifeas.uni-mainz.de/dschihadismus-im-internet-die-gestaltung-von-bild... - Forschungsprojekt „Dschihadismus im Internet“
    https://www.kuma.art/de/mindbombs - Kunsthalle Mannheim „Mindbombs - Visuelle Kulturen politischer Gewalt“
    https://sifo.de – Sicherheitsforschungsprogramm der Bundesregierung

    Lesen Sie mehr:
    https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/12929_DEU_HTML.php - Pressemitteilung „Aus der Mitte der Gesellschaft: Dschihadistische Medienarbeit im Internet und die Auseinandersetzung damit“ (14.01.2021)
    https://www.magazin.uni-mainz.de/8920_DEU_HTML.php - JGU-Magazinbeitrag „Islamistischer Propaganda auf der Spur“ (24.05.2018)
    https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/1978_DEU_HTML.php - Pressemitteilung „Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsprojekt zu dschihadistischen Videos“ (27.06.2017)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Christoph Günther
    Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet“
    Institut für Ethnologie und Afrikastudien
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-38421
    E-Mail: c.guenther@uni-mainz.de
    https://www.ifeas.uni-mainz.de/dr-christoph-guenther/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Religion
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).