idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.09.2021 09:00

Zuse-Medaille für Saarbrücker Professor Gerhard Weikum

Bertram Somieski Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Informatik

    Die Gesellschaft für Informatik (GI) ehrt Gerhard Weikum, einen der Direktoren des Max-Planck-Instituts für Informatik, mit der Konrad-Zuse-Medaille. Gewürdigt werden seine wissenschaftlichen Beiträge in den Bereichen Datenbanksysteme, Leistungsoptimierung, Informationsextraktion aus Texten sowie zur automatischen Konstruktion großer Wissensbanken. Die Zuse-Medaille ist die höchste Auszeichnung für Informatik in Deutschland. Sie ist nach dem Erfinder des Computers, Konrad Zuse, benannt.

    Computer mit Weltwissen auszustatten war jahrzehntelang ein Traum der Künstlichen Intelligenz, der für unerreichbar gehalten wurde. Bis Mitte der 2000er Jahre wurden Wissensbanken manuell konstruiert, so dass sie in ihrer inhaltlichen Abdeckung sehr limitiert waren. Mit dem YAGO-Projekt gelang Weikum und seinem Team ein Durchbruch, um auf skalierbare Weise große Wissensbanken über Personen, Orte, Produkte und andere Entitäten algorithmisch aufzubauen. Die YAGO-Wissensbank wurde zu einem wegweisenden Proof-of-Concept, der zeigte, dass automatische Methoden eine extrem hohe Qualität erreichen können. Die Fehlerrate von YAGO lag unter fünf Prozent und in zentralen Teilen sogar unter ein Prozent. Diese Arbeiten haben weltweit zahlreiche Projekte inspiriert, insbesondere die Entwicklung sogenannter Knowledge Graphs bei Google, Microsoft, Amazon, Alibaba, Bloomberg und anderen. Maschinelles Wissen über Personen, Orte, Organisationen, Produkte und Ereignisse unterstützt heute Suchmaschinen, Datenanalyse und KI-basierte Empfehlungssysteme.
    Zur Motivation dieser langjährigen Arbeiten sagt Gerhard Weikum: „Es gibt viele Informationsbedürfnisse, die man im Prinzip mit Inhalten aus dem Internet gut befriedigen kann, aber das relevante Wissen ist über alle möglichen Datenquellen verteilt und man kennt diese Quellen eben nicht.“ Eine Suche nach Frauen im Vorstand von IT-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro oder mehr wäre sehr einfach, wenn alle dafür notwendigen Fakten in einer einzigen Datenbank vorlägen; diese Datenbank gibt es aber nicht. Auch Suchmaschinen konnten vor der Einführung von Knowledge Graphs wenig mit solchen Anfragen anfangen sie haben lediglich Links auf Webseiten geliefert, die man mühsam durchlesen musste. Damit hätte man bestenfalls ein paar exemplarische Treffer gefunden, aber keine umfassende Antwortliste. Gerhard Weikum ergänzt: „Mit Wissensbanken für Suchmaschinen und Sprachassistenten ist vieles möglich geworden. Das Beispiel mit den Frauen in IT-Vorständen ist vermutlich immer noch zu komplex. Wir brauchen auch künftig Forschung zur Weiterentwicklung von Wissensbanken und insbesondere zur noch besseren Verknüpfung von maschinellem Lernen und maschinellem Wissen.“

    Gerhard Weikum studierte Informatik an der TU Darmstadt und hat dort 1986 promoviert. Nach einer Postdoc-Zeit in Austin, Texas, und einer Assistenzprofessur an der ETH Zürich wurde er 1994 auf einen Lehrstuhl für Informatik an die Universität des Saarlandes in Saarbrücken berufen. Die Max-Planck-Gesellschaft ernannte ihn 2003 zum wissenschaftlichen Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Informatik.
    Gerhard Weikum ist Fellow der Gesellschaft für Informatik und des weltweiten Dachverbandes Association for Computing Machinery (ACM) sowie Mitglied mehrerer Akademien. Er wurde u.a. 2010 mit einem Google Focused Research Award und 2016 mit dem ACM SIGMOD Edgar F. Codd Innovations Award ausgezeichnet. Die erste Publikation über die YAGO-Wissensbank, gemeinsam mit den damaligen Doktoranden Fabian Suchanek und Gjergji Kasneci, hat über 4000 Zitate und erhielt 2018 den WWW Test-of-Time Award für die einflussreichsten Publikationen der Web Conference. Im Jahr 2013 erhielt Weikum zusammen mit Michael Backes, Peter Druschel und Rupak Majumdar den europäischen Forschungspreis ERC Synergy Grant.
    Über seine wissenschaftlichen Beiträge hinaus hat Weikum sich auch in starkem Maße für die Selbstorganisation der Wissenschaft engagiert. Unter anderem war er sechs Jahre im Wissenschaftsrat, dem vom Bundespräsidenten ernannten Gremium, das Bund und Länder zu wissenschaftspolitischen Themen berät.
    Zu seinen Auszeichnungen sagt Weikum: „Dies sind allesamt Teamerfolge. Meine Studenten, Doktoranden und Mitarbeiter haben einen riesigen Anteil. Die Kreativität junger Menschen in der Informatik ist beeindruckend. Auch das exzellente und von Teamgeist geprägte Umfeld auf dem Saarbrücker Informatikcampus hat viel beigetragen. Beispielsweise entstanden wichtige Ideen und Resultate im Kontext des Exzellenz-Clusters über Multimodal Computing, das viele Kollegen der Universität und der An-Institute umfasste.“ Mit diesem jüngsten Preis kann die Saarbrücker Informatik mittlerweile 18 Auszeichnungen durch Zuse-Medaillen, Leibniz-Preise und Aufnahmen in die Leopoldina-Akademie vorweisen.


    Bilder

    Zuse-Medaille Gerhard Weikum
    Zuse-Medaille Gerhard Weikum

    Gesellschaft für Informatik

    Gerhard Weikum
    Gerhard Weikum
    MMeyer
    MPI-INF


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Zuse-Medaille Gerhard Weikum


    Zum Download

    x

    Gerhard Weikum


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).