Ein gemeinsames Grab für Mensch und Tier? Die Entwicklung sei völlig klar, „dass wir auf den Hund kommen“, sagt Professor Thomas Klie von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Er beschäftigt sich in mehreren Forschungsprojekten mit Ritualen des Bestattungswesens. Insofern sei es nur noch eine Frage der Zeit für neue Möglichkeiten, was mit Hund oder Katze und all den anderen Haustieren passiert, wenn sie sterben, sagt Professor Klie.
Darauf neue Antworten suchen wollen Experten unterschiedlichster Fächer auf einer Tagung unter seiner Regie ab dem kommenden Donnerstag im Hauptgebäude der Universität Rostock. Die Veranstaltung unter der Überschrift „Ciao Bello“, bei der unter anderem auch die Frage diskutiert wird, wie Tiersegnungen und Gottesdienste für trauernde Hundehalter interdisziplinär zu beurteilen sind, und ob das Tier der bessere Mensch oder ob Tierbestattungen im Kolumbarium möglich sein sollten, dauert drei Tage.
In Zürich gibt es bereits Gottesdienste für Angehörige von verstorbenen Haustieren. „Das wird bei uns eher noch belächelt“, sagt Professor Klie. Also Hund und Herrchen oder Frauchen in einem Grab oder doch nicht? „Inzwischen gibt es in Deutschland Möglichkeiten, Mensch und Tier gemeinsam auf einem Friedhof in einem gemeinsamen Urnengrab bestatten zu lassen“, sagt Professor Klie. Laut einer EMNID-Umfrage von 2016 würden knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gemeinsame Gräber für Tiere und Menschen befürworten. Eine Firma aus Österreich biete sogar an, das Gemisch aus humaner und tierischer Kremierungsasche zu einem Rubin zu transformieren.
Trotz vieler neuer Ideen: Die Bedenken gerade in kirchlichen Kreisen sind groß. Das hat David Seltmann direkt erfahren. Der Promovend von Professor Klie, der im Forschungsprojekt Tierbestattungen mitwirkt, ist mit seiner ersten Projektidee gescheitert, Pastoren zu befragen, was sie am Grab eines Tieres predigen und welche Gebete sie sprechen. „Es war kein Pastor bereit, sich offiziell zur Tierbestattung zu äußern“, sagt der junge Mann, der als Religionslehrer und Schulseelsorger in Leipzig arbeitet. Den Grund sieht David Seltmann darin, dass es „keine kirchlichen Rituale gibt, um Tiere öffentlich zu bestatten“.
Seit 2015 gibt es die Möglichkeit, Mensch und Tier auf einigen Friedhöfen gemeinsam zu beerdigen. Aber nicht kirchlich. Landeskirchliche Vorgaben lassen es bisher in Deutschland nicht zu. Erster Lichtblick: In der kleinen Gemeinde Niederkleveez (Kreis Plön) gibt es den ersten kirchlichen Friedhof für Haustiere im Norden. Beim Begräbnis gibt es allerdings keinen Gottesdienst oder kirchliche Rituale. Gerade weil viele Menschen in der Großstadt der Vereinsamung nahe sind, haben sie den Wunsch, den letzten Weg auch gemeinsam mit ihrem Haustier zu gehen. „Die Trauer wird bei Tiergräbern deutlich gezeigt“, sagt David Seltmann. Sie seien bunt und mit Fotos geschmückt. Das deute darauf hin, dass Menschen starke Trauer empfinden und das auch zeigen.
Für Professor Klie sind noch viele Fragen zu klären. Verwaltungsrechtlich spannend sei es beispielsweise, ob das Tier schon auf einem Grab, das für Menschen vorgesehen sei, beigesetzt werden könne, so lange der Mensch noch lebt. Auch auf diese Frage sucht die Tagung in Rostock Antworten.
Text: Wolfgang Thiel
Professor Thomas Klie
Universität Rostock
Theologische Fakultät
Tel.: +49 381 498-8435
E-Mail: thomas.klie@uni-rostock.de
Professor Thomas Klie forscht zu Ritualen des Bestattungswesens.
Julia Tetzke
Universität Rostock
Ein Blick auf den Tierfriedhof in Rostock.
Julia Tetzke
Universität Rostock
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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