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07.10.2021 12:30

Allgemeine Lage der Transplantationsmedizin 2020 in Deutschland

Dr. Bettina Albers Geschäftsstelle
Deutsche Transplantationsgesellschaft e.V.

    Die deutschen Transplantationszentren konnten ihre lebensrettende Tätigkeit der Organtransplantation auch während der Pandemie aufrechterhalten und haben trotz phasenweise deutlich geringerer Intensivbettenkapazität die Situation bestmöglich gemeistert. Die Zahl der Transplantationen ist im Jahr 2020 gegenüber 2019 letztlich nur um 6% zurückgegangen. Das zeigt die enorm hohe Leistungsfähigkeit der deutschen Transplantationsmedizin, die aber nicht über ein grundlegendes Problem hinwegtäuschen darf: Der Organmangel in Deutschland ist nach wie vor dramatisch eklatant, eine Trendwende nicht in Sicht.

    Das Jahr 2020 war geprägt durch die SARS-CoV-2-Pandemie und brachte für das gesamte Gesundheitssystem nicht gekannte Herausforderungen mit sich. Diesen hat sich die Transplantationsmedizin gestellt und die Situation bestmöglich gemeistert. Nachdem zu Beginn der Pandemie nicht einmal sicher war, ob bei Überlastung überhaupt Transplantationen durchgeführt werden können, ist zu konstatieren, dass die Gesamtbilanz im Vergleich zum Vorjahr zumindest nicht desaströs ausfiel, wie zunächst befürchtet: Im Jahr 2020 wurden bundesweit 3.518 Organe transplantiert, 502 davon waren Lebendspenden (Quelle: DSO-Jahresbericht 2020, S. 48) – 2019 waren es insgesamt 3.767 Organe gewesen (Quelle: DSO-Jahresbericht 2019, S. 82). Insgesamt konnten im Jahr 2020 3.347 Menschen transplantiert werden gegenüber 3.543 im Jahr 2019. Angesichts der Tatsache, dass die Möglichkeit der Transplantation letztlich immer von der Intensivbettenkapazität abhängt und zwei Pandemiewellen im Jahr 2020 erfolgten, ist der moderate Rückgang der durchgeführten Transplantationen von gut 6% erklär- und vertretbar.

    „Erfreulicherweise mussten die deutschen Transplantationszentren ihre lebensrettende Tätigkeit der Organtransplantation nicht einstellen. Doch auch wenn wir mit dieser Leistungsfähigkeit der deutschen Transplantationsmedizin unter Pandemiebedingungen zufrieden sein können, darf das nicht über ein ganz grundlegendes Problem hinwegtäuschen“, erklärt Prof. Dr. Christian Strassburg, Bonn, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG). „Deutschland ist im Hinblick auf die Organspende europaweit fast das Schlusslicht, mit Ausnahme von Luxemburg müssen Patientinnen und Patienten nirgendwo anders so lange auf ein lebensrettendes Organ warten wie bei uns. Die Situation ist desaströs – und so war sie auch schon vor der Corona-Pandemie.“

    Mit 10,7 Spendern pro 1 Million Menschen ist die Spenderrate in Deutschland nach Luxemburg die niedrigste unter den Eurotransplant-Mitgliedländern. Seit 2018 haben die Spenderzahlen zum zweiten Mal in Folge abgenommen (2018: 955 Spender, 2019: 932 Spender, 2020: 913 Spender). Dabei verzeichnete Deutschland von 2017 mit 797 Spendern einen erfreulichen Zuwachs auf 955 Spender im Jahr 2018, was möglicherweise mit der medialen Aufmerksamkeit zusammenhing, die das Thema Transplantation und Organspende 2018 erfuhr, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen Gesetzesentwurf für die doppelte Widerspruchslösung vorlegte. Leider waren das Interesse und das Engagement pro Organspende in der Bevölkerung nicht nachhaltig, wie der Trend belegt. Auch die Zahl der Patientinnen und Patienten auf der Warteliste ist nach einem Rückgang zwischen 2017 und 1019 (von 10.110 auf 9.005) wieder auf 9.447 angestiegen.

    Das Gesetz zur „Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende“ trat am 1. April 2019 in Kraft und wurde damals von der DTG sehr begrüßt. Allerdings lässt sich der Effekt auf die Spenderzahlen derzeit nicht sicher einschätzen, weil die Corona-Pandemie die Situation in den Kliniken und auf den Intensivstationen stark verändert hat. Es ist und bleibt letztlich schwer einzuschätzen, ob das Gesetz unter „Normalbedingungen“ einen positiven Trend herbeigeführt hätte.

    „Vor diesem Hintergrund bleibt es ein wichtiges Anliegen der DTG, auf eine Erhöhung von Spenderzahlen hinzuwirken und ergebnisoffen zu diskutieren“, so DTG-Präsident Prof. Strassburg abschließend.

    Kontakt/ Pressestelle DTG-Kongress 2021
    Dr. Bettina Albers
    albers@albersconcept.de
    Tel.: 03643/ 776423
    Mobil: 0174/ 2165629


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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