idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.03.2004 11:29

Maus im Hautpanzer

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Heidelberger Wissenschaftler untersuchten den Fett-Transport im Darm und fanden ein mögliches Schlüsselgen für schwere Hautkrankheiten

    Eigentlich wollten sie herausfinden, wie bestimmte Nahrungsfette aus dem Darm ins Blut wandern. Entdeckt haben die Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg in Zusammenarbeit mit Kollegen des EMBL Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg und der Universität Regensburg, dass Mäuse, denen Fatp4 - ein Gen für den Fettsäuretransport - fehlt, unter einer extremen Fehlbildung der Haut leiden. Möglicherweise wurde damit ein wichtiger Beitrag zur Klärung der Ursachen schwerer Hautkrankheiten beim Menschen geleistet.

    Die Mitglieder der Fatp (fatty acid transport protein)-Familie sind am Transport von Fettsäuren in Zellen des Körpers beteiligt. Bislang wurden sechs verschiedene Gene identifiziert, über deren Funktion allerdings bislang wenig bekannt ist. Das Heidelberger Wissenschaftlerteam unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen, und seinem Oberarzt Dr. Thomas Herrmann züchtete sogenannte Knock-out-Mäuse, denen das Fatp4-Gen fehlt. Die Internisten hatten dieses Gen vor sechs Jahren selbst entdeckt und in der Folge charakterisiert.

    Das Ergebnis des Züchtungs-Experiments war überraschend: Mäuse ohne Fatp4 sind nicht lebensfähig und sterben direkt nach der Geburt. Sie haben eine verdickte, fast panzerartige Haut und können dadurch den Brustkorb nur sehr eingeschränkt bewegen, so dass sich ihre Lungen nicht vollständig entfalten. Außerdem verlieren die Mäuse neunmal so viel Wasser über die Haut wie gesunde Tiere.

    Schutzstoffe der Haut enthalten die falschen Fettsäuren

    Wissenschaftler der Abteilung Klinische Chemie der Universität Regensburg nahmen die Tiere genauer unter die Lupe. Sie entdeckten, dass in den "Ceramiden", Schutzstoffen der Haut, die sie normalerweise geschmeidig und gleichzeitig robust machen, zu wenig langkettige Fettsäuren enthalten waren. Offensichtlich hatte das fehlende Fatp4-Gen den Fettsäurestoffwechsel in der Haut beeinträchtigt und damit zu der beobachteten Verhornungsstörung geführt.

    Möglicherweise halten die Wissenschaftler damit einen Schlüssel zur Behandlung von Hautkrankheiten beim Menschen in der Hand. Denn das Fatp4-Gen beim Menschen ist dem der Maus sehr ähnlich und besitzt wahrscheinlich eine ähnliche Funktion. Sollte sich herausstellen, dass auch Menschen, die an schweren Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Fischschuppenerkrankung (Ichthyose) leiden, ein fehlerhaftes oder kein Fatp4-Gen haben, könnte ein neuer Ansatzpunkt für eine Therapie gefunden sein.

    Kontakt:
    Dr. Thomas Herrmann, Oberarzt der Abteilung Innere Medizin IV:
    Thomas_Herrmann@med.uni-heidelberg.de

    Literatur:
    - Herrmann T, Buchkremer F, Gosch I, Hall AM, Bernlohr DA, Stremmel W: Mouse fatty acid
    transport protein 4 (FATP4): Characterization of the gene and functional assessment as a very long chain acyl-CoA synthetase. Gene 2001; 270: 31-40.
    - Herrmann T, van der Hoeven F, Grone HJ, Stewart AF, Langbein L, Kaiser I, Liebisch G, Gosch I, Buchkremer F, Drobnik W, Schmitz G, Stremmel W: Mice with targeted disruption of the fatty acid transport protein 4 (Fatp 4, Slc27a4) gene show features of lethal restrictive dermopathy. J. Cell Biol. 2003; 161: 1105-1115.

    (Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter
    contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Weitere Informationen:

    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Bilder

    Maus mit Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.
    Maus mit Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.

    None

    Genetisch veränderte Maus ohne das Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.
    Genetisch veränderte Maus ohne das Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Maus mit Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.


    Zum Download

    x

    Genetisch veränderte Maus ohne das Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).