Das Stipendium umfasst für ein Jahr ein Atelier mit Wohnraum mietfrei in München / Zusätzlich erhalten die Preisträger*innen eine monatliche finanzielle Unterstützung und einen Materialkostenzuschuss / Gisela Carbajal Rodríguez und Felix Klee studieren beide an der HFF München Dokumentarfilm-Regie und Fernsehpublizistik / Wie schon im Vorjahr wurde zusätzlich eine Projektunterstützung in Höhe von 5.000 € an eine weitere Einreichung vergeben / Sie ermöglicht dem HFF-Studenten Daood Alabdulaa die Umsetzung seines Projekts
Schon zum sechzehnten Mal wurde das „Stipendium Medienkunst der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München, ermöglicht durch die Kirch Stiftung und Frau Regina Hesselberger“ vergeben. Aus allen Einreichungen hat sich die Jury für das Konzept LOOP LABOR von Gisela Carbajal Rodríguez und Felix Klee entschieden. In LOOP LABOR wird die Bedeutung so genannter Nicht-Spielercharaktere in Computerspielen am Beispiel lateinamerikanischer Feldarbeiter*innen im weltweit erfolgreichen Videospiel Grand Theft Auto V kritisch hinterfragt. Denn deren Darstellung reproduziert ungefiltert bestehende Machtverhältnisse. Hier greift LOOP LABOR mit Modifikationen des Spiele-Codes ein – und kreiert eine Version des Spiels, in der sich die Nicht-Spieler-Arbeiter*innen gewerkschaftlich organisieren, um schließlich mit Hilfe mexikanischer Spieler*innen die Autobahnen der Spielwelt mit Traktoren und Bussen zu blockieren. Am Ende versinkt die gesamte Spielewelt in einer apokalyptischen Gemüseflut. Erlebbar wird LOOP LABOR als Video-Essay und in der Online-Performance SALAD SINDICATO.
Für die Umsetzung des Projekts wird den Preisträger*innen ein Jahr lang ein Atelier mit Wohnraum in München mietfrei zur Verfügung gestellt; zusätzlich erhalten sie eine monatliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 800 € sowie einen einmaligen Materialkostenzuschuss über 5.000 €. Im Herbst 2022 werden Gisela Carbajal Rodríguez und Felix Klee die Medienkunst-Installation im Atelier präsentieren. Sie folgen damit auf HFF-Studentin Rebecca Zehr und ihr Projekt VOYAGER III.
Bereits zum dritten Mal wurde zusätzlich eine Projektunterstützung in Höhe von 5.000 € für eine weitere Einreichung vergeben: Der HFF-Regie-Student Daood Alabdulaa erhält so die Möglichkeit, seine dokumentarische Arbeit TRÜFFEL IM KRIEG bis zu einer eigenen Ausstellung auszuarbeiten. Darin macht er sich auf eine sehr persönliche Spurensuche innerhalb der eigenen Familiengeschichte, um zu verstehen, wie sich das Erleben eines Krieges sehr unterschiedlich und oft über mehrere Generationen hinweg auf die Mitglieder einer Familie auswirken kann.
Die Jury 2021 setzte sich zusammen aus Friedrich Carl Rein (Kirch Stiftung), Regina Hesselberger-Purrmann (Hesselberger Architekten GmbH), Prof. Dr. Michaela Krützen (Abteilung Medienwissenschaft HFF München), Ingrid Rein (Kunstkritikerin), Su Steinmassl (Medienkünstlerin und Studierende an der HFF), Dr. Stefan Urbaschek (Kurator u.a. für die Sammlung Goetz), Prof. Heiner Stadler (ehemaliger Prof. Abteilung Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik) und Dr. Johannes Wende (ehemaliger Stipendiat und Abteilung Medienwissenschaft sowie Vizepräsident der HFF München).
LOOP LABOR – Video-Essay mit Online-Performance von Gisela Carbajal Rodríguez und Felix Klee
In LOOP LABOR wird die Bedeutung von Nicht-Spielercharakteren (non-player characters oder NPCs) in Computerspielen am Beispiel lateinamerikanischer Feldarbeiter*innen im Videospiel Grand Theft Auto V problematisiert.
In Computerspielen gibt es spieltreibende Charaktere, die von den Spieler*innen selbst gesteuert werden, und Nicht-Spieler-Charaktere, die die Spiel-Welt bevölkern wie Nebenfiguren oder Statisten.
Welche Bezüge lassen sich herstellen zwischen der Marginalisierung von Hintergrundcharakteren und ihren realweltlichen Vorbildern? Welchen Wert hat die von diesen NPCs verrichtete Arbeit in Computerspielen? LOOP LABOR untersucht diese Fragen im Hinblick auf spielinhärente Mechanismen, die bestehende Machtgefälle reproduzieren. Das Projekt greift durch Modifikationen des Spiele-Codes in diese Mechanismen ein, um kapitalismus- und rassismuskritische Interventionen in die Spiel-Welt einzubringen.
Im Video-Essay LOOP LABOR folgen wir den unendlichen Arbeitsschleifen der NPCs und ihrer Ausbeutung, die lediglich als Hintergrund für die Gewalteskapaden der Spieler*innen dient. Die Betrachtung der Arbeit wird begleitet von Erzählungen realer mexikanischer Landarbeiter. Durch Eingriffe in den Spiele-Code erzeugt die unproduktive Arbeit der NPCs schließlich Kohlköpfe. Diese kommen zur Rache der Nicht-Spielercharaktere an der Spielwelt und letztlich den Spieler*innen zum Einsatz: Am Ende des Essays über Arbeit, Ausbeutung und NPCs versinkt die an Los Angeles angelehnte Stadt Los Santos in einem apokalyptischen Gemüseregen.
Die Online-Performance SALAD INDICATO (übersetzt: Salat-Gewerkschaft) ist eine komplementäre Stadtführung durch Grand Theft Auto Vs Los Santos, die die marginalisierten NPCs aufsucht und einen historischen Kontext zur Arbeiterbewegung der mexikanischen Einwanderer*innen liefert. Mit Hilfe des modifizierten Online-Mehrspielermodus von Grand Theft Auto soll im Laufe der Online-Performance ein Streik organisiert werden. Die NPC-Charaktere werden von mexikanischen Spieler*innen übernommen und gewerkschaftlich organisiert.
Gisela Carbajal Rodríguez studierte Audiovisuelle Medien an der Universidad La Concordia Aguascalientes in Mexiko. Seit 2012 studiert sie Dokumentarfilmregie an der HFF München. Sie arbeitet außerdem bei verschiedenen Filmfestivals und gibt Film-Workshops.
Felix Klee studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. An der Akademie der Bildenden Künste München studierte er Malerei und Digitale zeitbasierte Medien.
Seit 2015 studiert er Dokumentarfilmregie an der HFF München. Er arbeitet außerdem als Medienkünstler und ist als Berater für das Locarno Film Festival tätig.
Daood Alabdulaa über sein Projekt TRÜFFEL IM KRIEG:
„TRÜFFEL IM KRIEG ist ein Film über meine Beziehung zu meinem Bruder. Ein Versuch, das Leben
meines Bruders und mein Leben zu analysieren, um zu verstehen, warum mein Bruder sich für
einen anderen Weg im Krieg entschieden hat ich. Denn es sind zwei sehr unterschiedliche Wege, die wir gingen, obwohl wir einander immer sehr nah waren und fast alles gemeinsam erlebten. Obwohl wir die Söhne der gleichen Eltern sind, die uns liebten und immer gleich behandelten.
Für die Suche nach Antworten drehe ich in meinem Film die Zeit zurück, gehe zurück in die Jahre unserer Kindheit und noch weiter zurück zum Leben unserer Großeltern und Eltern.
Was haben mein Bruder und ich gehört, gelesen, gespürt und was hat das mit uns gemacht?
Wer waren unsere Großeltern und wer waren unsere Eltern vor und nach unserer Geburt und welchen Einfluss hatten ihre Lebenserfahrung und Erziehung auf meinen Bruder und mich? Können mein Bruder und ich die Angst, die sie in den 80er-Jahren in Syrien durchleben müssen, bis in unser Leben hinein spüren? Wie kann ein Krieg in Gaza, dem Irak, dem Libanon und egal wo auf der Welt ein Kind prägen, auch, wenn dieses Kind in einem sicheren Land lebt?“
Daood Alabdulaa wurde 1994 in Syrien geboren. Er studierte Elektrotechnik und inszenierte
Theaterstücke in Aleppo. Nach seiner Flucht nach Deutschland im Jahr 2014 setzte er sein
Studium in Karlsruhe fort. Seit 2020 studiert er Regie an der HFF München. DRAWING FROM MEMORY war sein erster Kurzfilm im Rahmen seines Studiums.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
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Deutsch
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