idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.10.2021 09:54

HIV-Prävention weist noch Lücken auf

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

    Zum Schutz vor HIV wird auch in der Schweiz nebst Kondomen häufig die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) eingesetzt. Dabei nehmen HIV-negative Menschen ein Medikament gegen die Ansteckung mit HIV ein. Nun zeigt eine Studie, dass damit nicht alle Risikogruppen erreicht werden. Das Medikament ist vielen zu teuer.

    Die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) verhindert äusserst wirksam HIV-Ansteckungen. Sie ist damit ein wichtiger Baustein, um HIV gemäss den Zielen der Weltgesundheitsorganisation WHO bis 2030 eliminieren zu können. Eine erste Auswertung der SwissPrEPared-Studie zeigt, dass zurzeit nicht alle HIV-Risikogruppen mit dieser Massnahme erreicht werden: Jüngere Personen und Menschen mit tieferem Bildungsniveau sind in der Studie bisher untervertreten. In den erhobenen Daten von April 2019 bis Januar 2020 liegt das Durchschnittsalter der teilnehmenden PrEP-Userinnen und -user bei 40 Jahren. 95 Prozent sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und 47 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Die Forschenden um den Studienleiter Ben Hampel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Zürich UZH und Leitender Arzt Checkpoint Zürich, sowie den Studienverantwortlichen Jan Fehr, Professor an der UZH, nehmen an, dass die finanzielle Hürde dabei eine grosse Rolle spielt. Denn anders als in anderen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Grossbritannien müssen die Medikamentenkosten von den Anwenderinnen und Anwendern selbst bezahlt werden.

    Es braucht einen flächendeckenden Zugang

    Es gibt aber auch Lösungsansätze: So konnten beispielsweise Fördergelder des Kantons Zürich gezielt für diese unterrepräsentierten Gruppen eingesetzt werden. Damit werden in einem Pilotprojekt gratis PrEP-Konsultationen an Menschen unter 25 Jahren angeboten, um die finanzielle Hürde von regelmässigen Visiten zu senken. Weitere Kantone planen ähnliche Projekte.

    Da diese Massnahmen aber nur einzelne Regionen und nicht die ganze Schweiz berücksichtigen, haben bestimmte Gruppen weiterhin einen erschwerten Zugang zur PrEP in der Schweiz. «Eine nationale Lösung wie in anderen europäischen Ländern, wo die PrEP kostenlos bezogen werden kann, ist auch für die Schweiz notwendig. Nur so können wir allen Risikogruppen Zugang zu diesem wirksamen Präventionsinstrument ermöglichen», sagt UZH-Infektiologe Jan Fehr.

    Hohe Akzeptanz von SwissPrEPared in der Schweiz

    Weiter zeigt die Studie, dass SwissPrEPared in der Schweiz eine überdurchschnittlich hohe Akzeptanz bei den Anwenderinnen und Anwendern geniesst. Das Interesse, am Programm teilzunehmen, war sehr hoch, und 80 Prozent der Teilnehmenden hielten die vorgegebenen Zeitabstände der Follow-Up-Konsultationen ein. Dies mag aufgrund des innovativen Studiendesigns sein, das die Daten über einen Smartphone-Fragebogen erhebt, und unterstreicht das Bedürfnis eines solchen Programms. «Um allen Regionen der Schweiz das Programm zugänglich zu machen ist eine grössere Unterstützung des SwissPrEPared-Programms auf nationaler Ebene nötig» bilanziert Jan Fehr.

    ----------------------------------
    Das SwissPrEPared-Programm

    SwissPrEPared ist ein schweizweites Programm mit begleitender Studie, die an der Universität Zürich angegliedert und mittlerweile an 30 Studienzentren durchgeführt wird. Das Ziel von SwissPrEPared ist es, Menschen mit einem erhöhten HIV-Risiko möglichst gut zu betreuen und neue HIV-Infektionen zu verhindern. Zentrum des Programms ist ein Instrument, bei dem die Teilnehmenden vor jeder Visite einen Fragebogen mit dem Smartphone ausfüllen. Die Ergebnisse dienen zum einen dazu, die Beratung zu strukturieren, zum anderen werden die Daten in der Begleitstudie ausgewertet. SwissPrEPared startete 2019 und hat seither über 4000 Teilnehmende eingeschlossen. Das Programm ist zurzeit in 12 Kantonen vertreten. Die Begleitstudie von SwissPrEPared erforscht den Einfluss von PrEP auf die HIV-Epidemie in der Schweiz, sowie den Zugang von PrEP für verschiedene Risikogruppen. Eine erste Auswertung der gesammelten Daten wurde nun in der renommierten Fachzeitschrift ‘HIV Medicine’ veröffentlicht.
    www.swissprepared.ch

    Die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP)

    Die HIV-PrEP ist ein Medikament, das – richtig eingenommen – wirksam vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus schützt. Bei korrekter Anwendung zeigt die PrEP bei MSM eine Wirksamkeit von 99 Prozent. Das PrEP-Medikament «Tenofovir/Emtricitabin» wurde in der Schweiz erst seit Februar 2020 zu einem Preis von CHF 600.- pro Monatspackung zugelassen, konnte aber schon seit 2016 verschrieben werden. Durch das SwissPrEPared-Programm können die Teilnehmenden die PrEP zu einem tieferen Preis erhalten. Seit Frühling 2021 sind nun auch Generika zu tieferen Preisen in Schweizer Apotheken erhältlich.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Benjamin Hampel
    Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 455 59 10
    benjamin.hampel@uzh.ch


    Originalpublikation:

    Literatur:
    Frédérique Hovaguimian et al. Participation, retention and uptake in a multicentre pre-exposure prophylaxis cohort using online, smartphone-compatible data collection. HIV Medicine, 3 October 2021. DOI: 10.1111/hiv.13175


    Weitere Informationen:

    https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2021/Prep.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).