Oestrich-Winkel/Wiesbaden, 19.10.2021 – Gemeinsam haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Werte-Stiftung und der EBS Universität den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf den Wertewandel in der deutschen Gesellschaft untersucht. Die empirische Erhebung kommt zu dem Ergebnis, dass bei ausreichend starken Eingriffen in bestimmte Bereiche des Lebens sich auch kurzfristig die Bedeutung insbesonders eingeschränkter Werte und Präferenzen stark verändern kann.
Die neue Normalität inmitten der COVID-19-Pandemie ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Fokus auf persönliche Freiheit sowie mit ihr verbundener Werte und Einstellungen. Beispielsweise nimmt die Bedeutung von Freizeit stark zu, während die Wertigkeit von Arbeit abnimmt. Auch die Bedeutung weiterer freiheitsverbundener Werte, wie bspw. Unabhängigkeit und Phantasie, nimmt zu, während einschränkende Aspekte, wie bspw. Gehorsam oder gutes Benehmen, an Relevanz verlieren.
Unterschiede nach Altersgruppen
Zusätzliche Analysen nach Alter der Befragten zeigen auf, dass vor allem im Bereich einfacher, politischer Einstellungen – insbesondere mit Bezug auf das Demokratieverständnis der Befragten – signifikante Unterschiede nach Alter auftreten. Jüngere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen stärkere Präferenzen hin zu einem starken Staat (bspw. „das Volk gehorcht seinen Machthabern“), während ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Schutz der Bürger (bspw. „Bürgerrechte schützen die Menschen (…)“) signifikant höhere Bedeutung beimessen. Gleichzeitig fällt die Bedeutung freiheitlich verbundener Kernwerte (Freunde & Freizeit) bei jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmern signifikant höher aus, während Politik bei älteren Befragten einen höheren Stellenwert einnimmt. Sowohl das Vertrauen in Banken als auch die Präferenz für Experten anstelle der Regierung fallen bei jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmern signifikant höher aus.
Drei Haupttrends
1. Persönliche Freiheit
Die „neue Normalität“ ist bestimmt durch das Streben nach persönlicher Freiheit und mit ihr verbundenen Werten, wie Unabhängigkeit und Phantasie, oder immaterieller Präferenzen wie z.B. dem Wunsch nach schöneren Städten und Landschaften. Die Bedeutung von Werten wie Arbeit, gutes Benehmen und Gehorsam nimmt dagegen ab.
2. Starker Staat
Im Angesicht der Pandemie hat die Unterstützung eines starken Staates zugenommen. Gleichzeitig
nimmt die Wertigkeit der bürgerlichen Mitbestimmung und der freien Meinungsäußerung ab – mit
Blick auf die Bedeutungszunahme der persönlichen Freiheit ein zunächst ambivalentes Ergebnis.
3. Wissenschaft & Technologie
Es ist eine positive Einstellungsveränderung zu Wissenschaft und Technologie festzustellen sowie der
verstärkte Wunsch, Experten sollten anstelle der Regierung entscheiden.
Zum Studiendesign
Die vorliegende Wertestudie ist die vierte Studie, die sich mit ethischen, gesellschaftlichen und werteorientierten Fragestellungen auseinandersetzt. In der vorliegenden Analyse werden ausgewählte Ergebnisse des World Value Surveys von 1994 bis 2019 für Deutschland zugrunde
gelegt und mit den Ergebnissen einer eigenen empirischen Erhebung ergänzt, die als standardisierte Online-Befragung konzipiert und durchgeführt wurde. An dieser Befragung beteiligten sich im Oktober 2020 insgesamt 1.205 Personen. Das Studiendesign basierte auf ausgewählten Fragen der World Value Survey Association.
Über die Werte-Stiftung
Die Werte-Stiftung, gegründet aus bürgerschaftlichem Engagement im Jahr 2012, möchte eine Gesellschaft fördern, in der Werte fest verankert sind. Deshalb initiiert sie Projekte, die wertebasiertes Handeln stärken. Als „Werte-Inkubator“ entwickelt sie innovative Ideen in den drei Handlungsfeldern Gesellschaft, Wirtschaft und Sport. Ihr Motto lautet: „Werte stärken. Menschen fördern. Ideen schaffen.“
Die Werte-Stiftung ist keine klassische Förder- oder Projektstiftung, sondern tickt unternehmerisch. Projektideen werden inkubiert, mit Partnern entwickelt und im Optimalfall in die Selbständigkeit entlassen oder an Dritte übergeben. Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, Werte zu vermitteln, zu fördern und erlebbar zu machen. Damit soll ein Miteinander gestärkt werden, das auf gemeinwohlorientierten Werten basiert, sollen Menschen unterstützt werden, ihr Potenzial zu entfalten und eine Innovationskultur geschaffen werden, in der Werte fest verankert sind.
Über die EBS Universität für Wirtschaft und Recht
Die EBS Universität ist eine der führenden privaten Wirtschaftsuniversitäten Deutschlands. Aktuell lernen und forschen rund 2200 Studierende und Doktoranden an den Standorten Wiesbaden und Oestrich-Winkel. Die EBS Business School, älteste private Hochschule für Betriebswirtschaftslehre in Deutschland, bildet seit 1971 Führungspersönlichkeiten mit internationaler Perspektive aus. Die EBS Law School, jüngste juristische Fakultät in Deutschland, bietet seit 2011 ein vollwertiges, klassisches Jura-Studium mit dem Abschlussziel erste Juristische Prüfung und wirtschaftsrechtlichen Schwerpunktbereichen sowie einem integrierten Master in Business (M.A.) an. Mit ihrem Weiterbildungsangebot der EBS Executive School unterstützt die Universität Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Seit Juli 2016 ist die EBS Universität Teil des gemeinnützigen Stiftungsunternehmens SRH, einem führenden Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. www.ebs.edu
Christoph Schneider, EBS Universität:
ch.schneider@ebs.edu
Pascal Vermehren, EBS Universität:
pascal.vermehren@ebs.edu
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Psychologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch
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