Angewandte Pflegewissenschaft: Hochschulausbildung ab jetzt auch im Rhein-Main-Gebiet
Pflege kann man studieren – und zwar aus gutem Grund! Nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie verdeutlichte den Bedarf an qualifizierten Pflegefachpersonen, um den stetig wachsenden Herausforderungen im praktischen Feld der Pflege zu begegnen und eine bestmögliche Versorgung von Menschen aller Altersgruppen in Krankenhäusern, Altenpflegeeinrichtungen, aber auch im häuslichen Bereich sicherzustellen. Zudem ist seit Jahren ein bundesweit bestehender Mangel an hochschulisch qualifizierten Pflegefachpersonen zu verzeichnen, der schon im Jahr 2012 vom Wissenschaftsrat in seiner Empfehlung im Hinblick auf eine Akademisierungsquote von 10 bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahres aufgegriffen wurde. Auf diese immer noch hochaktuellen Bedarfe reagiert der neue achtsemestrige Bachelor-Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaft“ (B.Sc.) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Die Hochschule ist mit dem Studiengang seit dem Wintersemester 2021/22 im Studiengangsportfolio unter der Dachmarke „Duales Studium Hessen“ vertreten. Der Studiengang wird jedes Wintersemester angeboten.
Bachelor und staatliche Berufszulassung
„Der Studiengang ist im Rhein-Main-Gebiet eine echte Innovation. Vor allem wurde durch das Angebot ein wichtiger Meilenstein im Hinblick auf die Etablierung der hochschulischen Pflegeausbildung erreicht, da er auf der Grundlage des im Jahr 2020 in Kraft getretenen Gesetzes über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz PflBG) entwickelt wurde“, so Studiengangsleiterin Prof. Dr. Julia Lademann. Somit ist es für Studierende an der Frankfurt UAS erstmals möglich, den akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) und die staatliche Berufszulassung als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann zu erwerben. Ein vergleichbares Angebot hält in Hessen bislang lediglich die Hochschule Fulda bereit, mit der eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht, um mit vereinter Expertise die Akademisierung der Pflege in ganz Hessen zu stärken.
Pflege von Morgen aktiv gestalten
„An der Frankfurt UAS erleben die Studierenden Pflegepraxis hautnah durch den optimalen Wechsel von theoretischen Lehrveranstaltungen sowie Praxisphasen. Sie werden für die Ausübung der direkten Pflege an Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern ausgebildet. Hierbei lernen sie nicht nur ihr pflegerisches Handeln wissenschaftlich fundiert und evidenzbasiert auszurichten, sondern sie erwerben auch die Fähigkeit zur kritischen Reflexion auf Basis wissenschaftlicher Kenntnisse sowie Begründungs- und Argumentationskompetenzen, um die Pflege von Morgen aktiv mitzugestalten und einen Beitrag zur Weiterentwicklung pflegerischer Tätigkeit leisten zu können“, so Lademann. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass sie bereits im Studium kleine Forschungsprojekte im praktischen Feld der Pflege konzipieren und durchführen. Neben der Ausbildung der klinisch-fachlichen Expertise erwerben die Studierenden darüber hinaus u.a. Kompetenzen im Bereich der Anleitung, Schulung und Beratung, des Qualitätsmanagements sowie des Fall- und Case Managements.
Förderung, Kooperationen, Studienausbildungsvertrag und Vergütung der Praxisphasen
Die Konzeptionsphase des Studiengangs wurde durch das Förderprogramm proDUAL des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt. Vorangetrieben wurde die Umsetzung insbesondere durch das Engagement der Studiengangsleitungen, Prof. Dr. Julia Lademann und Prof. Dr. Klaus Müller, sowie deren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Katja Kraus und Dr. Lisa Luft. „Stolz sind wir auch, dass wir für nun anknüpfende zentrale Arbeitsschritte weitere Drittmittel einwerben konnten“, so Müller.
Neu am Studiengang ist ebenfalls, dass die Frankfurt UAS direkt mit Einrichtungen des Gesundheitswesens kooperiert und keine zusätzlichen Kooperationen mit Pflegefachschulen bestehen. Die Studierenden bewerben sich direkt bei den kooperierenden Gesundheitseinrichtungen, die im Studium die Praxiseinsatzplätze bereitstellen. Dennoch behält die Frankfurt UAS die Gesamtverantwortung. „Ganz besonders wichtig war es uns, dass die Studierenden mit den kooperierenden Gesundheitseinrichtungen einen sogenannten Studienausbildungsvertrag abschließen“, erläutert Müller. „Diese Verträge stellen entsprechend des Kriterienkatalogs der Dachmarke ,Duales Studium Hessen‘ nicht nur die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards im Hinblick auf die Durchführung des Studiengangs sicher, sondern regeln auch zentrale arbeitsschutzrechtliche Aspekte für die Studierenden.“
Die Studiengangsleitungen freuen sich sehr, dass so hochmotivierte und innovative Kooperationspartner zur gemeinsamen Durchführung des Studiengangs gewonnen werden konnten. „Für uns wird es im weiteren Verlauf ein wichtiges Ziel sein, gemeinsam mit den Kooperationspartnern Berufsperspektiven für unsere Absolventinnen und Absolventen noch attraktiver auszugestalten, auch wenn schon jetzt zukunftssichere Arbeits- und Karrierechancen bestehen“, so Müller. Der Studiengang kooperiert aktuell mit dem Krankenhaus Nordwest, dem Bürgerhospital Frankfurt am Main und dem Clementine Kinderhospital, dem Caritasverband für den Bezirk Hochtaunus e.V., dem ambulanten Pflegedienst APT sowie dem Haus Jacobus in Osthofen. Eine Ausweitung der Kooperationen ist nach Abschluss des ersten Semesters vorgesehen, da an die Studiengangsleitungen immer wieder neue Kooperationsanfragen gestellt werden und sich deutlich abzeichnet, dass das Interesse an diesem Studienangebot auch im Hinblick auf die Sicherung von qualifizierten Fachkräften wächst.
„Im ersten Durchlauf sind wir zunächst mit einer kleineren Studierendengruppe von 14 Personen gestartet. Perspektivisch werden wir 30 Plätze anbieten. Uns ist es wichtig, die Studierenden in angenehmen Gruppengrößen optimal zu unterstützen. Zudem bieten wir eine qualifizierte Begleitung in der Praxis an und modernisieren derzeit unsere Skills Labs“, so Lademann. „Die im Pflegeberufegesetz verankerten Logiken ließen sich leider nur schwer mit den hochschulischen Logiken vereinen. Deshalb danken wir insbesondere unseren Kooperationspartnern, durch deren eigene Initiative und Bereitschaft hinsichtlich einer Finanzierung aus eigenen Töpfen eine Vergütung der Praxisphasen möglich wurde.“ Dies sei als eine Notlösung zu werten, denn eine gesetzlich geregelte Finanzierung, wie sie beispielsweise für die Fachdisziplin der Hebammenwissenschaften verabschiedet wurde, ist aus Sicht der Studiengangsleitungen auch für die Disziplin der Pflegewissenschaft eine Voraussetzung, um den Studiengang auch für kommende Kohorten attraktiv zu gestalten.
Weitere Informationen zum Studiengang unter https://www.frankfurt-university.de/pflege.
BU: Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt UAS (hinten Mitte), Prof. Dr. Julia Lademann (rechts daneben) und Prof. Dr. Klaus Müller (hinten zweiter v.r.) mit den Studierenden der ersten Kohorte im Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaft“ und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Kooperationseinrichtungen
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Julia Lademann, Telefon: +49 69 1533-2832, E-Mail: lademann.julia@fb4.fra-uas.de; Prof. Dr. Klaus Müller, Telefon: +49 69 1533-3812, E-Mail: mueller.klaus@fb4.fra-uas.de
https://www.frankfurt-university.de/pflege
siehe PM-Text: Studierenden der ersten Kohorte im Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaft“ mit Ve ...
B. Bieber
© B. Bieber | Frankfurt UAS
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter
Ernährung / Gesundheit / Pflege
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
siehe PM-Text: Studierenden der ersten Kohorte im Studiengang „Angewandte Pflegewissenschaft“ mit Ve ...
B. Bieber
© B. Bieber | Frankfurt UAS
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