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29.03.2004 17:09

Achtung Korrekturtext: Toleranzkultur aus dem Islam als Vorbild für Europa

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Bremer Doktoranden forschen über Bagdader Gerechtigkeitsbewegung

    Mit dem Islam verbinden die meisten Menschen Bilder von kopftuchtragenden Frauen oder eine strenge Einhaltung des Korans. Als Begründer der Musiktherapie, Erfinder des Fieberthermometers oder als Verfechter einer Toleranzkultur verschwindet der Islam zunehmend aus der Geschichte. Detlev Quintern und Kamal Ramahi aus dem Studiengang Geschichte der Universität Bremen haben eine Dissertation über das aus Bagdad stammende Gelehrtenkollegium der Ichwan as-Safa und der Quarmaten geschrieben. Dabei studierten sie auch alte arabische Handschriften, vor allem in der Münchner Staatsbibliothek, und legten sie ihrer Forschung zugrunde.

    In der Mitte des 10. Jahrhunderts schaffte das Kollegium wissenschaftliche Grundlagen für Philosophie, Medizin oder die Botanik, die noch heute ihre Gültigkeit in den Disziplinen haben. Unter dem Kalifen Mamoun 835 n.Chr. wurden bereits erste Universitäten mit unterschiedlichen Fakultäten in Bagdad errichtet. Nicht nur das Streben nach Wissen zeichnete diese Bewegung aus, sondern auch ihre Wissenschaftsethik. Die Ichwan as-Safa waren Verfechter einer Toleranzkultur, in der Religion eine untergeordnete Rolle spielte. Die Einheit von Mensch, Gesellschaft, Natur und Kosmos stand im Vordergrund. Sie waren Teil einer Gerechtigkeitsbewegung, die eine auf das Wohl aller ausgerichtete Gesellschaftauffassung besaßen. Sie errichteten einen egalitären Staat mit Zentrum in Bahrain, der vom Ende des neunten bis Mitte des elften Jahrhunderts bestand. Er beruhte auf den Prinzipien Toleranz, Gleichberechtigung und Basisdemokratie. Der Staat entfaltete eine Ausstrahlungskraft, die weit über die arabische Welt bis nach Europa reichte.

    Auch damalige Europäer waren von der ganzheitlichen Lebenseinstellung der Bewegung beeindruckt, besonders aber von dem basisdemokratischen Ansatz der Qarmaten. Dem Liedgut des 13. Jahrhunderts galten sie als Vorbild (Beispiel: Carmina Burana). Aus der Medizin kam das bis dahin unbekannte Fieberthermometer nach Europa sowie erste Ansätze in der Musiktherapie.

    Ein abschließendes Kapitel der Dissertation beschäftigt sich mit der aktuellen Krise der Wissenschaften und schließt den Kreis zum theoretischen Ansatz der universalistischen Wissenschafts- und Geschichtstheorie. Dadurch wird der kulturelle Dialog zwischen Islam und der westlichen Welt unterstützt und ein Ausweg aus der Krise wissenschaftlichen Denkens angeboten.

    Die Arbeit "Die Gerechtigkeitsbewegung unter dem Kalifat der Abbasiden (750 - 1258) am Beispiel der Qarmaten und Ichwan as-Safa" von Detlev Quintern und Kamal Ramahi wird als Buch beim Theorie und Praxis Verlag aus Hamburg im Sommer erscheinen (www.tup-verlag.com). Anschließend wird es auf der kommenden Frankfurter Buchmesse im Oktober 2004 vorgestellt.

    Birthe Klappstein
    Für weitere Informationen:
    Dr. Detlev Quintern
    Tel. 0421 896 1984
    Mobil: 0179 900 41 13
    Email detlevquintern@web.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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