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08.11.2021 10:28

Behavioral Ethics & Sustainability – wie kommen Entscheidungen und Verhalten zustande?

Bianca Volk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V.

    Um nachhaltiges Verhalten zu fördern, müssen wir zunächst verstehen, wie Entscheidungen und Verhalten zustande kommen — und wie sie sich beeinflussen lassen. Zu diesen Fragen liefert Behavioral Ethics wichtige verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse. Philipp Schreck, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensethik und Controlling an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, nennt zentrale Ansatzpunkte.

    Entscheidungen sind weitgehend unbewusst
    Verhalten ist meist nicht Ergebnis rationaler Abwägungen: Unsere Urteile sind von Intuitionen getrieben, derer wir uns gar nicht bewusst sind. Sogenannte kognitive Verzerrungen führen zu systematischen Abweichungen unserer Entscheidungen vom rationalen Ideal, und wir verwenden Entscheidungsheuristiken, die zwar meist hilfreich, aber oft auch suboptimal sind. Mit solchen Erkenntnissen verschiebt sich der Ansatzpunkt zur Förderung nachhaltigen Verhaltens. Ob es um ökologisch schädliche Entscheidungen geht, um die Verletzung von Compliance- oder auch von Integritätsstandards: Das Problem ist häufig nicht fehlende Gesinnung oder Motivation — sondern unbewusste Hürden auf dem Weg zu nachhaltigem Verhalten. Diese gilt es zu analysieren und auszuräumen.

    Nachhaltigkeit erfordert Kooperation
    Nachhaltiges Wirtschaften erfordert Kooperation in und zwischen Unternehmen. Diese scheitert aber häufig am Trittbrettfahrerproblem: Während einige moralisch motiviert in Vorleistung gehen, halten sich andere wohl überlegt zurück, frei nach dem Motto „Hannemann, geh Du voran!“. Empirische Forschungsarbeiten legen nahe, dass die Antwort auf dieses Problem in der Überwindung der Ausbeutbarkeit moralischer Vorleistungen liegt. Anreize müssen so gestaltet werden, dass die Ehrliche — hier: die Nachhaltige — nicht die Dumme ist.

    Entscheidungen durch Nudging beeinflussen
    Bei der Überwindung von kognitiven Verzerrungen und Kooperationsproblemen können Nudges helfen. Nudges sind Veränderungen des Entscheidungskontexts, die auch ohne starke Anreize große Wirkungen entfalten können. Z.B. beeinflusst die Art, wie Entscheidungsalternativen präsentiert werden, die Häufigkeit ihrer Wahl. So werden Nudges eingesetzt, um Führungsverhalten zu verbessern, Entscheidern die ökologischen Konsequenzen ihres Handelns bewusst zu machen, oder den Fleischkonsum in Kantinen zu reduzieren. Dabei sind gut durchdachte Nudges beides: wirkungsvoll und legitim.

    Werden die genannten Ansatzpunkte verstanden und berücksichtigt, können Entscheidungen und Verhalten effektiver in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst werden.

    Professor Schreck ist einer von über 180 VHB experts des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB). Mit rund 2.800 Mitgliedern ist der Verband eine wachsende, lebendige Plattform für wissenschaftlichen Austausch, Vernetzung und Nachwuchsförderung in allen Bereichen der BWL und darüber hinaus.

    2.999 Zeichen inkl. Leerzeichen, zur Veröffentlichung, honorarfrei


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Philipp Schreck, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    philipp.schreck@wiwi.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    https://www.vhbonline.org/vhb-experts


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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