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30.03.2004 11:11

Konzept und Inhalt der Universität um 1800

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung vom 31. März bis 2. April zum Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800

    Jena (30.03.04) Die aktuelle Politik möchte die Hochschulen teilweise zu reinen Lehr- und Ausbildungsanstalten umstrukturieren. Eine Tendenz, die weit in die Historie zurückführt: Bis ins 19. Jahrhundert waren deutsche Hochschulen vornehmlich Ausbildungsstätten. Erst im frühen 20. Jahrhundert haben preußische Bildungshistoriker das Humboldtsche Ideal der Einheit von Forschung und Lehre gleichsam über die ältere Universität gestülpt und damit die tatsächlichen geschichtlichen Gegebenheiten mehr verschleiert als erhellt, sagt Dr. Ulrich Rasche von der Universität Jena. "In der Universität um 1800 wurden Beamte und Pfarrer ausgebildet", ergänzt Dr. Thomas Bach. Doch was an den Universitäten an der Schwelle des 19. Jahrhunderts überhaupt gelehrt wurde und welche Wissenschaftsdisziplinen sich in welcher Weise und dank welcher Personen entwickelten, ist vielfach bis heute kaum bekannt. Diesem Desiderat widmet sich die Tagung "Gelehrte Wissenschaft. Das Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800", die von Bach, Rasche und Jonas Maatsch im Auftrag des Jenaer Sonderforschungsbereichs (SFB) 482 "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800" organisiert wird. Rund 40 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen werden dazu vom 31. März bis 2. April an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zusammenkommen.

    "Es gibt keinen Wissenschaftler, der einen Überblick hat, welche Veranstaltungen an der Universität angeboten und abgehalten wurden", nennt Rasche den Ausgangspunkt für die Tagung. Die Fachwissenschaftler kennen zwar die Details und Tendenzen in der eigenen Disziplin, aber der Gesamtüberblick fehlt. Im Verlauf der Tagung soll dieses Wissen zusammengeführt und gleichzeitig die Perspektive der Universitätshistoriker erweitert werden. Dabei können die Jenaer Wissenschaftler bereits auf einer guten Vorarbeit aufbauen: Der SFB 482 hat eine Datenbank angelegt, in der verzeichnet ist, welcher Professor welche Vorlesung in welchem Semester anbot. Entstanden daraus ist u. a. die Dokumentation von Horst Neuper "Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749-1854" (Weimar 2003).

    Doch die Wissenschaftler wollen neben den quantitativen Angaben auch qualitative Fragen klären. Säkularisierung, Rationalisierung und Differenzierung - so die bisherigen Erkenntnisse - lauten die drei Schlagworte, durch die sich die Entwicklung der Universität in den 100 Jahren seit 1750 beschreiben lässt. Wieweit dies in den einzelnen Disziplinen ausgeprägt war, soll während der Tagung geklärt werden und in den Kongressband einfließen, der danach in erweiterter Form erscheinen soll.

    Die Wissenschaftler untersuchen dazu neben den einzelnen Fachgebieten auch die Lehrenden und die Universitätsstruktur. Bereits die Ordnung der Vorlesungsverzeichnisse zeigt Veränderungen im Selbstverständnis auf: Wurden bis 1768 im offiziellen Vorlesungsverzeichnis nur die Professoren und Extraordinarien aufgeführt, erhielten ab diesem Zeitpunkt auch die Privatdozenten Einlass in das Verzeichnis. Dennoch waren die in Zeitungen abgedruckten Veranstaltungsprogramme noch moderner: Sie strukturierten das Angebot nicht nach der hierarchischen Fakultätsordnung, sondern nach Fachgebieten.

    Die gesamte Universitätsstruktur wurde in dieser Zeit durchlässiger, worin u. a. der Einfluss des Hofes - und damit zeitweise auch Goethes als verantwortlicher Minister - deutlich wird. "Es gab niemals eine reine Wissenschaft, die Universität steht und fällt mit der Gesellschaft, die sie hervorbringt", fasst der Historiker Rasche zusammen - eine Erkenntnis, die heute aktueller denn je ist.

    Die Tagung im Senatssaal der Universität (Fürstengraben 1) wird durch einen öffentlichen Abendvortrag am Mittwoch, den 31. März, um 19.15 Uhr eröffnet. Der inzwischen emeritierte Philosoph Prof. Dr. Reinhard Brandt aus Marburg wandelt auf Kants Spuren und spricht über "Der Streit der Fakultäten". Die interessierte Öffentlichkeit ist zu diesem Vortrag herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

    Kontakt:
    Dr. Thomas Bach, Jonas Maatsch M.A., Dr. Ulrich Rasche
    SFB 482 der Universität Jena
    Humboldtstr. 34, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949503 oder 944050
    E-Mail: Thomas.Bach@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de/ereignis/fr_tagung.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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