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10.11.2021 12:44

Einzige Gefahr bei der Digitalisierung ist, sie zu verschlafen

Eva Echterhoff Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

    Auftaktveranstaltung „Zukunftsland Sachsen“ in Chemnitzer gut von Unternehmen angenommen. Themenreise zur Digitalsierung des sächsischen Mittelstandes von Freistaat und Handelshochschule Leipzig (HHL). Morgen (11.11.) in Olbernhau

    Realer Elefant in digitalen Scheiben

    CHEMNITZ, 10.11. „Digitalisierung ist, einen realen Elefanten in digitale Scheiben zu schneiden“. So hat ein Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zur Themenreise „Zukunftsland Sachsen“ in Chemnitz verdeutlicht, als welche Mammutaufgabe er die Digitalisierung sieht.
    Wie treffend diese Beschreibung offenbar ist, zeigte sich im Laufe der Veranstaltung, die vom Freistaat Sachsen und der Handelshochschule (HHL) initiiert wurde. Sächsische Unternehmerinnen und Unternehmer berichteten, dass der Übergang ins digitale Zeitalter nicht mit einem Fingerschnipp geschieht, sondern dass er für viele Unternehmen eine Zeit- und Ressourcen bindende Großaufgabe darstellt, die sich allerdings nach erfolgreicher Lösung fast immer auszahlt. Mit plastischen Beispielen und Fällen aus dem Arbeitsleben verdeutlichten das die Referenten, die auf der ersten Station der Themenreise in den Hallen des „Kraftverkehr“ in Chemnitz sprachen. In Chemnitz startete die Veranstaltungsreihe, bei der der Freistaat Sachsen und die HHL in den kommenden Wochen in insgesamt zehn Orte in Sachsen reisen, um Erfolgsgeschichten vor Ort zu zeigen und Herausforderungen zu benennen, die sächsische Firmen in Rahmen der Digitalisierung erleben.

    Prof. Dr. Claudia Lehmann, Lehrstuhlinhaberin für Digitale Innovation an der Leipziger Handelshochschule (HHL) und wissenschaftliche Leiterin der Themenreise „Zukunftsland Sachsen“, gab den Teilnehmern einen exklusiven ersten Einblick in ihre laufende Studie zum Stand der Digitalisierung der sächsischen Unternehmen. „Unsere aktuellen Daten zeigen, dass sich die große Mehrheit der beteiligten Firmen bereits an die Aufgabe Digitalisierung gemacht hat und sich bereits 26 Prozent in der Vorreiterrolle sehen. 55 Prozent der beteiligten Firmen ordneten sich im Mittelfeld ein und nur 16 Prozent erachten sich selbst als Nachzügler.“ Die Studie läuft noch bis Ende Dezember, interessierte Unternehmer und Führungskräfte können sich weiterhin beteiligen.
    Die Digitalisierung in ihren vielen Formen ist den Erkenntnissen nach in den Köpfen und Gremien vieler Klein- und Mittelständischer Unternehmen im Freistaat angekommen. Sie wird sie gleichermaßen als enorme Chance gesehen und als große Herausforderung angenommen. Das bestätigte auch Paul Hertwig, der Geschäftsführer der N+P Informationssysteme GmbH aus Meerane, der bereits eine Vielzahl von Kunden bei deren Digitalisierung beraten hat. „Mittelstand bedeutet schon lange nicht mehr Mittelmaß“. Mit den richtigen Produkten und innovativen Vertriebs- und Verwertungsketten sowie kostenpflichtigen Services könne sich ein pfiffiger Mittelständler heutzutage eine Marktführerschaft aufbauen. „Die Digitalisierung gibt dem gewillten Unternehmer viele technische Möglichkeiten für eine starke Skalierung und tiefere Wertschöpfung in die Hand.“ Spezialist Hertwig machte allerdings deutlich, dass für derartige Product-as-a-Service-Angebote keine Digitalisierungslösungen von der Stange gäbe, dazu sei jedes Unternehmen bei Produkten, Kunden, Produktionsprozessen, Technik und Mitarbeitern einfach zu individuell aufgestellt. „Genormte Lösungen werden zwar angeboten, sie müssen aber immer für den Endkunden, in Sachsen also für Klein- und Mittelständler, konfektioniert werden, um wirklich nutzbringend zu sein.“
    Prof. Dr. Lars Fritzsche von imk Automotive Chemnitz zeigte in seiner Präsentation, wie dank einer konsequenten Visualisierung eines Kundenprojektes in Brasilien ein maßgeschneidertes Produkt erstellt wurde - obwohl es sprachliche und arbeitskulturelle Barrieren gab. Aber auch für die Talentfindung- und Mitarbeiterbindung habe man sich bei imk Automotive einen cleveren digitalen Twist erdacht: „Wir geben unsere Software allerdings nicht kostenlos an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, sagte der Fachbereichsleiter Ergonomie. „Die Nutzer sollen schätzen lernen, welches moderne und wertvolle Arbeitsmittel wir ihnen zur Verfügung stellen. So schulen wir die Studierenden und Forschenden direkt an unseren Produkten und finden so im Rekrutierungsprozess schnell zu potenziellen künftigen Mitarbeitern“, erläuterte Fritzsche. Oder auch Neukunden, wenn die Absolventen unsere Lizenzen in ihren eigenen neuen Firmen anwenden.

    Dass auch klassisch-analoge Unternehmen wie der namhafte Stift- und Farbenhersteller Edding dank digitaler Lösungen als Investor und Partner ins Boot geholt werden können, erklärte Dr. Karin Weigelt von der Chemnitzer Prismade Labs GmbH. Zusammen mit dem weltweit bekannten Hersteller aus Schleswig-Holstein hat das digitale Start-up einen transparenten, klebbaren Kontrollchip für offizielle Dokumente und Identifikationskarten namens Prisma ID entwickelt. „Wir kamen mit der Innovationsmanagerin von Edding ins Gespräch, fanden schnell Anknüpfungspunkte und entwickeln seit 2017 Produkte im gemeinsamen FutureLab. Schnell wurde dabei klar, dass zwei komplett verschiedene Unternehmenskulturen aneinander reiben“, so Weigelt. Digitale Produktentwicklung sei von Haus aus als Zwei-Wege-Kommunikation gedacht. „Das bedeutet Aufgeschlossenheit und Lernbereitschaft beim Erreichen des gemeinsamen Ziels, für beide Seiten.“
    Johannes Graf, Produktions- und Vertriebsleiter der Chemnitzer richter & heß Verpackungsservice GmbH, machte deutlich, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer vor dem Start in die Digitalisierung bewusst sein müssten, dass es dabei kein Ende gäbe. „Wichtig ist es sich zu fragen: Wo liegen unsere eigenen Schwierigkeiten und was soll mit der Digitalisierung erreicht werden?“ Den Spaß an der Sache dürfe man auch nicht vergessen: Nicht jeder Mitarbeiter kann oder will mit diesen Themen erreicht werden, so Graf. „An einigen unserer fünf mittelsächsischen Standorte herrscht ein wehmütiger Blick zurück ins Gestern, einigen Mitarbeitern in der Produktion fällt es nicht leicht, sich mit dem Morgen anzufreunden.“ Oft schwinge auch die Angst um den eigenen Job mit. Viele könnten jedoch überzeugt werden, wenn sie live erlebten, wie die Digitalisierung ihren Arbeitsalltag erleichtere und die Produktpalette vergrößere: „Dauerte der Entwurf einer neuen Verpackung mit den herkömmlichen Methoden zwei bis drei Tage, so kreieren wir dank digitaler Lösungen ein präsentierbares Produkt samt Produktions- und Lieferdaten in nur wenige Stunden“, sagte Graf. „Mehr individuelle Verpackungen für unsere Kunden bedeuten auch sicherere Arbeitsplätze für die Kollegenschaft.“
    Nach den sehr interessanten Ausführungen der vier Referenten kamen Teilnehmer und Experteninnen im „Kraftverkehr“ noch tiefer miteinander ins Gespräch: Weitere Treffen, Erfahrungsaustausch und gemeinsame Projekte stehen möglicherweise bald an. Eines wurde in allen Gesprächen nach der erfolgreichen Premierenveranstaltung von „Zukunftsland Sachsen“ immer wieder festgestellt: Die einzige Gefahr, die bei der Digitalisierung offenbar besteht ist, sie zu verschlafen.
    Direkter Link zur Studienteilnahme: https://www.soscisurvey.de/zls/
    Weitere Information zur Kampagne Zukunftsland Sachsen finden Sie unter
    www.zukunftsland-sachsen.de

    „Zukunftsland Sachsen“ reist in Kürze in folgende Orte

    • 11. November, Olbernhau; Fokus: Geschäftsmodelle und Wandlungsfähigkeit
    • 15. November 2021, Wilsdruff; Fokus: Digitalisierung im Handwerk
    • 23. November 2021, Görlitz; Fokus: Zukunftstechnologien für den Strukturwandel
    • 24. November 2021, Bautzen; Fokus: Elektronischer Handel und E-Commerce
    • Dezember 2021, Delitzsch; Fokus: Kompetenzen der Zukunft
    • 6. Dezember 2021, Oelsnitz (V.); Fokus: Mit erfolgreichen Unternehmensnachfolgen
    Digitalisierung gestalten
    • 7. Dezember 2021, Dresden; Fokus: Robot Valley Dresden
    • 13. Dezember 2021, Zwickau; Fokus: Mobilität - Infrastruktur für die Zukunft
    • 15. Dezember 2021, Leipzig; Fokus: Neue Arbeitswelten


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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