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12.11.2021 14:17

„Die Digitalisierung kommt mit aller Macht“

Eva Echterhoff Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

    Kleinunternehmer trifft auf Wissenschaftler und Digitale Vorreiter

    Digitalisierungsprojekt des Freistaates Sachsen und der Handelshochschule Leipzig (HHL) "Zukunftsland Sachsen" im Osterzgebirge. An der Studie der Handelshochschule Leipzig (HHL) können sich Unternehmer und Führungskräfte noch bis Ende Dezember beteiligen. Nächste Termine der Reise sind der 15.10. in Wilsdruff,, 23. November. Görlitz.

    „Die Digitalisierung kommt mit aller Macht“

    OLBERNHAU, 12. Nov 2021 „Meine Generation ist noch ohne digitale Technik aufgewachsen – da ist einem oft gar nicht bewusst, was inzwischen alles möglich ist.“ Dietmar Fischer aus Frankenberg bringt die Lage für viele gestandene Unternehmer auf den Punkt: Die scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Digitalisierung können auch rasch zur Überforderung führen. „Ich bin im Bereich Torservice tätig. Als Einzelunternehmer fehlt mir aber die Zeit, mir dieses Thema selbst zu erarbeiten. Ich würde mir wünschen, ein Wenig an die Hand genommen zu werden und präsentiert zu bekommen, welche Möglichkeiten es gibt.“ Sicherlich würde er die Digitalisierung für seine Zwecke nutzen, wenn er genauer wüsste, was alles möglich sei.
    Eine vom Dietmar Fischer gewünschte Handreichung war die gestrige Veranstaltung der Themenreise „Zukunftsland Sachsen“. Ins historische Olbernhauer „Kraftwerk Saigerhütte“ hatten der Freistaat Sachsen und die Handelshochschule Leipzig (HHL), die Initiatoren des gleichnamigen sachsenweiten Digitalisierungsprojektes eingeladen. Ziel der Veranstaltungsreihe ist, Wissenschaftler, die Experten im Bereich Digitalisierung und Innovation sind zusammenzubringen mit kleinen - und mittelständischen sächsischen Unternehmen, die teilweise Vorreiter sind im Bereich der Digitalisierung oder Unternehmen, die Bedarf sehen, sich auszutauschen um neue Technologien besser für sich nutzen zu können.
    Ganz neue Daten konnte Dr. Sandra Dijk am Nachmittag in Olbernhau präsentieren. Die Gastgeberin des Nachmittages leitet an der Handelshochschule Leipzig (HHL) das „Center for Leading Innovation & Cooperation“ (CLIC). Das angewandte Forschungsinstitut dient als Brücke zwischen Forschung und Praxis und unterstützt Unternehmen zum Beispiel mit maßgeschneiderten Innovationsstrategien. Die praxisorientierte Wissenschaftlerin gab den Teilnehmern einen ersten Blick in die laufende Studie zum Stand der Digitalisierung bei sächsischen Unternehmen:
    „Auch wenn die Studie noch läuft können wir bereits folgendes ablesen: Immer mehr Unternehmen sammeln immer mehr Daten und erkennen darin ein wichtiges Gut. Allerdings beobachten wir auch, dass diese Daten dann gar nicht für Geschäftsmodelle genutzt werden. Hierin könnte ein Ansatzpunkt liegen, die Digitalisierung für den Mittelstand nutzbar zu machen.“ (Dr. Sandra Dijk, Leiterin des CLIC/HHL).

    An der Internet-basierten Studie der Handelshochschule Leipzig (HHL) können sich interessierte Unternehmer und Führungskräfte noch bis Ende Dezember hier beteiligen: https://www.soscisurvey.de/zls/.

    „Digitalisierung ist für jede Firma sinnvoll“, sagt Franziska Klee, Gründerin und Geschäftsführerin eines eigenen Taschenlabels. „Ohne die Digitalisierung gäbe es die Firma nicht. Ich habe zu den Taschen, die ich nähe, einen Blog geschrieben und so gemerkt, dass einen Bedarf für meine Arbeiten dafür gibt.“ Der Austausch über ihre Produkte fand dann immer mehr online statt, der digitale Kontakt zu ihren Kunden ließ sie den nächsten Schritt gehen. „Ich habe ich einen Online-Shop ins Leben gerufen und bekomme die meisten Aufträge darüber, dass mich Neukunden auf der digitalen Plattform Instagram kennenlernen. Mein komplettes Geschäftsmodell basiert also auf der Digitalisierung.“ Dass ein komplett neuer Vertriebskanal durch digitales Arbeiten entsteht, wird auch für Handwerksberufe immer mehr zur Regel. Das findet auch der 65jährige Dietmar Fischer spannend.
    In Olbernhau drehte es sich am Donnerstagnachmittag thematisch um Geschäftsmodelle und Wandlungsfähigkeit. Dazu referierte in der Olbernhauer Saigerhütte auch André Lang von Norafin.
    „Ich bin einer von hier, stamme aus Sehma nahe Annaberg-Buchholz und bin gelernter Landmaschinen- und Traktorenschlosser“, stellt er sich vor. Bereits seit 1997 ist er in seinem heutigen Firma Norafin tätig – zunächst als Innovationsassistent, später dann als Betriebsleiter. Nach einem zweijährigen Auslandsaufenthalt in der Schweiz wurde er 2008 zum Geschäftsführer bei Norafin berufen. Als „Botschafter des Erzgebirges“ hat er sich das Ziel gesetzt, die Region als Wirtschaftsstandort sowie die Arbeitsplätze in der Region nachhaltig stärken. Sein Unternehmen Norafin hat seinen Stammsitz in Mildenau, 190 Mitarbeitende sind hier beschäftigt. Sie beschäftigen sich nicht allein mit Kundenprojekten, sondern forschen auch zur Absorption von Schallwellen in Büros durch Stoffe, zur Nutzung von Textilien als mögliche neue Batterientechnologie oder textilen Filtern zur Abwasserreinigung. Sehr erfolgreich, wenn man weiß, dass die Firma 2015 für den Sächsischen Innovationspreis nominiert war und als Preisträger des „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgezeichnet wurde. Damit nicht genug: Für die Entwicklung einer Flachsvliestapete mit positiver Ökobilanz erhielten die Mildenauer den „Sächsischen Staatspreis für Innovationen“ 2017. Aber selbst so kluge Köpfe wie die Norafin-Mitarbeiter benötigen beim Thema Digitalisierung Unterstützung von Experten außerhalb des Unternehmens. „Wir haben unsere sogenannten Maschinenflüsterer im Haus. Das sind unsere Kollegen, die sich in gewisser Weise mit IT auskennen. Sie sind jetzt dafür zuständig, den IT-Spezialisten von außen zu erklären, was unsere Bedürfnisse im Betrieb sind. Durch diese Übersetzungsleistungen wird unser Betrieb erst richtig effizient.“

    Prof. Dr. Markus Michael, Geschäftsführer der Texulting GmbH aus Chemnitz gibt spannenede Einblicke in seinen Betrieb: „Wir warten Maschinen, die in China oder Indien stehen von hier aus. Es muss niemand mehr durch die Welt fliegen um zu erkennen, welchen Schaden eine Maschine hat. Das kann er am Computer im heimischen Büro erkennen. Und es gibt Mitarbeiter, die wir nur virtuell treffen. So habe ich zum Beispiel mit unserer Mitarbeiterin London noch nie an einem Tisch gesessen.“ Wissenschaftlerin Sandra Dijk betont, dass Digitalisierung eben auch bedeute, dass Führungskräfte Mitarbeitenden, die in der Ferne sitzen, Vertrauen entgegenbringen können. „Führungskräfte müssen in gewisser Weise Kontrolle abgeben können und Mitarbeitende übernehmen mehr Selbstverantwortung für ihre Arbeitsweisen.“
    Dirk Zschenderlein, Abteilungsleiter für Intelligente Produktionssysteme und Prozessmanagement am Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz meint: „Digitalisierung ist das Thema, das mit aller Macht kommt. Das ist gut, denn sie erleichtert das Leben, zeigt neue Möglichkeiten auf und hält viele Optionen offen“. Ganz gleich, ob in der Textilindustrie - oder beim Verkauf von Rolltoren.

    mehr dazu unter www.zukunftsland-sachsen.de

    „Zukunftsland Sachsen“ reist in Kürze mit folgenden Themen in diese Orte

    • 15. November 2021, Wilsdruff; Fokus: Digitalisierung im Handwerk
    • 23. November 2021, Görlitz; Fokus: Zukunftstechnologien für den Strukturwandel
    • 24. November 2021, Bautzen; Fokus: Elektronischer Handel und E-Commerce
    • 1. Dezember 2021, Delitzsch; Fokus: Kompetenzen der Zukunft
    • 6. Dezember 2021, Oelsnitz (V.); Fokus: Mit erfolgreichen Unternehmensnachfolgen
    Digitalisierung gestalten
    • 7. Dezember 2021, Dresden; Fokus: Robot Valley Dresden
    • 13. Dezember 2021, Zwickau; Fokus: Mobilität - Infrastruktur für die Zukunft
    • 15. Dezember 2021, Leipzig; Fokus: Neue Arbeitswelten


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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