idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.11.2021 10:19

Rezessionsrisiko leicht gesunken - IMK-Konjunkturindikator: Erste Anzeichen für Entspannung von Lieferengpässen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, hat in den vergangenen Wochen etwas abgenommen. Die Entspannung ist zwar moderat, es handelt sich aber um den ersten Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit seit dem Frühjahr 2021, als sich die internationalen Lieferengpässe zugespitzt hatten. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, der die aktuell verfügbaren Daten zur Wirtschaftslage bündelt. Für den Zeitraum von November bis Ende Januar 2022 weist der Indikator ein Rezessionsrisiko von 40,8 Prozent aus, nach 44,1 Prozent im Vormonat.

    Damit wächst der Abstand zur 50 Prozent-Schwelle etwas, was eine Fortsetzung des Aufschwungs signalisiert. Korrespondierend ist die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs in den kommenden drei Monaten auf aktuell 25,1 Prozent gestiegen, nach 19,9 Prozent im Oktober. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist etwas gesunken. Trotz der leichten Aufhellung bleibt der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf „gelbrot“. Damit prognostiziert er für die kommenden drei Monate eine „erhöhte konjunkturelle Unsicherheit“, aber kein Ende der wirtschaftlichen Erholung. In seiner aktuellen Konjunkturprognose rechnet das IMK mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent in diesem Jahr.

    IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld wertet die neuen Indikator-Zahlen als erstes Anzeichen dafür, dass sich die Situation in den internationalen Lieferketten etwas entspannt. „Es lässt sich noch nicht sicher sagen, ob die aktuelle Datenlage schon eine Trendwende bei den angebotsseitigen Engpässen signalisiert.“, sagt der Forscher. „Trotz aller Unsicherheit deutet sich aber eine Stabilisierung des Wachstumstempos durch das außenwirtschaftliche Umfeld an.“ Allerdings entstünden durch die stark wachsende vierte Covid-Welle in Deutschland gleichzeitig neue Risiken, warnt Hohlfeld: „Es bleibt zu hoffen, dass die binnenwirtschaftliche Dynamik in den nächsten Wochen nicht durch einschränkende Maßnahmen infolge der hohen Corona-Infektionszahlen in Mitleidenschaft gezogen wird.“

    Der aktuelle leichte Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit beruht vor allem auf steigenden Auftragseingängen aus dem Ausland für die deutsche Industrie. Diesem Aufwärtstrend, der sich auch in den um Großaufträge bereinigten Daten zeigt, misst der Konjunkturindikator eine hohe Bedeutung zu. Ebenfalls positiv auf die Prognose wirkt sich der anhaltend hohe Auftragsbestand der Unternehmen aus, denn er legt nahe, dass es bislang nicht in einem nennenswerten Umfang zu Stornierungen von Aufträgen gekommen ist. Zudem waren im Oktober erstmals seit Beginn der konjunkturellen Erholung nach der Coronakrise die Frachtkosten für Container leicht rückläufig, während der Containerumschlag weiterhin moderat wächst. Gebremst wurde die Aufhellung der Aussichten von schlechteren Werten beim ifo-Geschäftsklimaindex und bei den Auftragseingängen aus dem Inland; diese Faktoren haben eine stärkere Abnahme der Rezessionswahrscheinlichkeit verhindert.

    In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Peter Hohlfeld
    IMK-Konjunkturexperte
    Tel.: 0211-7778-338
    E-Mail: Peter-Hohlfeld@boeckler.de

    Rainer Jung
    Leiter Pressestelle
    Tel.: 0211-7778-150
    E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de


    Originalpublikation:

    Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm

    Zur aktuellen IMK-Konjunkturprognose: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-deutsche-wirtschaft-wachst-um...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).