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31.03.2004 09:19

Ausbildungsplatzabgabe belastet vor allem Großbetriebe!

Dr. Ilona Zeuch-Wiese Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

    BIBB legt Untersuchung zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung vor

    Ausbildung rechnet sich für die Betriebe - und ist eine lohnende Investition in die Zukunft. Hinsichtlich der Höhe ihrer Ausbildungskosten und der Zeit, in der sich die Kosten amortisieren, gibt es zwischen den Betrieben allerdings erhebliche Unterschiede. Dies macht eine ausführliche Analyse zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland (Detaillierte Zahlen zu Ausbildungskosten und Ausbildungsnutzen s. BIBB-Pressemitteilung Nr. 39/2002 vom 17.10.2002 - www.bibb.de/de/5297.htm) deutlich, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf der Grundlage einer repräsentativen Betriebsbefragung jetzt vorgelegt hat. Die Untersuchungsergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für eine Beurteilung der von der Bundesregierung geplanten Ausbildungsplatzabgabe.

    In der Untersuchung wird festgestellt:

    - Ein Teil der Betriebe zieht bereits aus der Ausbildung selbst, also aus der produktiven Arbeitsleistung der Auszubildenden während der Ausbildungszeit, finanzielle Vorteile - unabhängig von einer späteren Übernahme der Auszubildenden in ein Beschäftigungsverhältnis. Dies betrifft tendenziell eher kleinere Betriebe.

    - Der andere Teil der Betriebe erzielt seinen Gewinn aus der Ausbildung dagegen erst später - und deutlich nach der Ausbildungszeit: Sie bilden aus, um langfristig ihren Fachkräftebedarf zu sichern. Aus diesem Grund übernehmen sie einen hohen Anteil ihrer Auszubildenden in ein Beschäftigungsverhältnis. Hierzu gehören tendenziell eher größere Betriebe.

    Die in der "Formulierungshilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für einen Gesetzesentwurf zur
    Ausbildungsplatzabgabe" festgelegte Mindestausbildungsquote von 7 % erfüllen vor allem kleinere Betriebe; Großbetriebe
    liegen im Normalfall darunter. Betriebe mit einer Quote von über 7% sollen einen finanziellen Leistungsausgleich erhalten, während Betriebe mit einer geringeren Quote eine Abgabe zahlen sollen.

    Werden die o.g. Ergebnisse der BIBB-Untersuchung auf die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsplatzabgabe bezogen,
    bedeutet das:

    - Insbesondere Großbetriebe (die in der Regel unter der 7%-Quote liegen) werden die Lasten der Ausbildungsplatzabgabe zu tragen haben. Sie addieren sich zu den hohen Kosten der von ihnen ausgebildeten Berufe (z.B. Mechatroniker/-in oder Industriemechaniker/-in), die erst längerfristig, nach Weiterbeschäftigung der Auszubildenden, ausgeglichen werden können.

    - Kleinbetriebe hingegen würden von der Ausbildungsplatzabgabe profitieren: Neben der Tatsache, dass ihre Ausbildungsschwerpunkte häufig bei Berufen mit geringeren Kosten liegen (z.B. Bäcker/-in, Friseur/-in) und sie bereits während der Ausbildung einen Gewinn erzielen, würden sie im Falle einer Ausbildungsplatzabgabe auch noch eine zusätzliche finanzielle Förderung erhalten.

    Fazit: Die geplante Ausbildungsplatzabgabe belastet vor allem solche Bereiche, in denen die Ausbildung sehr teuer ist und Ausbildungsinvestitionen sich erst langfristig auszahlen. Begünstigt wird dagegen die Ausbildung in Bereichen, in denen Ausbildung weniger kostet und die Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis seltener ist.

    Für das Ausbildungsverhalten der Betriebe könnte dies fatale Folgen haben: Weil der geplante Abgabebetrag pro
    Auszubildenden für Großbetriebe in aller Regel geringer ist als die Kosten für eine erfolgreiche Ausbildung, kann davon
    ausgegangen werden, dass Großbetriebe ihre zurzeit noch aus gesellschaftlichem Engagement betriebene Überbedarfsausbildung weiter einschränken und ihre Ausbildungsaktivitäten zurückfahren werden. Für kleinere Betriebe mit sehr niedrigen Ausbildungskosten werden dagegen positive Anreize für zusätzliche Ausbildungsplätze gegeben.

    Die Ausbildungsplatzabgabe würde damit zu wesentlichen Veränderungen in den inhaltlichen Strukturen des deutschen
    Berufsbildungssystems führen.

    Die BIBB-Studie " Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland"
    - setzt sich differenziert mit den Kostenstrukturen für unterschiedliche Bereiche der Wirtschaft und für die verschiedenen Ausbildungsberufe auseinander,
    - analysiert die wesentlichen Einflussgrößen für die Höhe der Kosten,
    - untersucht die Bedeutung der unterschiedlichen Nutzendimensionen und deren wichtigste Einflussfaktoren und
    - stellt einen Zusammenhang her zwischen der betrieblichen Ausbildung und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von
    Betrieben und kommt zu dem Ergebnis: Eine hohe Wertschätzung der eigenen Ausbildung zahlt sich auf dem Markt aus.

    Die vom BIBB herausgegebene Veröffentlichung von Ursula Beicht, Günter Walden und Hermann Herget, "Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland" ist zum Preis von 19,90 Euro zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11, Fax 0521/911 01-19, e-mail: service@wbv.de

    Auskünfte zur Studie erteilen im BIBB Günter Walden (Tel.: 0228/107-1315, E-Mail: walden@bibb.de), Ursula Beicht (Tel:
    0228/107-1314; E-Mail: beicht@bibb.de), Hermann Herget (Tel.: 0228/107-1312, E-Mail: herget@bibb.de)


    Weitere Informationen:

    http://www.bibb.de/de/5297.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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