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05.04.2004 10:57

Anders prüfen

Dr. Olaf Kaltenborn Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Lehr- und Fortbildungsoffensive, Teil 8: Im Modellstudiengang für Medizin der Universität Witten/Herdecke entwickelt man eigene Prüfungsstandards für eine bessere Medizinerausbildung, die sich an internationalen Vorbildern in den USA und den Niederlanden orientieren.

    Prüfungen in Medizin gleichen oft dem berühmten Hornberger Schießen. Jenes Wissen, das sie eigentlich abprüfen sollen, kommt in ihnen kaum vor. Das Wissen, das sie abprüfen, ist oft klinisch irrelevant, so genanntes "Fußnotenwissen". In besonderer Weise trifft das auf die berühmt-berüchtigten Multiple-Choice-Tests des ersten und zweiten medizinischen Staatsexamens zu.

    Dass es auch anders geht, beweisen neuartige Prüfungsformen des Modellstudienganges Medizin der Universität Witten/Herdecke (UWH). Die UWH ist z.B. eine der wenigen Hochschulen, an der Medizinstudierende nach dem vierten Semester nicht geschlossen zum ersten Staatsexamen anrücken, sondern die Anforderungen des Staatsexamens durch einen Mix spezieller, Studien begleitender Prüfungen in Witten erfüllen. Die Prüfungen sind so gestaltet, dass sie der praxisorientierten und patientennahen Ausbildungsphilosophie des Wittener Modellstudienganges entsprechen: "MEQ" und "OSCE", "Triple jump", "Progress-Tests", und "OSLER" - hinter diesen Kürzeln verbirgt sich eine völlig andere Prüfungsphilosophie: "Bei der Gestaltung unserer Prüfungen berücksichtigen wir, dass bei uns in Witten fallorientiert gelernt wird", sagt Prodekanin Prof. Dagmar Gustorff, im Fachbereich Medizin zuständig für die Lehre. "Wir wollen unseren Studierenden nur jenes Wissen vermitteln, das sie wirklich brauchen und auch anwenden können. Wir wollen hervorragende Mediziner, die später dem Berufsleben als Haus- oder Klinikarzt und -ärztin fachlich sowie menschlich gewachsen sind. Das wird mit den sonst üblichen Prüfungsstandards nicht erreicht."
    Beispiel "MEQ" (Modified essay question test). Drei dieser umfangreichen schriftlichen Prüfungen ersetzen in Verbindung mit zwei "OSCEs" das erste Staatsexamen, früher Physikum. Was verbirgt sich dahinter? Im Gegensatz zum Ankreuztest des Staatsexamens müssen sich Wittener Studierende am Ende des 2., 3. und 4. Semesters jeweils einem benoteten MEQ stellen. Der Test wird jedes Jahr in Abstimmung mit bis zu 15 Fachdozentinnen und -dozenten neu entwickelt. Die Studierenden müssen dabei selbstständig Antworten auf bestimmte medizinische Problemstellungen formulieren.
    Beim OSCE (Objective structured clinical examination) kommt es dagegen darauf an, Wissen auch praktisch anwenden zu können. Dieser Prüfungstyp steht jeweils am Ende der praktischen Untersuchungskurse . Die Studierenden müssen dabei in einer Klinik einen Prüfungsparcours mit etwa 20 Stationen absolvieren. Hinter jeder Tür befindet sich ein speziell geschulter Simulationspatient. Ein Arzt beobachtet, ob der Prüfling die Untersuchung korrekt durchführt, die Diagnose richtig stellt und eine einwandfreie Behandlung vorschlägt. "Wir gehen damit weit über das hinaus, was im Staatsexamen von den Studierenden verlangt wird", sagt Dr. Katrin Peters, Verantwortliche für den Prüfungsausschuss der Medizinfakultät.

    Mit dem in jedem Semester obligatorischen Progress-Test können Studierende zudem ihr eigenes Leistungsniveau ständig selbst überprüfen. Dieser von der Universität in Kooperation mit der Charité in Berlin selbst entwickelte Multiple-Choice-Test soll den angehenden Medizinerinnen und Medizinern zu einer realistischen Einschätzung ihres eigenen Wissensstandes verhelfen. Die Vorbilder für diese innovativen Prüfungsformen stammen z.T. aus den USA und den Niederlanden. "Dort werden Mediziner wesentlich praxisnäher und fallbezogener geprüft als bei uns in Deutschland", weiß Katrin Peters.

    "Das Medizinstudium in Witten ist ziemlich hart", dämpft Prodekanin Dagmar Gustorff immer wieder aufkommende Hoffnungen von Erstsemestern, in Witten bekäme man seinen Abschluss womöglich leichter als anderswo, weil man die eigenen Prüfungen den staatlichen vorzieht.

    Kontakt: Dr. Katrin Peters, Tel.: 02302/926-728, -793; Mail: peters@uni-wh.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-wh.de/medizin/index.html


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    Medizinstudierende an der Universität Witten/Herdecke
    Medizinstudierende an der Universität Witten/Herdecke

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Medizinstudierende an der Universität Witten/Herdecke


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